Bauwerk

Inn the Park
Hopkins Architects - London (GB) - 2004

Pavillon im Grünen

Michael Hopkins' «Inn the Park» im Londoner St. James's Park

3. Dezember 2004 - Hubertus Adam
Der St. James's Park ist eine grüne Oase im Herzen von Westminster: beliebt als Ort für eine erholsame Arbeitspause bei denjenigen, die ringsum im Regierungsviertel arbeiten, gern besucht aber auch von Touristen, da zwischen Buckingham Palace und Westminster Abbey, Trafalgar Square und Houses of Parliament gelegen. Seine heutige Form erhielt der aus einem königlichen Wildpark hervorgegangene und später französisch umgestaltete Park 1828 durch John Nash, der ursprünglich plante, ihn - wie den Regent's Park - mit rahmenden Bauten zu umgeben. Komplementär dazu blieb der Park selbst mit seinen organisch geschwungenen Wegen und dem künstlich angelegten See von Bebauung frei.

Auf diese ursprüngliche Konzeption besann sich Michael Hopkins, als er von der Verwaltung der königlichen Parks den Auftrag erhielt, ein «Cakehouse» aus den sechziger Jahren durch einen Neubau zu ersetzen. Gelungen ist ihm das vortrefflich: Das im Juli eingeweihte, durch seine Holzverkleidung geprägte Gebäude, mit leicht ironischer Doppeldeutigkeit «Inn the Park» genannt, sucht nicht wie sein Vorgänger den Kontrast zur umgebenden Natur, sondern geht in ihr auf. Entstanden ist ein tropfenförmiges Bauwerk, das mit einer geschwungenen Terrasse und Kolonnade nach Süden geöffnet ist, während es nach Norden hin - in einem Erdhügel verborgen - unsichtbar bleibt. Während es hier wie eingegraben wirkt, eröffnet die von einer Brüstung begrenzte Ebene über der Kolonnade Ausblicke über den See hinweg in Richtung Whitehall.

Michael Hopkins, 1935 geboren und Anfang der siebziger Jahre Partner von Norman Foster, hat im vergangenen Jahrzehnt Abstand vom britischen Hightech genommen und eine Position gefunden, die sich stärker um das Spezifische des Ortes bemüht. Zu erwähnen sind die Erweiterung des Opernhauses von Glyndebourne, die Ergänzung des Bracken House in London oder der elegante, mit Naturstein verkleidete Bau des Emmanuel College in Cambridge. Zu den neueren Arbeiten zählen die faszinierende Westminster- Station der Jubilee-Line in London, deren massiges Tragwerk wie eine zeitgenössische Paraphrase von Piranesis «Carceri» wirkt, aber auch die Erweiterung der City Art Gallery in Manchester: Hier bezog sich Hopkins mit seinen vorfabrizierten Betonelementen auf Louis I. Kahn.

Das «Inn the Park» genannte Bauwerk hingegen stellt Hopkins in die Tradition des englischen Landschaftsparks: Wie er selbst betont, hat er sich beim Entwurf vom «Praeneste»-Pavillon im Park Rousham bei Oxford, der von William Kent um 1730 umgestaltet wurde, inspirieren lassen. Kents kleines Gebäude besteht aus einer mit sieben Gewölben als Aussichtspunkt raumhaltig ausgebildeten Futtermauer, die ein oberes und ein unteres Geländeniveau voneinander trennt und den gebildeten Parkbesucher an die Substruktionen des Fortunatempels von Palestrina, dem antiken Praeneste, ebenso erinnerte wie an die Loggien der italienischen Renaissancegärten. Sitzt man im neuen Café zwischen den Säulen, so mag sich beim gerahmten Blick über den See ein ähnliches Gefühl einstellen wie in Rousham. Ähnliches gilt, wenn man vom Ufer in Gegenrichtung auf das Bauwerk blickt, das von Büschen und Bäumen flankiert wird.

Die geschwungenen Wände, aber auch das Holz des Bodens verbindet beim «Inn the Park» innen und aussen. Zum Holz treten hier Raumteiler aus Marmorscheiben und Regale aus Kupferblech. Die gepolsterten Metallstühle sind mit Kunstleder in Kroko-Optik überzogen. Für die gelungene Möblierung war im Übrigen Tom Dixon verantwortlich, der seit einigen Jahren als Chefdesigner für Terence Conrands Habitat-Kette tätig ist, in London als Szenestar gilt und in diesem Jahr die Auswahl für das «International Design Yearbook» getroffen hat.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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