Bauwerk

Burgarena Reinsberg
Johannes Zieser - Reinsberg (A) - 1999

„Intelligente Architektur mit Mehrwert“

Interview mit Preisträger Johannes Zieser

4. Mai 2002
Was bedeutet „temporäre Architektur“ für Sie?

Johannes Zieser: Als Architekt sagt man sich nicht: So, jetzt mach ich temporäre Architektur. Man hat nach Auftragsübernahme eine Vielzahl von Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Die Beschaffenheit des Ortes, an dem gebaut wird. Aber natürlich auch der finanzielle Rahmen, mit dem man auskommen muss. Im Fall der Burgarena Reinsberg war sehr wenig Geld da. Da war es für mich besonders reizvoll, trotzdem eine intelligente Lösung mit Mehrwert zu finden. Mit billigen, filigranen Materialien.


Was verstehen Sie unter Mehrwert am Beispiel Reinsberg?

Zieser: Das frei schwebende Dach bietet ungefähr 650 Zuschauern Schutz. Da es mobil ist, kann man sich den Aufführungsort innerhalb der Arena auswählen. Braucht man eine überdachte Bühne oder einen geeigneten Platz für eine Party oder für ein Beachvolleyball-Turnier. Es können also viele verschiedene Räume in der Arena entstehen.
Die Konstruktion eines frei schwebenden Daches, das auf einem alten Autokran befestigt wird, scheint gewagt.
Zieser: Es gibt heute noch Menschen, die fragen, wann wir endlich fertig sind. Im Ernst: Es war für mich spannend, zu einem Bauwerk, das so viel Macht symbolisiert wie eine Burg, einen Kran wie diesen mit seiner Maschinenästhetik zu stellen. Er wirkt wie ein mit Ketten behangenes Schlachtross. Wir haben ihn noch dazu schwarz lackiert.


Lieben Sie die Provokation?

Zieser: Manchmal muss es sein: Dass man gegen die Erinnerungen, die einem Ort innewohnen, baut. Zum Beispiel bei Ausstellungsarchitektur und ähnlich kurzlebiger Architektur. Bei Gebrauchsarchitektur, der Mehrzahl aller Projekte jedes Architekten, mache ich das aber nicht. Da bemühe ich mich eher, das Wohlbehagen der Menschen in den Räumen zu fördern. Also mit ihren Gefühlen sehr sensibel umzugehen. Ich fühle mich da als ein klassischer Modernist mit stark humanbezogenen Elementen.


Welche Projekte des Büros Zieser werden in nächster Zeit realisiert?

Zieser: Der Zufall wollte es, dass wir in letzter zeit sehr viel mit altem Baumaterial arbeiten. Aufgrund einiger Wettbewerbe, die wir gewonnen haben. Hier allerdings bemühen wir uns immer, die Geschichte eines Ortes zum Bestandteil unseres Entwurfes zu machen - freilich in der Sprache unserer Zeit. Wir bauen zum Beispiel gerade das Schloss Würmla, ein Jagdschloss, um. Die Fassade, die teils prunkvollen Stiegen bleiben bestehen. In den großen hohen Räumen aber entstehen Maisonette- Eigentumswohnungen. In St. Peter in der Au nahe Amstetten bauen wir ein Renaissanceschloss zu einem Gemeindeamt um. Der Meierhof in Öhling ist ein weiteres Projekt: Er wird zu einem Gemeindezentrum mit Wohnungen umgearbeitet.

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