Bauwerk

Burgarena Reinsberg
Johannes Zieser - Reinsberg (A) - 1999

Ein mobiles Burgarena-Dach für alle Fälle

Der Wettbewerb „Freiraum /01“ prämierte junge Ideen zum Thema „temporäre Architektur“. Den dritten Platz in der Kategorie „Bekannt und etabliert“ erreichte der Amstettner Johannes Zieser mit der Überdachung der Burgarena Reinsberg.

4. Mai 2002
Schon 1999 wurde mit der alten verfallenen Ruine im südwestlichen Niederösterreich ein Ort geschaffen, der durch Theateraufführungen und Events die Region mittlerweile kulturell wiederbelebt. Der mit der Gestaltung beauftragte, aus Amstetten stammende Architekt Johannes Zieser setzte mit zeitgemäßen Formen und Elementen einen recht deutlichen Kontrapunkt zu den Resten der ehemaligen Burg und spannte so einen gestalterischen Bogen vom ersten ins dritte Jahrtausend.

Die Details: Der mächtige Palas, der historisch älteste Teil der Anlage, wurde durch balkonartige Stahlbetonstützen, deren rote Überdachungen an Zugbrücken erinnern, ergänzt. Als räumliche Abgrenzung des unteren Burghofes wurde ein „Infrastrukturgebäude“ mit Buffet, Küche, Büro, Lagerräumen und überdachter Zuschauerterrasse errichtet. Das Problem der Überdachung des unteren Burghofes wurde mit „temporärer Architektur“ gelöst. Ein alter, schwarz lackierter, etwa 35 Meter hoher Autokran trägt eine riesige elliptische, dünnwandige Leichtkonstruktion, die frei schwebend über dem Burghof hängt, und so für Wetterschutz sorgt. Bei Regen und bei Sonnenschein.

Da das Dach beweglich ist, kann es aber auch Räume schaffen - für verschiedene Veranstaltungen in verschiedenen Bereichen des Burghofs. In Reinsberg (www.reinsberg.at) gibt es nämlich Theateraufführungen, Partys, Hochzeitsbankette, aber auch Sport-Turniere. Vom 8. bis 22. August wird Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni aufgeführt, damit startet das dreijährige Festival „Mozart in Reinsberg“.

Der kleinst denkbare, nach außen abgeschlossene Raum unter dem frei schwebenden Dach kann auch geschaffen werden: Bodenlange Vorhänge werden von der Konstruktion heruntergelassen. Die intimste Variante der Eventgestaltung in der Arena, die allerdings dem Wind auf der Burg große Angriffsflächen bietet.

Zieser meint, im „Normalfall“ würde ein Architekt „ein Kind zur Welt bringen“, danach aber nur mehr wenig emotionale Bindung zum Ergebnis der Arbeit haben, weil er sich neuen Projekten widmen muss. Im Fall der Burgarena Reinsberg fühle er aber so etwas wie eine dauerhafte Verbundenheit, da sich hier immer wieder neue Gestaltungsvarianten ergeben.

Die Begründung der Jury, den dritten Preis „Bekannt und etabliert“ an Johannes Zieser zu vergeben: „Ein großartiges Projekt, das dem Thema des Wettbewerbs wie kein zweites gerecht wird. Es ist Sonnensegel und Witterungsschutz, Akustiksegel und Lichtreflektor.

Es definiert den Ort, an dem es steht und gibt ihm Bedeutung. Als zeitbezogene Antwort auf die Bierzeltromantik vergangener Tage bereichert es das Ambiente von Dorf-und Stadtfesten.“

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