Bauwerk

Stadthalle
Klaus Kada - Graz (A) - 2002

Spaß mit Bewegung

Mit seiner neuen Grazer Stadthalle hat sich Architekt Klaus Kada einmal mehr als innovativer Architekt erwiesen.

8. Oktober 2002
Ein neues architektonisches Signal hat Graz mit der neuen Stadthalle erhalten, die gestern eröffnet wurde. Es ist das erste Bauprojekt, das im Rahmen des „Kulturhauptstadtjahres 2003“ fertig gestellt wurde. Architekt ist der Grazer Klaus Kada, der u.a. auch das Festspielhaus in St. Pölten gebaut hat.

Die neue Mehrzweckhalle am Messegelände der Konrad-von-Hötzendorf-Straße, die ein Fassungsvermögen von 11.500 Personen hat, ist auch städtebaulich interessant. Sie könnte zu einem neuen peripheren Stadtkern von Graz werden.


Dimension zweier Fußball-Felder

So groß wie zwei Fußballfelder ist das Hallendach, das nur von vier mächtigen Stützen getragen wird. Darunter hängt freischwebend der Tagungs-Saal. Mit Glasflächen bis zur Decke und einer Ostwand, die sich zur Gänze öffnen lässt, Nord und Südwänden, die sich jeweils zur Hälfte öffnen lassen, geht die neue Halle fließend in den grünen Parkraum des Messegeländes über.

„Dieses Ei haben wir uns selbst gelegt. Aber man kann ja auch auf den Mond fliegen. Das heißt, es ist nicht so ein Problem, man muss halt nachdenken, studieren“, erklärt Klaus Kada.


Begehbares Dach

Das Hallendach ist ein begehbares Raumfachwerk aus Stahl, in dem die gesamte Klimatechnik untergebracht ist.

„Es ist ein unheimlicher Spaß, die Bewegung dieses Daches, das sich in den Spitzen bis zu 30 Zentimeter bewegt, in den Griff zu bekommen und da die Hülle anzuschließen. Der Bau und die Räume bewegen sich plötzlich - und das ist eine technische Herausforderung, die wir natürlich gerne annehmen“, so der Architekt.


Spezielle Konstruktion

Bei starkem Wind oder unter schweren Schneelasten bewegt sich das Dach. Und bei starker Sonneneinstrahlung dehnt sich die Stahlkonstruktion aus. Trotz dieser Beweglichkeit muss die Halle dicht sein und den akustischen Anforderungen entsprechen.

Eine besondere Herausforderung war in diesem Zusammenhang die Fuge, die zwischen Dach und freischwebender Halle entstand: Sie muss Lärm bis zu 106 Dezibel von der Außenwelt abhalten und darf keine Wärme entweichen lassen.


Eine Mehrzweck-Halle

Denn die neue Grazer Stadthalle soll für Musik Events ebenso zur Verfügung stehen wie für Sport- oder Messe-Veranstaltungen.

„Ursprünglich war auf diesem Areal eine Messehalle geplant. Nachdem aber damals die Existenz der Messe in Frage gestellt und diskutiert wurde, war es so, dass meine Entscheidung für eine Grazer Veranstaltungshalle fiel, die die Stadt benötigt. Und es spricht niemand mehr von Messehalle, sondern nur noch von Stadthalle. Es war sozusagen durch die Hintertür herein ein Großraum zu schaffen, der nicht nur die Messe, sondern vorwiegend auch Großveranstaltungen aufnehmen kann“, erläutert Kada.


Kadas Lust am Konstruieren

Viel Spaß am Konstruieren bewies Klaus Kada bereits mit seinem Glas-Museum im weststeirischen Bärnbach, mit dem er Mitte der 80er Jahre auf sich aufmerksam machte. Im Zuge einer Landesausstellung zum Thema Glas / Kohle wurde dieser Versuchsbau errichtet, der den Baustoff Glas in all seinen Anwendungsmöglichkeiten präsentierte.

„Und nachdem wir uns auf diesem Gebiet ausgekannt haben und in diese Sphäre eingedrungen sind, war es natürlich für die nächsten Bauten ein Leichtes, sich in die Glasthematik hineinzudenken. Wir haben ja dann auch andere Bauten umgesetzt“, erzählt Kada.


Erste Belastungsprobe

Die erste Belastungsprobe wird die neue Stadthalle in Graz Ende der Woche bewältigen: dann ist sie Austragungsort des Weltfriedens-Kongresses der Buddhisten. Zum Kalachakra Graz werden 10.000 Teilnehmer erwartet.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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