Bauwerk

Sanatorium Purkersdorf
Josef Hoffmann - Purkersdorf (A) - 1904

Sanatorium für die elegante Wiener Gesellschaft

Das Sanatorium Purkersdorf ist das Hauptwerk der kubisch-geometrischen Phase des Wiener Jugendstils.

30. Mai 2003
Bereits im 19. Jahrhundert soll hier eine Heilquelle für Erquickung gesorgt haben, in den Jahren 1904-1906 entstand in Niederösterreich einer der wichtigsten Bauten der Moderne: das „Sanatorium Purkersdorf“. Das in Fachkreisen weltbekannte Haus wurde von Josef Hoffmann, einem Gründungsmitglied der Wiener Secession, für den Bauherren Victor Zuckerkandl errichtet. Zuckerkandl, Generaldirektor der schlesischen Eisenwerke Gleiwitz, erwarb das Gelände als „Wasserheilanstalt samt Kurpark“ 1903.

Den Auftrag vermittelte eine der wichtigsten Figuren des Wiener Geisteslebens: Berta Zuckerkandl, bekannte Publizistin und Schwägerin des Bauherren.


Bautechnische Pionierleistung

Heute wird das Sanatorium international nicht nur als Höhepunkt und Gesamtkunstwerk des Wiener Jugendstils gefeiert, sondern gilt als erster öffentlicher Bau in Stahlbetonbauweise. Es wurde eine bis zum Äußersten vereinfachte architektonische Formensprache entwickelt - eine Pionierleistung der Moderne.

„Die Eisenbetonkonstruktion ermöglichte vor allem im Treppenhaus und im Speisesaal eine ganz der geometrischen Formensprache entsprechende Ausdrucksweise“, heißt es in einem Artikel der nextroom-Datenbank.


Möbel der „Wiener Werkstätte“

Repräsentanten elegantester Wiener Gesellschaftsschichten unterzogen sich im Sanatorium Badekuren und physikalischen Therapien. Die Inneneinrichtung stammte aus der gerade erste gegründeten „Wiener Werkstätte“. Josef Hoffmann, einer der Gründerväter, sorgte für die Entwürfe, die Einzelstücke gehören zu den bedeutendsten Möbeldesigns der Periode. Die Möbel „verschwanden“ in den Nachkriegsjahren.

1926 wurde gegen den Willen Josef Hoffmanns durch den Wagner-Schüler Leopold Bauer mit Rücksicht auf den großen Raumbedarf eine Aufstockung vorgenommen, welche die ursprüngliche künstlerische Konzeption entscheidend beeinträchtigte.


Lazarett und Krankenhaus

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war im Gebäude ein Lazarett untergebracht. Es wurde 1945 von der russischen Besatzung requiriert. 1952 erwarb die evangelische Kirche das Haus und führte es als Krankenhaus für Innere Medizin, das Kurhaus wurde später zum Altersheim.

Die Pavillons im südöstlichen Teil des Grundstückes mussten wegen Baufälligkeit abgerissen werden. 1975 wurde der Betrieb eingestellt, das Gebäude samt Park war in der Folge ungenutzt.


Sanierungspläne seit 1986

Seit 1986 gab es Pläne, das Bauwerk zu sanieren. Baumeister Walter Klaus hat das dem Zerfall überlassene und unter Denkmalschutz stehende Gebäude 1991 erworben und die Außenrenovierung mit der typischen äußeren Gliederung durchgeführt. Ende 1994 wurde mit dieser Sanierung begonnen. Bis zum Sommer 1995 wurde die Fassade restauriert, die Aufstockung aus den 20er Jahren wurde abgerissen.


Kultstück „Alma“

1996 kam bei den Wiener Festwochen ein Simultandrama des israelischen Dramatikers Joshua Sobol im Sanatorium zur Aufführung, das zum Kultstück avancierte: Alma- A ShowBiz ans Ende. Das von Paulus Manker inszenierte Stück gastierte in den folgenden Jahren auch erfolgreich in Venedig und Lissabon.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Viktor Zuckerkandl

Fotografie

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