Bauwerk

Volks- und Hauptschule
Roland Gnaiger - Warth (A) - 1992
Volks- und Hauptschule, Foto: Margherita Spiluttini
Volks- und Hauptschule, Foto: Friedrich Achleitner
14. September 2003 - Az W
Warth ist ein Bergbauerndorf, über 1500 m hoch am Arlberg gelegen, erst seit kurzem zum fashionablen Ski-Ort aufgestiegen. Die neue Schule ist in Österreich ein Sonderfall. Sie enthält nur zwei Klassen - aber mit allen für eine Hauptschule nötigen Sonderräume: Werkraum, Küche, Turnsaal, Gruppenräume für EDV und Fremdsprachen. Gnaiger hat den -an der Schülerzahl gemessen - großen Raumbedarf so definiert, daß damit auch für die fehlenden öffentlichen Einrichtungen des Ortes Platz geschaffen wurde. Der Bau liegt neben dem alten Gemeindehaus an einer steilen Hangkante und an der einzigen, entsprechend wertvollen Ebene des Gemeindegebietes. Um diese Fläche für Spiel, Sport und Feste zu erhalten, ja zu vergrößern, wurde der Neubau in den angrenzenden Steilhang hinausgesetzt, wurden die Funktionen vertikal in ein kompaktes Volumen gestapelt.
Auffälligstes Merkmal ist das große Dach, eine flache Pyramide aus unterspanntem Holzfachwerk mit rundum hochgezogenen, weit auskragenden Vorsprüngen. Im „Schneeloch“ Warth hat dieses Dach elementare Bedeutung. Die Schneelasten erreichen enorme Ausmaße, drei Meter und mehr. Gnaiger wollte den Schulgrundriß ganz offen, frei von statischen Zwangspunkten halten. Er musste also ein Dach konstruieren, das mit möglichst wenig Eigengewicht 500 Tonnen Schneelast tragen und das Haus frei überspannen kann, und zwar so, daß der Schnee oben liegen bleibt und keine gefährlichen Eiszapfenbildungen oder Dachlawinen entstehen.
Das Resultat ist eine für den Topos, das Programm, das Klima, die verfügbare Technik und die kulturelle Situation des Ortes maßgeschneiderte Architektur, deren strukturelles, ganzheitliches Konzept bis in die Details der ebenfalls neu entwickelten Möblierung verfeinert ist. Der Bau ist präzise und untrennbar in seinen Ort verwurzelt - und dennoch von einer universellen Haltung geprägt. Er ist einzigartig, obwohl er genau das nicht beabsichtigt. Er ist in vielen Teilkomponenten konventionell, in deren Summe weist er weit über das Alltägliche hinaus. Ein Schlüsselwerk der Szene der „Vorarlberger Baukünstler“.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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