Bauwerk

Wohnbebauung ´Laxenburger Strasse´
ARTEC Architekten - Wien (A) - 2001
Wohnbebauung ´Laxenburger Strasse´, Foto: Alexander Eugen Koller
Wohnbebauung ´Laxenburger Strasse´, Foto: Alexander Eugen Koller

Vielschichtiges Wohngewebe

Welche Möglichkeiten Wohnbau unter den gängigen Bedingungen anbieten kann, zeigt eine soeben fertig gestellte Anlage von ARTEC in Wien-Favoriten.

1. Dezember 2001 - Franziska Leeb
Ihren ersten Wiener Geschoßwohnbau haben Bettina Götz und Richard Manahl, bekannt unter ARTEC, soeben fertig gestellt. Rund 400 Mietwohnungen mit Eigentumsoption birgt die Anlage der Bauherren Heimbau und GSG an der Ecke Dieselgasse/Laxenburger Straße im zehnten Wiener Bezirk. Die Gegend ist dicht bebaut, das Schulzentrum Ettenreichgasse liegt ebenso in unmittelbarer Nähe wie das Erholungsgebiet Wienerberg, Einkaufsmöglichkeiten sind vorhanden und die Anbindung mittels öffentlichen Verkehrs ist gut.

Um eine optimale Durchlässigkeit und Belichtung zu erreichen, entschieden sich die Architekten gegen eine Blockrandbebauung und stellten vier schlanke Scheiben parallel zur Laxenburger Straße. Bis auf den vordersten Baukörper, der über straßenseitige Laubengänge erschlossen wird, sind sie im Grundriss U-förmig ausgebildet und umgeben einen glasgedeckten Zwischenraum, von dem aus die Wohnungen zugänglich sind. Die Fluchten der Gangbrüstungen, Verbindungsbrücken, Treppen und Lifttürme fügen sich zu einem beeindruckenden, in der Vertikalen betonten, luftigen Innen-Außenraum. Im rechten Winkel dazu bilden zwei dreigeschoßige Balken eine verbindende Klammer.

Jener entlang der Dieselgasse verläuft eine Geschoßhöhe über Gehsteigniveau, der an der Südseite setzt auf Höhe des vierten Stocks an. Das Erdgeschoß blieb von Wohnungen frei, ist daher durchgängig und lässt eine Einbindung der Wohnsiedlung in die unmittelbare Umgebung zu.

Die Höfe sind als grüne Haine gestaltet. Neben diesen eher öffentlicheren Hof- und Gassenräumen bietet die Anlage ungewöhnlich viel Freiraum. Nicht nur, dass die Wohnungen jeweils direkt Loggien oder Terrassen zugeordnet haben - die Dachflächen der Querbalken sind begeh- und benutzbar.

Bettina Götz und Richard Mahnal schufen den Bewohnern hier hochgelegene Flächen und Terrassen mit Sitzbereichen und liebevoll konzipierten Grüninseln. So haben auch jene Bewohner, die nicht über den Luxus einer eigenen Dachterrasse verfügen, ebenfalls Gelegenheit, den Ausblick über die Stadt zu genießen. Eigengärten gibt es hier nur ganz wenige.

Die schlanken Baukörper mit nur sechs bis acht Meter Tiefe erlauben ein Querlüften der Wohnungen, die an mindestens zwei Seiten über Fenster verfügen. Die Wohnungen selbst sind, was Ausstattung und Ausführungsqualität angeht, gezwungenermaßen im üblichen Standard, aber klug konzipiert. Jene in den Querbalken sind durch ihre Helligkeit und die lang gestreckten, schmalen Grundrisse besonders attraktiv, anderswo gibt es dafür doppelt hohe Wohnräume in die noch eine Galerie eingebaut werden könnte.

Dann gibt es noch Wohneinheiten, die über einen zweiten Zugang verfügen, um ein kleines Büro oder eine Praxis von den Privaträumen zu separieren. Hat man den Arbeitsbereich nicht direkt bei der eigenen Wohnung dabei, werden als mögliche temporäre Erweiterung im Bereich der Erschließungshöfe gelegene dazumietbare Büroboxen angeboten. Trotz aller Durchlässigkeit wird aber dennoch die Privatheit nicht auf dem Präsentierteller serviert.

Die Hülle der Anlage ist von unverwechselbarer Signifikanz. Zu fein ziselierten Metall-Leichtbaufassaden, die bei Sonnenschein strahlend weiß wirken, und beigen Putzfassaden kontrastieren die robusten Betonbrüstungen mit einprägsamen Lochungen. Nur den Lifttürmen wurde ein Hauch von Farbe verliehen. In blassem Mintgrün streben sie als fast entmaterialisierte Säulen wirkend himmelwärts.

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