Bauwerk

Seniorenheim Stockerau
Johannes Zieser - Stockerau (A) - 2006

Willkommen an Bord

Im Park des Landespflegeheims Arche Stockerau ließ Architekt Johannes Zieser einen dunkelroten, holzverkleideten Neubau wie ein rotes Schiff vor Anker gehen. Seine Architektur beweist, dass man auch vom Krankenbett aus ein bissl Freude am Wohnen haben kann.

1. September 2007 - Isabella Marboe
„Es ist der erste dreigeschoßige Vollholzbau in Niederösterreich“, sagt Architekt Johannes Zieser stolz, „unsere Entwurfsphilosophie für den roten Pflegeheim-Riegel war die von einem hölzernen Schiff.“ Und dann: „Es sollte wie eine Arche in den Park hinausschwimmen.“ Zieser gewann mit seinem Entwurf den Wettbewerb für das neue Niederösterreichische Landespflegeheim Arche Stockerau. Im grünen Park, direkt neben dem Altbestand, ist das Gebäude nun vor Anker gegangen und wurde mit dem NÖ Holzbaupreis 2007 ausgezeichnet.

„Am Tag des Umzugs frühstückten die Senioren noch im alten Heim, zu Mittag waren sie schon im Neubau“, erinnert sich Zieser. Und damit gingen einige funktionelle und atmosphärische Neuerungen einher: Bis auf die erdberührenden Bauteile ist der Pflegetrakt komplett aus Holz, in die Aufenthaltsbereiche wurde es sogar sichtbar integriert. Energieeffizient ist das Gebäude zudem: Es nutzt den Estrich als Speichermasse, hat Erdkollektoren und eine Wärmerückgewinnungsanlage.

In stromlinienförmiger Eleganz wickelt sich der Pflegetrakt mit insgesamt 105 Betten S-förmig aus dem eleganten, gläsernen Empfangsgebäude im Westen. Das hohe Vordach bildet einen urbanen, gedeckten Vorplatz im Freien, der nahtlos auf das Terrassenplateau im Süden übergeht.

Schiff mit Freiraum ...

Wie es sich für ein Schiff gehört, ist der Pflegetrakt außen mit dunkelrot lackierten Sperrholztafeln verkleidet, wie der Bug eines Dampfers vollzieht er mit großzügigen, halbkreisförmigen Terrassen seine Kehrtwende an beiden Enden. Die echt schrägen Stützen bilden den dynamischen Abschluss. „Diese Anordnung war die ökonomischste Lösung, um dunkle Gänge zu vermeiden. Außerdem kann man so die Menschen mit ihren Betten leicht ins Freie evakuieren“, erklärt der Architekt.

Trapezförmig weitet sich das Gangfoyer mit der Decke aus sichtbar belassenem Kreuzlagensperrholz zum lichten Speisesaal, wo man auf einer Galerie im gläsernen Gelenk der beiden Bauteile sitzen kann. Stolze sechs Meter misst der Luftraum über der Cafeteria, von deren Brüstung sich eine grüne Kaskade zum inneren Garten vor der Terrasse hinunterstürzt. Und auch dafür gibt es eine architektonische Erklärung: „Wir wollten, dass der Park von außen hereinwächst.“ Schönes Detail am Rande: Es gibt einen mit edlem Stainzer Gneis verkleideten offenen Kamin. In den allgemeinen Räumen wurden mit dem schönen Stein sogar die Gänge verkleidet.

Unmittelbar hinter der Galerie liegt, angeordnet in der offenen Mitte des Bettentrakts, der Pflegestützpunkt des Personals. Jede Station hat ihren eigenen, gemeinsamen Essplatz. Doch auch Glaube und Geist wollen gesättigt werden: Die Wände der Kapelle sind rundum mit hellem Seekiefernsperrholz verkleidet. Gleichmäßig fällt das Licht von oben in den ruhigen Raum. Der Kreuzweg aus dem alten Pflegeheim wurde in eine Seitenwand eingelassen. Es ist eine respektvolle Geste der Architektur, dass auf der Galerie auch Bettlägrige an der Messe teilnehmen können.

... und viel Licht

Orientierung, viel Licht und Ausblick sind wichtig für die Bewohner. Jedes der Ein- und Zweibettzimmer hat daher ein raumhohes Fenster, das sich wie ein kleiner Erker aus der Wand stülpt und so die Natur gleichsam ins Innere saugt. Boden und Laibungen dieser Sitzerker sind weiß - als reflektiertes Licht bleibt die Südsonne damit lange im Raum. Die behindertengerechten weißen Bäder sind durch Oberlichtbänder erhellt. „In der Nacht dringt das Licht vom Gang herein“, erklärt Johannes Zieser. Stockfinster wird es in diesem Pflegeheim nicht.

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