Bauwerk

Penthouse WEG
RaU Architekten - Wien (A) - 2005
Penthouse WEG, Foto: RaU Architekten
Penthouse WEG, Foto: RaU Architekten
17. Juni 2007 - Az W
Die gründerzeitlichen Eckhäuser der Stadt werden in der Ausbaustufe Penthouse manchmal von wahren Ungetümen bekrönt, es scheint, als gebe gerade das städtebauliche Faktum „Straßenecke“ Anlass zu hemmungslosem Formalismus. Den subtilen Gegenbeweis traten RaU Architekten mit ihrem Dachausbau (mit zwei Wohneinheiten) an, der sich mit gebauchter Silhouette in die geforderten 45-Grad-Neigungen der Bauordnung fügt, ohne dabei schwer nutzbare Resträume zu erzeugen oder vehement aus der Dachordnung zu brechen.

Die gewählte Konstruktion (Stahlbeton-Decken/Stützen, Holzpfetten und Stahlträger/Stützen) nutzt die Gunst des Bogens geschickt. Dazu die Architekten: „Die gekurvte Konstruktion (...) formuliert im Obergeschoss aus Wand und Boden ein Ganzes, das großzügiges Stehen und Gehen erlaubt, und einen Raum innerhalb der Rundung mit schiffsähnlicher intimer Atmosphäre. Außerhalb der Rundung, im Untergeschoss öffnet sich der Raum mit dem Dach nach Außen, suggeriert Großzügigkeit, trotz geringer Raumtiefe. Die Materialien für Oberfläche im Innenbereich (FSC Teakholz) sowie die Dachhaut (Aluminium Kalzip-Bahnen) unterstützen diese Wirkungen.“

Die atypische Interpretation von Dach und Wand forderte atypische Lösungen, und im Zuge umfangreicher Internetrecherchen („ein echtes Google-Projekt“) stieß man schließlich auf die passenden Produkte und Techniken zur komplementären Komplettierung der Grundstruktur.
So stellt etwa ein Kipptor pro Wohneinheit in der schrägen Hoffassade eine geräumige Verbindung zum Außenraum der Hauptebene her. Durch den Einsatz von sogenannten Vakuumisolations-Paneelen (VIP) beim Terrassenaufbau auf der Hauptebene konnte die Schwelle der Fassade entschärft und die Verbindung zum Außenraum zusätzlich betont werden. „Diese VIP-Dämmung, mit einer Gesamtstärke von nur 30mm ersetzt ein herkömmliches Hartschaum-Produkt von mind. 200mm Stärke.“ Die obenliegenden Terrasse ist mit Vakuumröhren für die Warmwasserversorgung überdacht, sodass mit der Energiefrage auch gleich die Sonnenschutzfrage geklärt war. Die massiven Bauteile sind in den Räumen weitgehend unverkleidet belassen, es gibt z.B. keine abgehängten Decken, die die Raumhöhe beeinträchtigt hätten. Zwei schräge Wiesen setzen an der Straßenkante gestalterische und ökologische Akzente, hofseitig fungiert ein intensiv begrünter Erdkoffer als Fangbecken für das Regenwasser. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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