Bauwerk

Wellnessbereich »Tschuggen Bergoase«
Mario Botta - Arosa (CH) - 2006

Zur Lichtplanung der »Tschuggen Bergoase«

2. März 2007 - Christine Fritzenwallner
Wesentlicher Bestandteil des Lichtkonzepts sind die Oberlichter, die natürliches Licht in die Wellness-Oase werfen. Unterstützend dazu haben die Lichtplaner für die Allgemeinbeleuchtung Deckenvouten (Lichtschlitze im Bereich Decke-Wand) und Downlights vorgesehen. Akzente setzen Wände mit Lichtfasern oder auf den Natursteinpodesten angebrachte Strahler, die die Natursteinwände der »Wasserwelt« mit einem engen Ausstrahlwinkel streiflichtartig beleuchten und so deren Plastizität betonen.

Vorgehen

Mario Botta war es wichtig, dass die Allgemeinbeleuchtung unauffällig in die Architektur integriert ist und keine Leuchtkörper direkt zu sehen sind. Seitens des Architekturbüros gab es bereits konkrete Vorstellungen, die der Lichtplaner anhand einer Simulation schnell prüfen und präzisieren konnte. Für derlei Simulationen gibt es zwei Möglichkeiten: Die Verwendung eines Lichtberechnungsprogrammes, mit dem der Lichtplaner wie in diesem Fall Lage und Beleuchtungsstärken der Leuchtkörper in der Decke prüfte, oder die aufwändigere Form über die Visualisierung eines 3D-Architekturmodells.

Innenbeleuchtung

Die holzlamellenartige Deckenkonstruktion zieht sich über alle Bereiche des Wellness-Centers. An ihrem Rand, vor allem in den Erschließungsbereichen, sitzen versteckt die Lichtvouten, die mit zwei Stabröhren in den zwei unterschiedlichen Lichtfarben ausgestattet sind: das warmweiße Licht (Kennzeichen 830) und das leichte Blau der Stablampe 840 (hier zusätzlich mit blauer Farbfolie versehen). Beide können unabhängig voneinander die grauen Wände beleuchten und sind in ihrer Intensität dimmbar. Die erstere, sehr häufig in Hotels und in Verbindung mit Holz verwendete Lichtfarbe erzeugt durch ihren Rotanteil eine wohlige, gemütliche Atmosphäre, während der Blauton – meist mit Materialien wie Stahl oder Beton kombiniert– ein eher kühleres Ambiente hervorruft. Dass entgegen der Vorstellung des Architekturbüros und des Lichtplaners überhaupt die blaue Lichtfarbe verwendet wurde, entsprach dem Wunsch des Bauherrn. Doch inzwischen scheint auch er überzeugt und nutzt fast ausschließlich den warmweißen Ton, was dem gewünschten Raumeindruck näherkommt und somit freundlicher auf die Gäste wirkt. In tieferen Raumbereichen ergänzen Downlights mit Kompaktleuchtstofflampen die Deckenvouten. Auch sie sind mit warmer, den Besuchern »schmeichelnder« Lichtfarbe ausgestattet.

Zusätzlich dazu gibt es die Unterwasserbeleuchtung, die die Oberflächenspiegelung auf dem Wasser reduziert und dazu dient, das Wasser hell und einladend erscheinen zu lassen. Hierzu wurden LEDs verwendet, deren hohe Lebensdauer (60000–70000 Stunden) die Wartungsintervalle verringert. 24 einzelne LEDs sitzen in einer Leuchte, so dass der Ausfall eines einzelnen LED nicht auffallen würde. Im Bedarfsfall kann allerdings die gesamte Leuchte bei gefülltem Wasserbecken ausgebaut werden.

Neben den Strahlern für die Natursteinwände inszenieren beispielsweise so genannte Endlichtfasern die Architektur und die Raumwirkung. In den gebogenen Betonwänden als kleine Punkte integriert, scheinen sie zunächst wie LEDs, sind aber die kostengünstigere und unproblematischere Variante: Die dünnen Kabel aus Glasfasern mit ihrem polierten Kopf können im Beton eingebracht oder einfach eingeputzt werden; die Gefahr eines Ausfalls, wie etwa bei einer Lampe, gibt es nicht. Das notwendige Licht liefert ein Lichtgenerator, der an beliebiger Stelle angebracht sein kann.

Aussenbeleuchtung – Aussenwirkung

Zwar sind die neun Oberlichter, die bei Dunkelheit auch in neun verschiedenen Farben strahlen – hier wurden Halogenleuchten mit unterschiedlichen Filtern verwendet und die ursprünglich geplante (teurere) Variante mit LEDs wieder verworfen – auffallend genug, aber auch die gläserne Westfassade lenkt Aufmerksamkeit auf sich: Lichtrohre, gleichzeitig in Funktion einer Brüstung – übrigens die einzige Idee Bottas, die eine Sonderanfertigung notwendig machte –, übernehmen die Ausleuchtung der großzügigen Terrassen und somit der gesamten Westseite.

Schaltung / Lichtsteuerung

Je nach Raumhöhe, Tageslichteinfall und offenen oder geschlossenen Raumbereichen wurden Leuchtengruppen gebildet, die über ein EIB-BUS-System individuell ansteuerbar sind. Die Bedienung wurde für das Personal so einfach wie möglich gehalten: Gerade mal sechs Lichttaster gibt es für alle Stockwerke, pro Geschoss ein »Putzlicht«, einen Schalter für »Personal anwesend« und einen für »Gäste anwesend«. Alle anderen Funktionen und Einstellungen regelt die Automatik. Zwar sind die Lichtstimmungen in den so genannten Treatmentkabinen der gewünschten Raumstimmung angepasst, für die Gäste steuerbar sind sie jedoch nicht.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung

Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkelulrike.kunkel[at]konradin.de

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Tschuggen Grand Hotel