Bauwerk

Neubau Haus B.
Bernd Mayr - Wien (A) - 2007
Neubau Haus B., Foto: Andreas Buchberger
Neubau Haus B., Foto: Andreas Buchberger
20. Juli 2008 - Az W
Der Bauplatz ist ein extrem steiler Nordhang in Wien-Hütteldorf unterhalb der Jubiläumswarte am Ende einer Sackgasse unmittelbar am Waldrand. Die anspruchsvollen Grundvoraussetzungen für die Umsetzung nicht minder anspruchsvolle Bauherren- u. Behördenvorgaben waren somit gegeben. Das Wohnen am Wald muss man mögen, und die Idee vom klassischen Garten kann
man bei 30° Neigung auch vergessen. Aber der atemberaubende unverbaubare Blick in das ungestörte grüne Blättermeer des Wienerwaldes waren trotz aller Gegenargumente entscheidend für den Start und den Grundstückskauf. Entgegen den Einschränkungen der Baubestimmungen war es das Ziel, möglichst weit nach vorne und möglichst hoch sich zur Westsonne zu recken, die vor allem
im Winter erst über die Hangkuppe steigen muss.

Der Eingang des Hauses duckt sich im Süden an der Zugangsseite, wo Vorplatz, Garage und Wendeplatz zusammenrücken und ist trotzdem als Glasvorbau klar erkennbar. Dahinter die Nebenräume mit Minimalhöhe. Von dort aus weiten sich die Räume und geben sofort den Blick ins Tal frei. Innen schwingt sich in der Wohnebene die Decke bis 3,50 m auf - ein riesiges Nurglasfenster holt das Postkartenpanorama bis in den hintersten Winkel. Der Schwung im Inneren der gekrümmten Decke ist auch außen erlebbar, einer
Schleife gleich fasst die gekrümmte Attika das Flachdach. Teilweise begrünt als 5. Fassade und Gartenfläche, weil durch die starke Hanglage vom nahen Fußweg aus das Haus auch von oben erlebbar wird. Andererseits entsteht durch den verglasten mit gerundetem Pultdach versehenem Galerieaufbau auch talsseitig eine uneinsehbare geschützte Erlebnisterrasse mit Nurglasbrüstung, wo man unmittelbar in den Kronen der mächtigen Waldbäume die Jahreszeiten hautnah erleben kann. Insgesamt stemmen sich mit dem Galeriekristall 4 Geschosse in den Hang.

Im 1. Untergeschoss haben alle Zimmer Premiumblick, und im Gartengeschoss gibt es dann noch Platz für jetzige Kinderwünsche und spätere Elternträume. Der projektierte Pool wird dann dort auf einer der Gartenterrassen Platz finden. Sämtliche dienenden Bereiche sind im Hang eingegraben, Versorgung und Entsorgung beinhalten mit Hebeanlage, Regenwasserzistere, Pelletheizung mit Solareinbindung auch anspruchsvolle Haustechnikdetails. Die Außenanlagen bestehen aus einzelnen, den Geschossen zugeordneten Terrassen, die miteinander durch Treppen verbunden, von der Vorplatzebene aus, im Westen entlang des Gebäudes sich zum steilen angeböschten Teil des Gartens hinunterreihen. Dort ist gemeinsam mit Gartengestaltern ein dichter Bewuchs ausgewählt worden, der blüht und keine Betreuung erfordert und den Übergang zum anschließenden Wald herstellt. Die Oberflächen bestehen aus rauem schlammbraunen Putz und hellerer Sockelzone sowie Lärchenholzlattung, die sich von der Waldseite auch wieder wie ein Band um das Gebäude wickelt und dann zum Abschluss die abgerundete gedeckte Terrasse in der Wohnebene fasst. Es gibt ständig etwas zu entdecken und immer einen neuen Lieblingsplatz zu finden, Tages- und Jahreszeiten bespielen das Gebäude wie eine Bühne. (Text: Bernd Mayr)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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