Bauwerk

Mehrzweckgebäude G3
Christian Lenz - Dornbirn (A) - 2008
Mehrzweckgebäude G3, Foto: Bruno Klomfar
Mehrzweckgebäude G3, Foto: Bruno Klomfar
15. Januar 2009 - vai
Eine christliche Religionsgemeinschaft errichtete in einem Gewerbegebiet Dornbirns ein Mehrzweckgebäude mit ambitionierten low-budget Vorgaben und dem Wunsch nach Erbringung von Eigenleistungen. Gefordert waren ein Veranstaltungssaal mit Bühne für 300 Besucher, drei Kindergruppenräume, ein kleinerer Veranstaltungssaal, Büros und die nötigen Nebenräume, aber auch ein Maximum an Parkplätzen. Arch. Lenz ständert deshalb den rot lasierten holzverschalten Bauköper auf Stahlbetonstützen auf. Er wählt Ortbeton bis zur Decke im EG und für die Säulen im 1. OG. Die Hohlrippendecke spannt sich über 15 Meter. Darüber entwickelt sich in vorgefertigter Holz- Elementbauweise sowohl die Fassade, als auch das Dach.

Über eine einläufige Außentreppe oder einen Lift vom Parkplatz aus gelangt man ins Entree. Eichenindustrieparkett am Boden, Saaltüren aus Eiche, Akustikdecke. Klare Raumgliederung. Im Saal blickt man im Süden durch großformatige, gegliederte Fensterelemente in eine heterogene Bebauung, aber auch ins weitere Bergpanorama. Gegenüber an der Nord– und Straßenseite wurden drei außen Kupferverkleidete Ausbuchtungen platziert, wie Vitrinen. Vitrinen innen, mit Nischencharakter - gleichsam introvertierter Ausblick - im Kontrast zur weiten Öffnung der Fensterelemente gegenüber. Vitrinen auch außen, aber dort eher als Raumbildendes, Fassadenstrukturierendes Element mit dem Anspruch, die Fassade zu nobilitieren und Neugierde zu wecken. Die nordseitige „Vitrinen“- und Haupteingangs- Fassade wirkt anders als die Ostseite, die stark den Gewerbecharakter der Umgebung heraufbeschwört. Sie gehören – auch wegen der Wertigkeit des verwendeten Kupferblechs - zum „nobleren“ Teil des Gebäudes.
Die Strasse wird topografisch tiefer liegend von einem Radweg begleitet. Die Zugangstreppe führt direkt dorthin. Die vielen Kinder, die über diese Treppe sausen, werden von einer Hecke aufgehalten.

Die Bühne im Saal erfüllt Wünsche diverser Nutzungen, ein Regieraum komplettiert dies. Das eingelassene Taufbecken im Podest weist erstmalig auf den Auftraggeber hin. Denn ein mystischer Raum, ein sakrales Gebäude, ein Zeremoniensaal gibt sich anders. Im Stiegenhaus- und Gangbereich sind magnesiumgebundene Herkalith-Platten verwendet worden - eine kostengünstige Akustikmaßnahme. Außenliegende Fluchttreppen sind ebenso begründbar- wie so manches Detail.

Der Baukörper ist eine rote Kiste auf Stützen. Die reduzierte Plandarstellung zeigt die Qualität der Proportionen. Das Bauwerk ist für den Preis ein sehr gelungenes. (Text: Vera Purtscher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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