Bauwerk

Gesundheits- und Sozialzentrum Bürgergarten
obermoser arch-omo - Innsbruck (A) - 2009
Gesundheits- und Sozialzentrum Bürgergarten, Foto: Henning Koepke
Gesundheits- und Sozialzentrum Bürgergarten, Foto: Henning Koepke

Gesundheits- und Sozialzentrum „Bürgergarten“

Bis 2003 wurde auf dem zentrumsnah gelegenen Areal in Innsbruck Bier produziert, dann entschied sich das 1825 als „Bürgerliches Brauhaus“ gegründete Unternehmen, den Standort aufgrund der für einen Industriebetrieb ungünstigen Lage mitten in der Stadt aufzulassen. Im Herbst 2004 wurde von der BOE – Bau-Objekt-Entwicklung ein geladener Wettbewerb zur Neubebauung des ca. 14.000 m² großen Bürgerbräu-Areals ausgeschrieben. Aufgrund der Nähe zur Tiroler Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherung der gewerblichen Wirtschaft sollten weitere Sozialversicherungsträger und ähnliche Dienstleistungszentren konzentriert angesiedelt werden und ein „Gesundheits- und Sozialzentrum“ entstehen.

Die als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangene Quartiersbebauung von Johann Obermoser besteht aus fünf heterogen ausgeformten Bauteilen: einer zweigeteilten Randverbauung an der Ing.-Etzel-Straße, einem daran westlich angeschlossenen „Bildungsturm“ für das BFI und zwei hintereinander liegenden „Stadtblöcken“ in Richtung Klara-Pölt-Weg. Der lange, zweigeteilte Riegel fungiert als akustische Abschirmung Richtung Straße und zum Eisenbahnviadukt. Ein viergeschossiger Sockel ist von der Straße zurückversetzt und weitet den Straßenraum auf, die breite Öffnung bildet das Entrée in das Areal. Indem die beiden aufgesetzten Wohngeschosse zur Straße hin und über den Eingangsbereich auskragen entstand eine witterungsgeschützte Erschließung. Die über Laubengänge erschlossenen Wohnungen bieten dank spezieller Lärmschutzfassaden und eingeschnittener Atrien trotz Nähe zur Straße und Eisenbahn eine hohe Wohnqualität.

Mit dem Riegel durch einen winkelförmigen Sockelbaukörper verbunden schließt sich als städtebaulicher Akzent der vom BFI besiedelte turmartige Block an. Eine große, von oben belichtete, dreigeschossige Halle bildet dessen Zentrum, rundherum sind die Schulungsräume und Büros angeordnet. Auch die beiden differenziert ausgestalteten Stadtblöcke sind von Atrien und Innenhöfen durchdrungen, die den Nutzer:innen räumliche Vielfalt bieten. In den Untergeschossen befinden sich die stark frequentierten Servicezonen der hier untergebrachten Versicherungsanstalten, darüber Büroflächen und ganz oben Maisonette- und Loftwohnungen mit großzügigen Dachterrassen. In der Erdgeschosszone dient eine geradlinige, überbaute Achse in Verlängerung der Öffnung zur Ing.-Etzel-Straße der wettergeschützen Erschließung sämtlicher Gebäude.

Die einzelnen Bauteile unterscheiden sich in den verwendeten Materialen – Betonfertigteile und Leichtmetall – und ihren jeweils anders strukturierten Fassaden, womit trotz der Größe der Gesamtbebauung ein heterogenes innerstädtisches Quartier geschaffen wurde. Unter Einbeziehung der benachbarten Tiroler Gebietskrankenkasse entstand ein teils befestigter, teils begrünter städtischer Raum – ein Bürgergarten, der durch grüne Straßenzüge durchzogen ist und trotz Dichte Durchlässigkeit bietet. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

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