Bauwerk

Schmiedhof
Lustenberger & Condrau AG - Ebikon (CH) - 2006
Schmiedhof, Foto: Heinrich Helfenstein
Schmiedhof, Foto: Heinrich Helfenstein

Ganz in Weiß

Sanierung Schmiedhof in Ebikon

21. Juli 2009 - Michael Hanak
Es ist meist mehr als ein „Lifting“. Jedenfalls ist die Aufgabe so bekannt wie verbreitet: Bauten aus der Zeit des Wirtschaftsbooms sollen energetisch und schalltechnisch, aber auch ästhetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Ein Beispiel dafür ist die Wohnüberbauung Schmiedhof in Ebikon. Mitten in der Schweiz, zwischen der Touristikmetropole Luzern und dem Steuerparadies Zug gelegen, ist sie Teil des für Agglomerationsgemeinden typischen Siedlungsbreis. Ebikon entwickelte sich ab den 1950er Jahren vom Bauerndorf zur Industrie(vor)stadt. Mittlerweile auf fast 12.000 Einwohner angewachsen, setzt die Gemeinde ihren Bauboom fort. Anfang März sorgte allerdings ein Dämpfer für Schlagzeilen, als sich der Investor vom geplanten Erlebnis- und Einkaufszentrum „EbiSquare“, das mitten im Ort auf einer Landreserve des Liftherstellers Schindler entstehen hätte sollen, zurückzog – wohl infolge der aktuellen Finanzkrise.

Der Schmiedhof wurde in den späten 1960er Jahren erstellt und besteht aus einer Gruppe von fünf- bis sechsgeschossigen Flachdachblöcken, die einen offenen Blockrand bilden. Zwei in der Höhe getreppte und seitlich gestufte Zeilen mit je vier zweispännigen Stiegenhäusern fassen insgesamt 88 Wohnungen. Nach 40 Jahren Gebrauch sahen die Gebäude etwas abgenutzt und schäbig aus. Vor allem aber genügten die minimal isolierten Aussenwände den Anforderungen längst nicht mehr. Kurz: Das Haus zu sanieren war naheliegend.

Bezüglich der Lagequalität muss die starke Lärmbelastung an der verkehrsreichen Hauptstrasse vom ruhigen begrünten Innenhof unterschieden werden. Dessenungeachtet basieren alle Grundrisse auf einer rigiden Schottenbauweise (mit Abständen von 2,96 und 3,66 Metern). Von Fassade zu Fassade verlaufen tragende Wände, die eine nicht tragende Gebäudehülle in Holzbauweise ermöglichten. Zur Anwendung kamen seinerzeit gerade einmal 50 mm starke, hölzerne Fassadenelemente, die an den Längsseiten zwischen den Geschossdecken eingespannt waren. Als Wetterschutz dienten farbig beschichtete, grossformatige Faserzementplatten. Betonelemente schützten die Stirnseiten der Geschossdecken.

Ziel der Sanierung war es, die bestehenden Wärmebrücken zu eliminieren und die Isolation auf einen zeitgemässen Standard anzuheben. Damit lassen sich beachtliche Energieeinsparungen erreichen. Verbessert werden sollten auch der Schallschutz der Zimmer entlang der Hauptstrasse sowie die Belichtung vor allem der Räume zum rückwärtigen Grünraum. Im selben Zug wollte man die Balkone in einen gut nutzbaren Aussenraum umformen.

Die Architekten Lustenberger & Condrau entwickelten eine gestalterisch überzeugende Lösung, indem sie einen kompletten Ersatz der Fassade planten. Abgeleitet vom Bestand wählten sie wiederum die Mischbauweise, bei der die massive Gebäudestruktur mit einer hölzernen Fassadenhülle kombiniert ist. Die alten Fassadenelemente wurden demontiert und durch neue, insgesamt 285 mm messende ausgetauscht. Fixfertig, mit eingesetzten Fenstern, kamen die vorfabrizierten Holzrahmenelemente auf die Baustelle. Im Vergleich zu vorher handelt es sich nun um eine Holzständerkonstruktion mit einer rund acht Mal stärkeren Wärmedämmung. Auch die Deckenstirnen erhielten nun eine Dämmung. Alles wurde wieder mit hellen Faserzementplatten bekleidet, welche die Holzkonstruktion ideal ergänzen.

An nur einem Tag wurde die Fassade von drei Wohnungen ausgewechselt, die fünf darauf folgenden Tage mussten reichen, um die Wohnräume nachzubearbeiten (Gipser-, Schreiner- und Malerarbeiten sowie Fugendichtung). Dass die Mieter während der völligen Demontage der Aussenwände im Haus wohnen bleiben konnten – was völlig unüblich ist –, war einer der schwierigsten planerischen Aspekte. Pro Wohnkomplex dauerten die Sanierungsarbeiten zehn Wochen. Dieser Zeitplan erforderte freilich einigen organisatorischen und logistischen Aufwand. Die beauftragte Holzbaufirma Kost hatte das notwendige Know-how für Systembaufassaden und war dem komplexen Bauablauf gewachsen.

Das Fassadenbild hat sich verändert. Im Gegensatz zum ursprünglichen Zustand decken die neuen Fassadenelemente jeweils eine ganze Zimmerbreite und -höhe ab. Die Rafflamellenstores wurden vor statt unter die bestehende Deckenstirn montiert. Anordnung, Aufteilung und Proportionen der Fenster konnten frei gewählt werden. Damit blieb viel Spielraum, um das Erscheinungsbild und den Lichteinfall zu verbessern. Bei den geschlossenen Fassadenbereichen achteten die Architekten auf ökonomische Formate der Faserzementplatten und eine passende Fugenteilung. Neue Balkone, die nun 3 mal 4 Meter messen, sind thermisch entkoppelt vor der Gebäudehülle angebracht. Das Flachdach wurde neu aufgebaut und die Decke über dem Untergeschoss zusätzlich gedämmt.

Nach dieser Verjüngungskur präsentiert sich die Wohnbebauung mit frischem Gesicht. Mit der Aufwertung bezüglich Energieeffizienz und Wohnkomfort ging eine Transformation in der Gestaltung einher. Beibehalten blieb die Mischung in der Konstruktionsart: Der bestehende Massivbau erhielt wieder einen Fassadenaufbau aus Holz. (Zeitschrift Zuschnitt 34, 2009; Seite 6ff.)

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Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt

Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifelzweifel[at]proholz.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Wohnbaugesellschaft Ebikon AG

Fotografie