Bauwerk

Österreich Pavilion. Biennale
GABU Heindl Architektur - Venedig (I) - 2009
Österreich Pavilion. Biennale, Foto: Hertha Hurnaus
Österreich Pavilion. Biennale, Foto: Hertha Hurnaus
Österreich Pavilion. Biennale, Foto: Hertha Hurnaus
Österreich Pavilion. Biennale, Foto: Hertha Hurnaus

Venedig: Pavilion

27. April 2010 - newroom
Ein Filmraum-im-Raum für „Pavilion“

Bei der Raum-im-Raum-Installation für Dorit Margreiters Film „Pavilion“ im Österreich-Pavillon der Biennale Venedig 2009 stellt sich die Frage, wie die Architektur im Rahmen der Ausstellung zu verstehen und wahrzunehmen ist: als Hintergrund oder als eigene Raum-Skulptur? Oder möglicherweise als Ununterschiedenheit dieser beiden Zuschreibungen? Im folgenden ging es also um zweierlei: die Notwendigkeit, die bestehende White-Cube-Architektur des Pavillons film-projektionstauglich umzugestalten, sowie um eine Art von Medialität des physischen Raums selbst, die sich zum Medium Film ebenso in Beziehung setzt wie zum Österreich-Pavillon, also der Architektur, innerhalb derer der Film „Pavilion“ gezeigt wird.

Das Medium, das den Raum-im-Raum erfordert, ist das Kino. Eine 35mm Film-Projektion spannt einen an sich nicht sichtbaren kegelförmigen Lichtraum auf, der als Leer-Raum eingefasst wird. Die Raum-schichtenden Wände der Installation, die das Sonnenlicht von außen wegfiltern, gleichzeitig aber den Besucher:innen Eintritt ermöglichen, umspielen dicht mit ihren Öffnungen diesen immateriellen Lichtkegel des Projektorlichts: Alle Einbauten „drehen“ sich um den Projektionskegel. Der Raum ist nicht mehr generische Hülle für mögliche Projektionen, sondern spezifische Raumskulptur für genau diese Film-Installation in genau diesem Teil des Pavillons, für genau diesen 35mm-Projektor. Die Projektorbox selbst könnte eine abstrakte Skulptur sein. Erst wenn man vom Garten aus auf sie blickt, erkennt man eine Glasfläche. Dieses Fenster erlaubt den Blick auf den Projektor nur aus einer bestimmten Position; es ist derart hinter einer Säule gesetzt, dass es auch „nur“ Wartungsfenster sein könnte. Nicht zuletzt ging es auch darum, den Pavillon, den der Film „Pavilion“ als Ort fiktiver Ausstellungen inszeniert, mit dem Umbau in eine bauliche Fiktion zu setzen, also das Verhältnis zum Pavillon und seine gewohnte Wahrnehmung zu irritieren. Dabei tritt die räumliche Installation in ein Spiel mit der Raum-Kenntnis des Biennale-Publikums: Teilweise wird der Eindruck erweckt, dass dieser Raum schon immer da gewesen wäre.

Die räumliche Installation ist so gesetzt, dass sie Bestand und Neues in der Zeitlichkeit ihres Verhältnisses umkehrt: Die asymmetrische Positionierung der Projektorbox im Durchgang zum Garten bricht zwar die klare Symmetrie des Pavillons, bringt aber eine neue symmetrische Balance in die Sichtachse quer durch den Pavillon: durch die optische Zentrierung des Baums im Hintergrund. Um den Raum-im-Raum barrierefrei begehen zu können, wurde der gesamte Boden der Raums gehoben; gemeinsam mit der abgehängten Decke, die die vorhandenen Oberlichter weg und ändert die Proportion des Raums. Die Wände in Richtung Innenraum sind ebenso weiß, abstrakt und leer wie die des Pavillons im Ursprungszustand; welche neu und welche Bestand sind, lässt die Wandfarbe nicht erkennen. Im Inneren des Raum-im-Raums herrscht die Farbe Grau vor: grauer Teppich, graue Wände, graue Decke, es gibt keine Lichtquelle außer die des Film-Projektors. Der gewissermaßen schizophrene Anspruch war es, die Installation so in den Pavillon einzubetten, dass sie wie ein „Immer-schon-Dagewesenes“ aussieht und zeitgleich doch als Intervention sichtbar ist. (Text: Architekten)

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