Bauwerk

PaN-Wohnpark
Werner Neuwirth, von Ballmoos Krucker, Sergison Bates architects - Wien (A) - 2013
PaN-Wohnpark, Foto: Stefan Müller
PaN-Wohnpark, Foto: Stefan Müller
PaN-Wohnpark, Foto: Karoline Mayer
PaN-Wohnpark, Foto: Stefan Müller
2. Dezember 2014 - Az W
Das Leitbild für den geförderten Wohnbau am Nordbahnhof lautet „interkulturelles Wohnen“. Der Wohnpark PaN liefert eine frei assoziierte Auslegung der Vorgabe: drei Büros aus drei unterschiedlichen Hauptstädten – Wien, London und Zürich – planen drei Wohnhäuser.

Die Idee, einen Bauplatz von einem internationalen Architektenteam planen zu lassen, ist nicht neu. 1992 spannte der Wiener Architekt Adolf Krischanitz die Schweizer Herzog & De Meuron und den Deutschen Otto Steidle für die Siedlung Pilotengasse zusammen. Die Idee der internationalen Zusammenarbeit findet nun am prominenten Eckgrundstück am ehemaligen Nordbahnhof eine Neuinterpretation, initiiert vom Wiener Architekten Werner Neuwirth gemeinsam mit von Ballmoos Krucker Architekten (Zürich) und Sergison Bates architects (London).

Das Grundstück verfügte ursprünglich über eine offene Widmung, d.h. theoretisch wären auch vier Baukörper möglich gewesen. Gegen vier Bauteile sprach jedoch, dass hier, direkt am Rudolf-Bednar-Park, automatisch eine benachteiligte zweite Reihe entstanden wäre. Mit drei Baukörpern, die so zueinander positioniert sind, dass sie einander nicht den Ausblick auf den Park nehmen, wurde eine egalitäre Situation geschaffen.

Die Wohnungen übertreffen die Mindeststandards im geförderten Wohnbau. Möglich wird das, indem –abhängig von der jeweiligen Nutzung – mit der Raumhöhe jongliert wird. Niedrigere Schlafräume ergänzen sich mit 3-5 Meter hohen Wohnräumen. Großzügige, von drei Seiten zugängliche Loggien verbessern die schwierige Belichtungssituation.

Drei Bauteile mit drei internationalen Büros und ein relativ bescheidenes Projektvolumen mit insgesamt 93 Wohnungen – das Vorhaben glich einem ökonomischen Drahtseilakt. Damit das Projekt glücken konnte, wurde eine gemeinsame Grammatik entwickelt, auf die sich die drei planenden Büros einigten: Betonsockel, mit denen die Erdgeschosszone die notwendige Robustheit erhält; großzügige Eingangsloggien; verputzte Lochfassade ohne Vorsprünge; möglichst wenig voneinander abweichende Putzfarben, um die Balance auf dem Grundstück zu wahren. Von der Ferne betrachtet könnte es ein Baukörper sein.

Die Lochfassade und der Putz – für Werner Neuwirth ist das „Wien“, die Architektur von Adolf Loos. Beim Looshaus am Michaelerplatz im 1. Bezirk stören rote Geranien den Gesamteindruck der Lochfassade. Beim Bauteil von Werner Neuwirth wird es nicht so weit kommen. Der Architekt bediente sich eines äußerst subtilen und ungeheuer wirksamen Mittels, um den Wildwuchs in den Löchern der Fassade zu verhindern. T-förmige Absturzsicherungen besetzen jenen Platz in den Fensteröffnungen, der gerne für Blumenkästen genutzt wird. Die Anbringung von Absturzsicherungen an sich ist baurechtlich vorgeschrieben. Der Architekt folgt damit den geltenden Vorschriften. Wie diese jedoch ausgestaltet werden, ist Ermessenssache des Architekten.

Jeder Bauteil verfügt über eine Gemeinschaftsterrasse am Dach. Witterungsgeschützte Räume ergänzen das Angebot. Nach Bezug wurden die Mieter zu Workshops eingeladen, mit dem Ziel, eine Hausgemeinschaft zu etablieren. Den Erfolg dieses Engagements kann man im Garten sehen, wo in Eigenregie Hochbeete errichtet wurden, die ein beliebter Treffpunkt geworden sind.

Der Wohnpark PaN ist nicht der erste Wohnbau, den Werner Neuwirth für den Bauträger Neues Leben realisiert hat. Kompromisslose Architektur wie sie hier entstanden ist, braucht Auftraggeber, die bereit sind, sich auf einen diskussionsreichen Planungsprozess einzulassen. Der Wohnpark PaN wurde völlig verdient mit dem Bauherrenpreis 2014 ausgezeichnet. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at