Bauwerk

Foyerneugestaltung Stadtkino im Künstlerhaus
GABU Heindl Architektur - Wien (A) - 2014
Foyerneugestaltung Stadtkino im Künstlerhaus, Foto: Margherita Spiluttini
Foyerneugestaltung Stadtkino im Künstlerhaus, Foto: Margherita Spiluttini
Foyerneugestaltung Stadtkino im Künstlerhaus, Foto: Margherita Spiluttini
23. Oktober 2014 - Az W
Anlass für den Umbau des Kinofoyers war der Einzug des neuen Mieters „Stadtkino“. Mit dem Standortwechsel ist eine Neuadaptierung und architektonische Überarbeitung des Erscheinungsbildes des Kinofoyers verknüpft. Die gesetzten Maßnahmen dienten in erster Linie dem Befreien des Bestands von Altlasten aus mehreren Jahrzehnten, die dem Foyer viel von seiner originalen Großzügigkeit geraubt hatten (Entwurf: Alfons Hetmanek, Fertigstellung 1949). Originalsubstanz wie z.B. Bullaugen in der Außenwand wurden wieder freigelegt. Im Eingangsbereich wurde die drückende Bürobox entfernt, welche nachträglich als Zwischengeschoss implantiert worden war.

Wo zuvor Stellwände, Caféhaus-Tische und -Stühle den Raum verstellten, bietet das Foyer jetzt viel Platz zum Rein- und Durchgehen. Das Rein- und Durchgehen meint allerdings nicht schnelles Durchlaufen, sondern eine Zone des Wartens, wobei sich an unerwarteten Stellen Nischen auftun und im Nutzungsoffenen alles Mögliche passieren können soll. Die Architektin greift die vorhandene Struktur auf und arbeitet mit den Säulen, Vor- und Rücksprüngen. Direkt beim Eingang lädt ein schlanker, erhöhter Bartisch zum Sehen und Gesehenwerden ein. Weniger exponiert sitzt man in den Nischen. Wie beiläufig laden gepolsterte Sofas entlang der Säulen zum Sitzen ein. Die niederschwelligste Form der Bar-Möblierung sind Sideboards, auf denen man sein Glas abstellen kann. Diese Boards dienen bei Bedarf auch als Ablagefläche für Folder. Der Funktion entsprechend nimmt die Kassa jetzt einen zentralen Platz ein. Der Kassa-Kubus wurde zwischen zwei Säulen eingepasst und schwebt im Raum, ebenso die Bänke. So behält das Foyer seine wiedererlangte Leichtigkeit.

Für die gesamte Möblierung wurde eine Bar-Ebene von 1,15 m Höhe durchgezogen. Die Höhe wirkt wie eine subtile Klammer für die vielfältigen Sitzgelegenheiten. Im Kinofoyer befindet sich auch ein Lokal. Die Differenzierung der Sitzplätze (mit/ohne Konsumationspflicht) erfolgt einerseits über die Farbe: die Möbel des Foyers sind blau. Andererseits über die Flexibilität: Die MDF-Möbel des Lokals sind mobil und können bei Bedarf entfernt werden.

Im Zuge der Bauarbeiten wurde der katastrophale Zustand der Substanz sichtbar: Wasserrohrbrüche, feuchte Außenmauern. Bei der Sanierung der WC Anlagen wurde ein weiterer Mangel beseitigt: das Damen-WC ist jetzt mit einer zusätzlichen Toilette ausgestattet.


Zur Geschichte und Situation des Wiener Künstlerhauses:
Seit zehn Jahren stellt das Wiener Künstlerhaus eine riesige Werbefläche dar. „Premiumwerbefläche im Herzen von Wien, eingebettet zwischen Schwarzenbergplatz und Kärntnerstraße, gegenüber der Karlskirche. Neben dem exklusiven Umfeld besticht dieser Standort durch hohe Kontaktchancen aufgrund der täglichen Stauzone an den Verkehrsknotenpunkten.“ So wird das Künstlerhaus von der Werbeagentur beworben. Knapp 500 m² umfasst die Fläche der Transparente, die das Gebäude einhüllen. Die Werbeeinnahmen werden für die notwendige Sanierung des Hauses gesammelt. Die im Herbst 2014 präsentierte Ausstellung „600Mio. – Freunde und Komplizen“ (Laufzeit bis Jänner 2015) thematisiert, wie die Kunst auf die zunehmende Ökonomisierung reagieren kann. Das eigene Haus wird da nicht ausgenommen. 2.275.000 EUR wurden in den vergangen 10 Jahren laut Künstlerhaus „eingeworben“. Die Gesellschaft bildender Künstler Österreichs wird das Haus erst dann sanieren, wenn die gesamte erforderliche Summe eingenommen wurde. Die ewige Baustelle hat dazu geführt, dass das Künstlerhaus zunehmend aus dem Bewusstsein der Stadt radiert wurde.

Wer sich dem Künstlerhaus nähert, begegnet einem Wald aus Metallstangen und Gerüsten, hinter dem das Gebäude im Verborgenen ist. Die Architektur schläft hier einen Dornröschenschlaf. Das Konzept von Gabu Heindl ist auf eine mehrstufige Fertigstellung angelegt. Im ersten Schritt wurde das Foyer des Kinos im Künstlerhaus umgestaltet. Im Sommer 2014 bespielten die Wiener Festwochen den Außenraum mit einer Holzskulptur der Architektin. Die temporäre Installation rückte die unmittelbar angrenzende „Arena“ und Passagegalerie (Johannes Staber) wieder ins Bewusstsein. Ein erster Schritt ist gemacht. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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