Bauwerk

Pfarrkirche St. Sebastian
Ernst Beneder, Anja Fischer - Dornbirn (A) - 2013
Pfarrkirche St. Sebastian, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
Pfarrkirche St. Sebastian, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
11. April 2014 - vai
Die Pfarrkirche St. Sebastian wurde Anfang des 19. Jh. (1826 – 28) erbaut und 1914 nach Westen verlängert. Wie aus historischen Aufnahmen ersichtlich, wandelte sich das Innere der Kirche immer wieder, bei der letzten Renovierung 1978 der Altarraum. Damals wurde dieser Bereich mit einer vielfach abgetreppten Plattform und von gemauerten Sedilien aus Krastaler Marmor eingefasst.

Bei der Renovierung wird nun die Stufenanlage zum Altar auf einheitliches Niveau rückgebaut. Dadurch reicht die vielfältig nutzbare Ebene bis in das Langhaus, auf Höhe des Querganges. Für die Gestaltung der liturgischen Orte, wie Ambo, Sedes, Taufstein, den Sockel für Figuren und das Ewige Licht, die Heiligen Öle, die Osterkerze werden Bruchglasteile zu Quadern verarbeitet und mit Aufsatzelementen aus Räuchereiche vervollständigt. Das ebenso massiv aus Glas hergestellte Anbauelement an den von Herbert Albrecht gestalteten Altar wird mit einer Metallkonsole im Steinverband versetzt, sodass es von den übernommenen Altarsteinen frei getragen wird. Der Chorraum ist künftig auch für Gottesdienste und Andachten im kleinen Kreis nutzbar. Altar und Ambo lassen sich in beide Richtungen (Chorraum und Langhaus) nutzen. Auch der Priestersitz ist richtungsneutral und frei aufstellbar.

Die Halbbogenfenster in Rohgussglas werden in Stand gesetzt, an den schrägen Fensterbrüstungen in den Laibungen eine Glasauflage aus aufgeschmolzenen Glasstücken ergänzt, die das Tageslicht diffus reflektiert. In diesen Glasflächen sind punktuell gesetzte Zeichen, in präziser Geometrie eingeschnitten, die bei entsprechendem Lichteinfall ihre Konturen reflektieren. Die Symbolik stammt aus der Zeit der römischen Christenverfolgung und bezieht sich auf das Martyrium des Hl. Sebastian.

Der heilige Sebastian ist in der Kirche allgegenwärtig: in Bilden des Hochaltares und in den Deckengemälden. Die Fresken von Hans Purin aus 1928 - 1930 wurden nicht nur restauriert und aufgefrischt, sondern kommen durch das Entfernen der Hängeleuchten und die neue indirekte Beleuchtung besser zur Geltung. Von den schrägen Fensterlaibungen wird der Kirchenraum mit integrierten Deckenflutern ausgeleuchtet. Die Einbaustrahler sind in die Glaselemente der Fensterbänke eingelassen. Für die direkte Anstrahlung und das Leselicht sorgen in der Profilleiste integrierte LED-Leuchten.

Der bisher dem westseitigen Hauptportal vorgestellte Windfang wird durch einen vergrößerten Eingangsvorraum ersetzt. Das matte Glas des raumteilenden Stahl-Glaselements, in dem der Schriftenstand, das Weihwasserbecken und noch mehr in Holzmöbeln integriert sind, verteilt das Tageslicht aus den kleinen quadratischen Fenstern und schließt den Kirchenraum in ruhiger Weise ab.

Die Materialisierung wird auf den historischen Bestand abgestimmt und wo möglich Vorhandenes wieder verwendet. Der Krastaler Marmor (Altar und Boden) wurde sorgfältig geborgen, wieder versetzt und teilweise durch neue Passstücke ergänzt. Im Langhaus ist der PVC-Boden unter den Bänken erneuert. Die Kirchenbänke sind abgebeizt und mit Holzöl behandelt, die vor dem Quergang und die letzten beiden Bankreihen entfernt und aus dem Holz neue, mobile Bänke gefertigt. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Liegenschaftsverwaltungs KG Pfarrkirche St. Sebastian Dornbirn

Fotografie