Bauwerk

Einsiedlerbad Wien - Generalsanierung
illiz architektur - Wien (A) - 2018
Einsiedlerbad Wien - Generalsanierung, Foto: Hertha Hurnaus
Einsiedlerbad Wien - Generalsanierung, Foto: Hertha Hurnaus
1. September 2020 - Az W
2016 schrieb die Stadt einen Architekturwettbewerb zur Generalsanierung und Umnutzung des Einsiedlerbades aus.
Das Büro illiz architektur aus Wien und Zürich konnte das Verfahren für sich entscheiden: Mit Bezug auf den innerstädtischen Kontext und aufgrund des beschränkten Platzangebots entwickelten sie die Beckenanlagen als massive Landschaft, die das Familienbad visuell aus dem umgebenden Einsiedlerpark heraushebt.

Auf kompaktem Footprint werden Freibecken, Spritzdüsen und Wasserattraktionen wie in einer nassen Schublade zusammengefasst und in das Gebäude hineingeschoben. Um ein ansprechendes Spielangebot bereitstellen zu können, galt es erfinderisch mit dem knappen Raum umzugehen: So wurden Teile des ursprünglichen Erdgeschosses ausgehöhlt und in eine überdachte Wasserrutsche verwandelt, die den bestehenden Niveauunterschied zwischen Freianlagen und Hochparterre geschickt ausnutzt. Wie selbstverständlich werden notwendige Flächen für die barrierefreie Erschliessung in die Geometrie der Schublade eingebettet – ein hellgrüner Pflasterbelag fügt Stufen, Rampen und Beckenumgänge zu einer Einheit.

Im Gebäudeinneren wurde viel Ballast entfernt und die Baustruktur weitgehend entkernt. Kiosk und Kästchenhalle liegen nun in einer offenen und lichten Raumabfolge um die Nebenräume im unbelichteten Gebäudekern. Vermauerte Oberlichter wurden wiedergestellt und die typische Kappendecke bis zu ihrer ursprünglichen Höhe freigelegt. Entlang der Front zum Rutschbecken wird die Außenwand durch eine breite Verglasung ersetzt, die den Blick über die Planschbecken öffnet und Innen- und Außenraum miteinander verschränkt.

Das Stiegenhaus des Bades war von den vielen baulichen Anpassungen der Vergangenheit verschont geblieben. So sind bis heute viele originale Elemente erhalten geblieben, die im Zuge der Generalsanierung nur wo notwendig und sehr behutsam saniert wurden.

Der offene Gang zwischen Stiege und straßenseitigem Haupteingang dient als Empfangszone, an welche auch der kleine Kassabereich für die Sauna- und Brausebadgäste angegliedert wurde.
Erst im 1. Obergeschoss verteilen sich die Besucher in die verschiedenen Umkleidebereiche: Das Tröpferlbad mit vier Umkleide- und Duscheinheiten nimmt den separat erschließbaren Raum an der Straßenfront ein und kann räumlich wie organisatorisch unabhängig von der Sauna betrieben werden. Über die zentralen Garderobenanlagen in der unbelichteten Gebäudemitte gelangen die Gäste in den Saunabereich, der sich dreiseitig um die Kernzone legt. In den seitlichen Flügeln sind Ruhebereich und Bistro untergebracht, die von blassgrünen Verglasungen vom zentralen Nassbereich getrennt werden.

Dazwischen erstreckt sich die eigentliche Schwitz- und Abkühlzone wie ein in Falten liegender Vorhang. In seinen gefliesten Nischen finden sich die Zugänge zu Sauna- und Dampfkammer, verschiedenste Brausen, sowie Fußwannen und Ruhebänke, Infrarotkabine und Kaltwasserbecken.
Ein Frischlufthof wird als Patio in den Ruheraum eingeschrieben und gewährt Blicke in den Himmel und in einen Baumwipfel – und verhindert umgekehrt unerwünschte Einblicke von den umgebenden Häuserblöcken.

Farblich zurückhaltend und unaufgeregt bildet das Bad eine entspannte Kulisse für das vielfältige Badegeschehen. Allgegenwärtig bleibt das im Wiener Stadtraum charakteristische Resedagrün, welches das Gebäude in vielen Elementen – wie Fenstern, Portalen und Geländern – durchwirkt. Die Bespielung der Oberflächen liegt jedoch mehr im Subtilen: Quadratische, silbergraue Fliesen von unterschiedlicher Größe fügen sich zu geometrischen Mustern an Wänden und Böden. Diese werden von einem Netz grün eingefärbter Fugen durchwebt, die sich zu Friesen und Feldern verdichten. Als Vorbilder hierfür dienten gründerzeitliche Ornamente, die auf zeitgenössische Weise umgedeutet wurden. (Text: Architektinnen, gekürzt)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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