Bauwerk

Gemeindezentrum und Haus der Gesundheit
sps architekten - Vöcklamarkt (A) - 2022
Gemeindezentrum und Haus der Gesundheit, Foto: Andrew Phelps
Gemeindezentrum und Haus der Gesundheit, Foto: Andrew Phelps
9. Mai 2023 - afo
Das alte Amtshaus aus den 1950er Jahren war funktional und vom Baubestand her in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen. Hinzu kam seine städtebaulich ungünstige „Randlage“. Neben den vergleichsweise geringen Mehrkosten, die für einen Neubau gegenüber Sanierung ermittelt wurden, sprach vor allem die städtebauliche Situation für einen neuen Standort. Auf Basis einer Bestandsanalyse und Bebauungsstudie durch das Haslacher Architekturbüro Arkade wurden drei fast leerstehende Gebäude im Ortskern abgetragen, um Platz für das Projekt zu schaffen. Eine 2018 durchgeführte Exkursion zu Referenzprojekten in Tirol führte zur Präzisierung der Anforderungen und Lösungsansätze. Ein Fachgremium entwickelte daraufhin das Anforderungsprofil für den geladenen Wettbewerb, an dem sich neun Architekturbüros beteiligten.

Das Gebäude ist in zwei weitgespannte zweigeschossige Gebäudeflügel gegliedert. Im Erdgeschoss des Westflügels befindet sich der Veranstaltungssaal. In Massivbauweise ausgeführt, bieten seine breiten, raumhohen Fenster großzügige Sichtbeziehungen und damit Verbundenheit zum umgebenden dörflichen Leben. Das als Amtshaus genutzte Obergeschoss wurde hingegen konsequent als Holzkonstruktion errichtet. Seine Fassade besteht aus bündig gesetzten Latten, die ein feines, farblich abwechslungsreiches Vertikalrelief erzeugen.

Beim „Haus der Gesundheit“ im Ostflügel sind Erd- und Obergeschoss formal und konstruktiv nicht voneinander unterschieden. Hier verlaufen die Fassadenlatten durchgängig über die gesamte Gebäudehöhe und unterstreichen so die innere Struktur des Primärversorgungszentrums, das sich mit seinen unterschiedlichen medizinischen Angeboten über beide Etagen zieht. Konstruktiv wurde der Ostflügel als Hybrid aus Massiv- und Holzbauweise ausgeführt. Zwischen West- und Ostflügel wurde die zentrale, von zwei Seiten aus zugängliche Eingangshalle gesetzt. Sie funktioniert als Durchgang von der Süd- zur Nordseite, wodurch eine Riegelwirkung des Gebäudes verhindert wird. Die zentrale Position der Halle schafft Transparenz und Durchlässigkeit zum Stadtraum und minimiert die Erschließungs- und Wegeflächen im Inneren.

Dunkle Fensterbänder und querformatige Einzelfenster betonen die Horizontalität des Gebäudes. In seiner Bauhöhe passt sich der Neubau in die umgebende Bebauung ein. Die auf der Südseite vorgelagerte Platzfläche erhält durch den Neubau einen wirkungsvollen Abschluss. Zur Eingangshalle hin neigen sich die Dachflächen als leicht abfallende Pultdächer. Sie betonen damit die Gebäudemitte und erzeugen eine moderate Dynamisierung des Baukörpers. Eine eigenständige Gestaltung erfuhr die große Haupttreppe in der Eingangshalle. Die V-förmig aufgespaltene Treppenwange wirkt als eigenständiges, skulpturales Element. Die konstruktiv als versteifendes „Rückgrat“ des Gebäudes fungierende Betonwand wurde durch das bewegte Relief „Licht/Kosmos_Vöckla“ von Wilhelm Scheruebl künstlerisch gestaltet und prägt die Atmosphäre der Halle. (Text: Georg Wilbertz, bearbeitet)

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