Bauwerk

Zeche und Kokerei Zollverein Masterplan
OMA - Essen (D) - 2002

Schwerter zu Pflugscharen

Aus der Industriebrache der Essener Zeche soll eine blühende Kultur-Landschaft werden.

22. Februar 2002
Ein „Masterplan Zollverein“ bildet von sofort an den Rahmen für die rund 100 Millionen Euro teure Entwicklung des Areals des Weltkulturerbes Zeche und Kokerei Zollverein in Essen. Der von dem renommierten Architekten und Städteplaner Rem Koolhaas entwickelte Plan sieht die Umgestaltung des Geländes zu einem Design- und Kulturstandort vor. Zollverein solle zur „ersten Adresse“ des Ruhrgebiets werden, sagte NRW-Städtebauminister Michael Vesper (Grüne) am Mittwoch in Essen bei der Vorstellung des Entwurfs. Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten beginnen.

Von Mitte der 1970er Jahre an beschäftigte die Krise der Schwerindustrie Politik und Gesellschaft. Stahlflaute, Zechenstilllegungen, Konkurse und Streiks waren die Stichworte. Eines der Zentren des Niedergangs war das deutsche Ruhrgebiet, einst manifestes Symbol der wirtschaftlichen Macht Deutschlands.

Die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen wurde 1986 stillgelegt und viel in den für Industrieruinen typischen Dornröschen-Schlaf. Spätestens die Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe hat das Areal wachgeküsst.


Große Pläne

Auf dem rund 100 Hektar großen Gelände mitten in Essen sollen in den kommenden Jahren das neue RuhrMuseum, eine Design-Schule, ein neues Besucherzentrum und zwei Gewerbeparks entstehen. Auf den Gewerbeflächen sollen sich vor allem Design-Unternehmen ansiedeln. Sie sollen auch die in der „Design School Zollverein“ entwickelten Design-Ideen umsetzen. Bis zu 1500 Arbeitsplätze könnten in diesem Bereich entstehen. Außerdem soll von 2005 an auf dem Areal alle fünf Jahre die „metaform“ stattfinden, eine hundert Tage dauernde „Weltausstellung des Designs“. Insgesamt stellen die Europäische Union, das Land NRW, die Stadt Essen und andere kommunale Einrichtungen 97 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung.


Kultur und Wirtschaft

„Das Projekt hat ein hervorragendes Potenzial, der identitätslosen Region Ruhrgebiet eine Identität zu geben“, sagte Koolhaas. Die gesamte Anlage sei von einer unübertroffenen architektonischen Qualität. In dem von Koolhaas vorgelegten Plan umschließt ein äußerer „economy“-Ring, in dem auch die beiden Gewerbeparks liegen sollen, das innere Gelände mit den alten Industrieanlagen, den bereits bestehenden Einrichtungen und dem neuen Museum.


Industrie-Folklore

Das archaische Ambiente der stillgelegten Zeche hat schon bisher Kulturschaffende angezogen. Im vergangenen Jahr wurden die Ruhrfestspiele mit olympisch anmutenden Feuer-Spektakel auf dem Zollvereins-Gelände eröffnet. Dass Gérard Mortier vom mondänen Salzburg ins handfeste Ruhrgebiet verpflichtet wurde, um dort den künstlerischen Leiter der Ruhr-Triennale zu geben, ist nur das funkelnde Zeichen für die Bemühungen der Politik aus dem Krisenfall Ruhrgebiet eine Kulturegion mit Zukunftschancen zu machen.

Bereits zum zweiten Mal soll heuer eine „Nacht der Industriekultur“ zehntausende in die abgehalfterten Standorte deutscher Wertschöpfung locken. Hauptspielort dieser Extraschicht ist Essen.

Und dass mit Susanne Linke einer der renommiertesten Choreografinnen der Gegenwart die Leitung des Choreografischen Zentrums auf dem Areal des Zollvereins erhalten hat, passte in dieses Bild. Ihr Rückzug nach nur einjähriger Tätigkeit im Februar vergangenen Jahres weniger.

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