Bauwerk

Hans Sachshof
Diener & Diener Architekten - Salzburg (A) - 1988
13. Februar 2002 - Initiative Architektur
Der Stadtrat der Bürgerliste, Johannes Voggenhuber, leitete nach der Übernahme des Planungsressorts der Stadt Salzburg die sogenannte „Architekturreform“ 1983 mit Etablierung des international anerkannten Gestaltungsbeirates ein. Ein Ziel war, die bestehende Struktur des sozialen Wohnbaus mit der „Zweckgemeinschaft Wohnbauträger-Architekt-Politiker“ zu zerschlagen, um die kulturelle wie soziale Dimension der Stadt neu zu fokussieren.

Bernd Schiedek, der Direktor der mittlerweile versunkenen Wohnbaugenossenschaft „Wohnungs-eigentumsbau“, hatte Voggenhuber bei einer verbalen Auseinandersetzung in der Fernsehsendung „Club 2“ - als Nagelprobe seiner Intentionen - einen Bauplatz im dicht verbauten Stadtteil Lehen zur Verfügung gestellt. Aus einem salzburgoffenen Architekturwettbewerb 1986 mit insgesamt acht Zuladungen von österreichischen und internationalen Architekten gingen Diener & Diener siegreich hervor.
Die Baseler Architekten reagierten auf die Situation an der Bruchstelle der Stadtentwicklung, die einerseits in der Nachbarschaft zu einer viergeschoßigen Blockrandbebauung der Spätgründerzeit bestand. Anderseits beginnen unweit im Norden hohe Wohnsolitäre der sechziger Jahre: Zwischen der geschlossenen und der offenen Bebauung vermitteln unprätentiös drei eigenständig ausformulierte, in kräftigen Farben gehaltene Baukörper (rot, gelb, blau).

Sie begrenzen den trapezförmigen, durch mehrere Blickverbindungen und Passagen geöffneten Hof. In den Erdgeschoßzonen im gelben Haus befinden sich Gemeinschaftsräume, im begrünten Hof über der Tiefgarage ein gut frequentierter Kinderspielplatz. Das Rote Haus erhielt eine attraktive Gemeinschafts-Dachterrasse. 85 Eigentumswohnungen entstanden bei einer für Salzburger Verhältnisse sehr hohen Geschoßflächenzahl von 1,68. Besonders für den gelben, relativ tiefen Baukörper sahen die Architekten Schaltzimmer vor. Von außen an der Fensteranordnung nicht ablesbar verzahnen sich solcherart ost/westorientierte 3- und 4-Zimmer-Geschosswohnungen, Maisonetten, 2-Zimmerwohnungen und Garçonnièren. Zwar haben alle Maisonetten einen Eingang pro Geschoß, die heutigen Eigentumsverhältnisse verhindern aber die angestrebte Flexibilität.

Der aus dem städtebaulichen Kontext entwickelte Hans-Sachs-Hof ist ein gelungenes Weiterbauen an einem gewachsenen Wohnquartier und ein wichtiger Beitrag der achtziger Jahre zur Stadterneuerung in Salzburg. Im Gegensatz zur Forellenweg-Siedlung (Liefering Nord) - dem zweiten frühen Modellbauvorhaben der Architekturreform - ist der Hans-Sachs Hof frei von postmodernem Vokabular und kommt ohne deren hehren und in der Peripherie umso eigenartigeren Anspruch einer „zeitgemäßen Interpretation der Salzburger Altstadt“ aus. (Text: Norbert Mayr)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

Ansprechpartner:in für diese Seite: Clara Kanzoffice[at]initiativearchitektur.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Wohnungseigentumsbau - WEB