Bauwerk

Eingangshalle Krankenhaus, Beitrag van der Straeten
Andrea van der Straeten - Krems an der Donau (A) - 2001
Eingangshalle Krankenhaus, Beitrag van der Straeten, Foto: Andrea van der Straeten
Eingangshalle Krankenhaus, Beitrag van der Straeten, Schaubild: Andrea van der Straeten
9. August 2001 - ORTE
Das Krankenhaus Krems hat sich dazu entschieden, die Neugestaltung der Eingangshalle im Rahmen eines Wettbewerbs unter vier Künstlern zu klären. Auch ein neues Leitsystem für das gesamte Haus sollte erarbeitet werden. Gerwald Rockenschaub, Christian Hutzinger, Andrea van der Straeten sowie Tamara Horakova und Ewald Maurer wurden zur Erarbeitung eines Entwurfes eingeladen. Das Projekt von Andrea van der Straeten wurde als Siegerprojekt ausgewählt und verwirklicht.

Der ursprüngliche Entwurf der Künstlerin sah wandfüllende digitale Ausbelichtungen von Fotografien im gesamten Warte- und Ambulanzbereich des Krankenhauses vor. Sie sollten an Filmszenen erinnern und in der Kremser Umgebung inszeniert werden.

Auf die Filmassoziationen der Bilder war auch die Gestaltung des Leitsystems abgestimmt. Mittelzentrierung und Kleinschreibung der Stationsnamen erinnern an Untertitelungszeilen im Film. Das Leitsystem basierte außerdem auf einer Farbgestaltung, die in der Beschilderung und den Aufprallschutzstreifen entlang der Wände in den einzelnen Stationen aufgegriffen werden sollte. Umbaupläne seitens des Krankenhauses wie die Herausnahme einzelner Wände sowie sicherungstechnische Bedenken bezüglich der Bildwände führten zu einer Modifizierung des Entwurfs. In Kooperation mit dem ausführenden Architekten Thomas Tauber und der Krankenhausleitung wurde ein Konzept mit sieben, leicht bogenförmig angeordneten Stellwänden entwickelt und in der zentralen Eingangshalle realisiert. Sie zeigen 14 färbige Screenshots von inszenierten, digitalen Videoaufnahmen im Format 165 x 125 cm auf Aluminium kaschiert. Dieses Konzept ist mit weiteren Modifikationen auch auf andere Bereiche in den Ambulanzen des Parterres erweiterbar.

Bela, Hannah, Laszlo und Zoe sind die kindlichen Protagonisten auf zwei fotografisch/filmischen Bildfolgen. Eingepasst in Paravents trennen diese Bildserien den Sitzbereich in der zentralen Eingangshalle vom Durchgangsbereich. Sie sollen ein ruhigeres und gemütlicheres Sitzen gewährleisten, ohne die auch hier Wartenden von den An- und Abmeldezimmern zu trennen.

Die Paravents sind nicht verschiebbar, können aber im Bedarfsfall schnell entfernt und wieder aufgestellt werden. Sie sind mit Sicherheitsglas versehen und gut zu reinigen. Entsprechend der Höhe der Raumteiler von ca 1,45 m entschied sich die Künstlerin bei der Wahl der fotografischen Motive für eine Bildfolge von Inszenierungen mit Kindern je im Innenraum und Außenraum. Ein Versteck- und Suchspiel in den Weinbergen um Krems oder das selbstvergessene Kämmen von Teppichfransen sind Erfahrungen, die den meisten Patienten und Wartenden vertraut sein dürften und positive Erinnerungen oder Assoziationen auslösen.

Formal erinnert die Bildtechnik an die allgegenwärtige Erfahrung des Fern-Sehens. Die Szenen wurden mit den kindlichen Schauspielern inszeniert, digital gefilmt, vom Fernsehbildschirm abfotografiert und digital nachbearbeitet. Der mediale Filter scheint die Trennung zwischen privaten und öffentlichen Bildern aufzuheben.

Die Künstlerin Andrea van der Straeten hat anlässlich der Eröffnung im März 2001 festgestellt: "In einem Krankenhaus eine künstlerische Arbeit zu realisieren, ist eine heikle Sache. Warum? Kunst am Bau gibt es für Schulen, für Büros, für alle möglichen öffentlichen Gebäude. Das Krankenhaus ist aber in der Reihe dieser Orte einer mit besonderen Empfindlichkeiten. Im Spital soll eine Atmosphäre herrschen, die nach Möglichkeit „heilungsfördernd“ sein soll: entspannt und harmonisch, und die im Krankenhaus Arbeitenden nicht irritiert in einem Alltag, der schon anstrengend genug ist. Über diese Situation kann man sich als Künstler schwer hinwegsetzen. Die zeitgenössische Kunst zählt Harmonie und Entspannung aber gerade nicht zu ihren wichtigsten Impulsgebern, und schon gar nicht zu den Parametern, unter denen sie entsteht und sich entwickelt. Im Gegenteil: zeitgenössische Kunst ist irritierend, stellt Fragen, will beunruhigen und gerade nicht beruhigen. Der Interessenskonflikt ist also vorprogrammiert. Künstlerische Arbeiten im Krankenhaus müssen versuchen, diesen Balanceakt zu bestehen: sich als künstlerische Arbeit zu behaupten und die Erwartungen seitens der Auftraggeber zu erfüllen." (Katharina Blaas)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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