Bauwerk

Semperit F & E
Najjar & Najjar - Wimpassing (A) - 2001

Silberhai mit Bodenhaftung

Rondo spezial Alu

Das Semperit-Gebäude ist ein Blick in die Zukunft der Architektur, trägt den Aluminium-Architektur-Preis und legt die Latte für alle anderen Preisträger hoch

6. Juni 2003
Eine doppelt gekrümmte Aluminiumröhre schiebt sich über das Wimpassinger Firmengelände der Semperit AG, umschmiegt das zentrale Atrium und zeigt auf recht eindrucksvolle Art und Weise, was Aluminium in der modernen Architektur zu leisten vermag: 7 cm hohe und 6,60 m lange Alustrangfalz-Profile hüllen die außergewöhnliche Form dieser gewagten Konstruktion in jene geglättete Außenhaut, die von den Architekten Najjar & Najjar mit einer Zeichenmethode geplant wurde, welche üblicherweise bei der Konstruktion von Schiffsrümpfen zum Einsatz kommt. Die organische Anmutung des Gebäudes, des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums der Semperit AG, trug diesem nicht nur die liebevolle Bezeichnung „Silberhai“ ein, sondern überzeugte auch die Juroren des letztjährigen Aluminium-Architektur-Preises - sie verliehen dem glatten Alufisch den Hauptpreis des Jahres 2002.

In der Tat erwies sich Aluminium bei diesem ungewöhnlichen Gebäude einmal mehr als prädestiniertes Material, sobald es darum ging, besonders kühne Architektenfantasien bauliche Realität werden zu lassen. Die Nähe zur architektonischen Avantgarde, ja die unübersehbare Verflechtung mit den wesentlichen Innovationsschüben der neueren Baukunst stellte das Leichtmetall in jüngerer Zeit immer wieder eindrucksvoll unter Beweis: Im Zuge der aktuellen Entwicklung hin zu einer fließenderen Architektur, die herkömmliche Verkleidungssysteme gerne hintan- und stattdessen die Gesamtheit von Oberfläche und Gebäudehülle in den Vordergrund stellt, kann das Potenzial von Aluminium ideal genutzt werden. Die vielseitige Verwendbarkeit des Materials, die nahezu unbegrenzte formale Freiheit erlaubt und im Rahmen moderner Aluminiumarchitektur stets aufs Neue ausgereizt wird, lässt denn auch die Fachwelt mit Spannung auf die einschlägigen Wettbewerbe blicken.

Seit dem Jahre 1998, als die Architekturstiftung Österreich und die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten in Zusammenarbeit mit dem Aluminium-Fenster-Institut erstmals den Aluminium-Architektur-Preis ausschrieben, wurde dies durch die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten verdeutlicht. Auch die Erstverleihung des Architekturpreises, der 1998 mit dem Motto „Aluminium im Wohnbau“ bewusst auf die breit gestreuten Möglichkeiten im privaten Bereich verwies, stellte dazu keine Ausnahme dar: Mit dem Raum Zita Kern

gelang dem Architektenteam ARTEC ein Entwurf von geradezu skulpturaler Qualität. Innovative Materialanwendung und die Intimität des Privaten, archaisch anmutende Steinmauern und futuristischer Aluminiumaufbau werden dabei gekonnt ausbalanciert, die spezifischen Lichtreflexionen des Materials virtuos eingebunden. Elsa Prochazka und Najjar & Najjar waren die Baukünstler, die in den Folgejahren ausgezeichnet wurden.

Spannend fallen freilich auch jene Wettbewerbe aus, die sich gezielt an die Nachwuchsgeneration richten. Beim AFI-Studenten-Preis des Jahres 99 / 00 wurden mit den Schülern der Meisterklasse Prof. Rüdiger Lainer, Akademie der bildenden Künste, etwa Ideen zum Thema „Ausstellungspavillon“ erarbeitet. Die im Wiener Semper-Depot gezeigten Vorschläge reichten von einer Fenster-vor-Fenster-Lösung bis zu einem Pavillon im Steck-in-Steck-out-System. Ähnlich interessant fielen die Studentenwettbewerbe der nachfolgenden Jahre aus.

In der Saison 00 / 01 wurden Studenten vom Institut für Hochbau 1 der Technischen Universität Wien zur Teilnahme eingeladen. Das Thema lautete in diesem Fall: Intelligente Hüllen - Strukturen. Fast zwangsläufig spiegelte auch hier der Bogen der zweihundert eingereichten Arbeiten die vielfältige Anwendung von Aluminium in der Konstruktion wider - die Vorschläge reichten vom Entwurf eines multifunktionalen Aluminiumkinderwagens bis hin zu komplexen Bauwerken, die sich jeder erdenklichen Umgebung anpassen können. Sogar Franz Wests Skulptur „Lemurenkopf“ durfte sich dabei wiederfinden - er inspirierte eine Gruppe von Studenten zum Entwurf eines Hochhauses - mit Aluminium in der Hauptrolle.

Ähnliches darf man sich wohl auch vom diesjährigen AFI-Studenten-Preis erwarten, der heuer mit dem Institut für Hochbau und für Entwerfen / Studio 3 der Universität Innsbruck durchgeführt wird. Das Wettbewerbsthema „always in [AL]“ kommt dabei dem Dauerbrenner der Avantgarde auf leise Weise entgegen: nämlich der Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Aluminium im Allgemeinen und mit Aluminiumprofilen im Speziellen - Basis möglicher Erfahrungen, die heute in ein weit verzweigtes Netz von immer neuen Innovativen rund um Aluminium einfließen. Wohin die Reise geht, mag der Sensibilität internationaler Architekten vorbehalten bleiben. Doch aufregende Perspektiven eröffnen jüngste Forschungen dabei allemal: Schweißverfahren im festen Zustand, wie das neuartige Reibschweißen, Experimente mit gegossenen Teilen als Konstruktionselemente im Bauwesen, oder aber der Einsatz von Platten mit Wabenstruktur aus gelötetem Aluminium zählen dazu.

Grundlegende Arbeiten für das Baugewerbe leisten auch die Anbieter von Aluminium-Profil-Systemen, die im Aluminium-Fenster-Institut vertreten sind. Nicht zuletzt durch laufende Forschung und Entwicklung von Systemreihen und deren Komponenten, die technische, physikalische, ökologische und ökonomische Aspekte zu berücksichtigen haben, dabei Prüfzeugnisse anerkannter Prüfanstalten aufweisen und jahrzehntelange Systemgarantie für die Funktionsfähigkeit der Konstruktionen abgeben. Die Entwicklungskosten für eine neue Konstruktionsreihe innerhalb eines hochwertigen Profilsystems der Marke ALU-FENSTER® betragen rund zehn Millionen Euro, und schon vor der Markteinführung haben Systemkonstruktionen eine große Anzahl von Tests erfolgreich hinter sich gebracht. Prüfungen bezüglich Festigkeits-, Wärme- und Schallschutz, System- und Eignungsprüfungen zwecks Luftdurchlässigkeit oder Schlagregendichtheit legen so auch die Basis für gebaute Aluträume.

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