Bauwerk

Naturbad
Zechner & Zechner - Amstetten (A) - 2000
Naturbad, Foto: Thilo Härdtlein
Naturbad, Foto: Thilo Härdtlein
14. September 2003 - Az W
Die ehemalige Badeanlage der Stadtgemeinde Amstetten bestand aus einem Hallenbad und Sauna, einem Freibadgelände mit zwei Becken und diversen Nebengebäuden sowie einer später zugebauten Sauna. Das Resultat einer Variantenuntersuchung ergab, dass ausschließlich der jüngere Saunazubau erhaltenswert sei, alle restlichen Bauten jedoch abgebrochen werden müssten.

Der Komplex des neuen Naturbades ist Bestandteil des Amstettner Erholungs- und Sportzentrums. Das Grundstück befindet sich in einem Mischgebiet von Gewerbe-, Einzelhandels- und Wohnbebauung - insbesondere das Freibadgelände - wirkt auf den Besucher wie eine „grüne Oase“.

Der Bezug zur Natur und zum Freibadgelände bildet den wichtigsten Bestandteil der Planung. Die Umgebung, in der das Hallenbad liegt wird in das Gebäude gestalterisch „hineingezogen“. Harmonische Übergänge wurden geschaffen und eine Atmosphäre der Offenheit und Transparenz bei gleichzeitig behaglichem Raumklima erwartet die Besucher. Das Gefühl des „Baden unter freiem Himmel“ wird auch in der Halle vermittelt. Wenngleich auch das Dach nicht vollständig verglast ist, so ist der Bezug zum Himmel durch das 50% transparente Dach von sämtlichen Positionen in der Halle aus möglich.

Mit Hilfe von Licht, Farbe, Bepflanzung und Materialwahl wird das Thema „Naturbad“ spürbar gemacht. Durch die Umkleide-Körper und der Nebenraumquader in gelb wird sonniges Klima assoziieren, Erdtöne der „Insel“-Verfliesungen im Wasserbereich unterstreichen die Vegetation und symbolisieren die natürliche Umgebung, die hellblaue Verfliesung der Becken assoziiert glasklares Wasser. Eine Hülle bildet den offenen Raum für die verschiedenen Funktionsbereiche, ähnlich einem grossen Aquarium „schwimmen“ die Körper, Garderoben, Treppen und Galerien innerhalb dieses Raumvolumens. Der gesamte Halleninhalt von der Badelandschaft bis zur Gastronomiezone ist auch von aussen erlebbar und lädt Passanten zum Besuch ein.

Im Mittelpunkt des teils zweigeschossigen Raumes befindet sich der Kassa- und Infobereich. Der Erlebnis-Wasser-Bereich bildet das zentralen Element im Naturbad. Inselartige Trockenflächen bilden in Verbindung mit Bepflanzungen eine differenzierte Wasserlandschaft mit Badebuchten und „Ufer“-Zonen. Brücken verbinden die Inseln untereinander und mit dem umgebenden Trockenbereich. Der gesamte Erlebnisbereich ist als Landschaft konzipiert, die durchschwommen und durchwandert werden kann. Die Brücken, Treppen sowie die Wasserrutsche bilden ein variantenreiches Wegenetz und eröffnen abwechslungsreiche Raumerlebnisse.

An zwei Stellen der Südfassade sind grossflächige Schiebetüren, um während der Sommermonate einen fließenden Übergang von Hallenbad zu Freibad zu eröffnen. Im 1.Obergeschoss befindet sich eine offene Galerie, für Liegen und Ruhezonen und die Gastronomieflächen beherbergt. Durch die tranparente Südfassade und die Oberlichtbänder erhält der gesamte Gastronomiebereich ein heiteres und helles Ambiente.

Um eine schlanke Konstruktion, die dem Konzept der lichtdurchfluteten Halle entspricht zu gewährleisten wurde das Hallenbad als Stahlrahmenkonstruktion hergestellt. Die strassenseitige Nordfassade ist als „Filter“ zum zweigeschossigen Erschließungs-Grünraum ausgebildet. Verglaste Fassadenelemente wechseln mit geschlossenen Paneelen mit Holzoberflächen und bilden so eine streifenartige Struktur. Als besonderes Element tritt an der Nordseite der Halle ausschließlich der Eingangsbereich mit seinem verglasten Windfang in Erscheinung. Eine von der Halle abgesetzte Terrassenkonstruktion markiert den Aussenbereich der Gastronomie. An der Südfassade kam erstmalig eine aus dem Segelschiffbau abgeleitete Sonnensegelkonstruktion mit hydraulischem Antrieb zur Anwendung.

Auch der Vorplatz wurde neu gestaltet. Die kreisrunden Pflanzinseln, die durch ihre Bepflanzung mit Gräsern differenziert sind besitzen zum Teil Einfassungen in Sitzhöhe und bieten Sitz- und Wartemöglichkeiten beim Zugang zum Freibad. In der Nacht und in den Abendstunden werden die Sitzinseln illuminiert. Ein weiteres Gestaltungselement bildet das kreisrunde Wasserbassin, es ist mit drei Fontänen ausgestattet und bietet so während der Betriebsstunden des Bades ein aktives Signal im Eingangsbereich. Der kleine Wassergarten stellt die direkte Weiterführung des Erlebnisbereichs des Hallenbads nach aussen dar und bietet ein angenehmes Ambiente zum Verweilen. (14.05.2001)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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