Veranstaltung

das prinzip coop
Ausstellung
22. Mai 2015 bis 4. Oktober 2015
Stiftung Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
D-06846 Dessau-Roßlau


Veranstalter:in: Bauhaus Dessau

Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung

Genossenschaften, Sharing Community, Baugruppen – das Kollektiv hat Konjunktur. Fragen zum Verhältnis von Gesellschaft und Gestaltung, von individueller und gemeinschaftlicher Kreation und Produktion wurden bereits am Bauhaus verhandelt: Besonders der zweite Bauhausdirektor Hannes Meyer (1889-1955) richtete Lehre und Werkstätten, Planung und Architektur radikal am Kollektiv und seinen Bedürfnissen aus. Revolutionär war besonders Meyers Idee eines gemeinschaftlichen Gestaltungsprozesses. Diesem sogenannten Coop-Prinzip widmet sich nun erstmals die Ausstellung „das prinzip coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung“.

Die Ausstellung zeigt, warum Meyer nach eigenen Aussagen nie allein projektierte, wie er die „Cooperative“ in Lehre und Praxis umsetzte und was genau hinter seiner Parole „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ steckt. Die „Volkswohnung“ wurde unter Meyers Direktorenschaft für zwei Jahre zur zentralen Aufgabe und zum Leitmotiv des Dessauer Bauhauses. Die in dieser Zeit entstandenen Möbel und Einbauten sind konzeptueller Ausdruck des Bestrebens nach maximaler Sparsamkeit in Form, Konstruktion und Material – ein gestalterisches Credo, das heute vielerorts wiederentdeckt.

Anhand der thematischen Module „Gesellschaft“, „Lehre“, „Architektur“ und „Landschaft“ stellt die Ausstellung den Coop-Gedanken vor – und die Neuerungen, die er am Bauhaus einführte: sei es Meyers Verständnis von Architektur als Gesellschaftslehre, die Konzentration auf soziale Inhalte, der organische Funktionalismus in der Gestaltung oder die interdisziplinäre Teamarbeit der Studierenden in sogenannten „vertikalen Brigaden“.

Darüber hinaus fokussiert die Ausstellung auf die von Migration geprägte Biografie Hannes Meyers. Nach seiner Zeit am Bauhaus lehrte der überzeugte Marxist bis Mitte der Dreißigerjahre in der Sowjetunion und ging – nach einem kurzen Intermezzo in der Schweiz – von 1939 bis 1949 nach Mexiko. Auch das große internationale Netzwerk Hannes Meyers wird in der Ausstellung als Teil des Coop-Kosmos nachgezeichnet und verdeutlicht so die Verortung und Rezeption des zweiten Bauhausdirektors.

Das „Prinzip Coop“ und Meyers gestalterische Ideen wird sich auch in der Ausstellungsgestaltung widerspiegeln: Zentrale Referenz ist das Display einer Wanderausstellung, die unter der Leitung von Hannes Meyer Ende der 1920er Jahre durchgeführt wurde und für die aktuelle Ausstellung nun adaptiert wird.

Darüber hinaus hat die Stiftung Bauhaus Dessau in Kooperation mit den Deutschen Werkstätten Hellerau und der Arbeits- und Sozialförderungsgesellschaft Dessau e.V. Tische und Hocker nach Entwürfen von Hannes Meyer reproduziert. Besucher werden so in der Ausstellung Elemente der „Volkswohnung“ im Gebrauch selbst testen können.

Kuratiert wird „das prinzip coop“ von Dr. Werner Möller (Stiftung Bauhaus Dessau) und Dr. Raquel Franklin von der Anahuac University in Mexico City. Die mexikanische Architektin und Meyer-Expertin war in den letzten Jahren im Rahmen des Programms „Fellowship Internationales Museum“ der Bundeskulturstiftung am Bauhaus Dessau zu Gast. Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit der Hannes-Meyer-Sammlung des gta-Zürich und des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt am Main realisiert. Eine Publikation begleitet die Ausstellung.

Katalog: das prinzip coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung. Hrsg. Werner Möller in Zusammenarbeit mit Raquel Franklin. Stiftung Bauhaus Dessau, Leipzig 2015. 96 S., € 14.– (€ 9.90 in der Ausstellung).

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