Veranstaltung

Jo'Burg Now!
Ausstellung
5. August 2004 bis 27. September 2004
Architekturzentrum Wien - Alte Halle
Museumsplatz 1
Österreich


Veranstalter:in: Architekturzentrum Wien
Eröffnung: Mittwoch, 4. August 2004, 19:00 Uhr

Gold und Gräben

Die Wiener Ausstellung «Jo'burg Now»

23. August 2004 - Paul Jandl
Zehn Jahre nach dem Ende der südafrikanischen Apartheid sind die Spuren der Teilung noch zu spüren. Von ihrem multikulturellen Potenzial lebt die Millionenstadt Johannesburg, und doch ist sie zersplittert in ethnisch und sozial definierte Lebensräume. Der Reichtum lebt in hermetischem Luxus, und die Armut siedelt an den weiten Rändern des «Urban Sprawl». Schwarz und Weiss haben noch lange nicht zueinander gefunden. Wie sehr sich Johannesburg trotz allem in den letzten Jahren verändert hat, zeigt jetzt eine Ausstellung im Wiener Architekturzentrum. «Jo'burg Now» heisst die klug konzipierte Schau, die das Zukunftspotenzial der Stadt bemisst, ohne die grossen künftigen Schwierigkeiten zu vergessen.

Und die gibt es zuhauf. Johannesburg wächst an seiner Peripherie nahezu unkontrolliert, während das Zentrum aus toten Bürovierteln besteht. Der innerstädtische neue Urbanismus baut seine protzige Disney-Architektur, die Townships dagegen leben von der Improvisationskraft und vom Recycling. Jetzt werden städtebauliche Konzepte verwirklicht, die traditionelle Grenzen überwinden sollen. Wenn der dicht besiedelte Stadtteil Alexandra neben dem Reichenviertel Sandton ein scharfer Kontrast war, dann soll ein seit 2001 laufendes Projekt zur Revitalisierung diese eklatanten Unterschiede mildern. Eben angelaufene soziale Wohnbauprogramme könnten die Innenstadt von Johannesburg beleben. Traditionelle Townships wie Soweto werden an eine moderne Infrastruktur angebunden.

Die Ausstellung zeigt städtebauliche Notwendigkeiten und architektonische Visionen. Wenn in Johannesburg gebaut wird, dann soll das auch als symbolische Geste gelesen werden. So ist es kein Zufall, dass gerade bei Grossprojekten wie dem vom jungen südafrikanischen Studio MAS gestalteten Walter Sisulu Square die Sprache der «Freedom Charter» zur Grundlage des architektonischen Handelns wird. Gleichheit, Freiheit, Offenheit und andere identitätsstiftende Begriffe werden dabei im Soweto-Stadtteil Kliptown in eine säulenfixierte monumentale Architektur verwandelt. Einer ähnlichen Devise folgt man am neu bebauten Constitution Hill, der zwischen der Innenstadt und dem dicht besiedelten Ghetto Hillbrow liegt. Auf dem Hügel steht auch das neue Verfassungsgericht. OMM Design hat ein offenes Gebäude geschaffen, das die neue südafrikanische Demokratie im besten Sinne symbolisiert. Selbst der Verhandlungssaal des transparenten Gebäudes ist einsehbar.

Johannesburg lebt von seinen Brüchen. Das verdeutlicht die Ausstellung, die das brodelnde Biotop der Stadt in atmosphärischen Fotos erfahrbar macht. In Gold Reef City sind die historischen Stationen Südafrikas nebeneinander erlebbar. Die zum Freizeitvergnügen herabgewürdigte Goldgräberei hat hier ihre Erlebniswelt und ihr Kasino. Daneben steht das Apartheid Museum des südafrikanischen Büros GAPP Architects, das 2002 fertig gestellt wurde. Mit seiner glatten, abweisend wirkenden Architektur, die nicht ohne Grund Elemente des Gefängnisbaus aufnimmt, erzählt es von den dunklen Seiten der Geschichte.

[ Bis 27. September im Architekturzentrum. Kein Katalog. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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