Veranstaltung

Architektur in Bukarest 1920-1945
Ausstellung
Architektur in Bukarest 1920-1945 © Pierre Levy
15. September 2004 bis 12. November 2004
Ausstellungszentrum im Ringturm
Wiener Städtische Allgemeine Versicherung AG
A-1010 Wien, Schottenring 30


Veranstalter:in: Vienna Insurance Group
Eröffnung: Dienstag, 14. September 2004, 18:30 Uhr

Melancholische Moderne

Bukarests Architektur in einer Wiener Ausstellung

30. Oktober 2004 - Paul Jandl
Der Aufbruch kam spät. Während andere europäische Metropolen mit dem Fin de siècle ihre urbane Initiation erlebten, liess sich Rumäniens Hauptstadt bis in die zwanziger Jahre Zeit. Zwischen 1918 und 1939 allerdings hat sich in Bukarest die Bevölkerungszahl fast verdreifacht. In einer von wirtschaftlicher Prosperität und künstlerischem Aufbegehren geprägten Atmosphäre entstand eine architektonische Moderne, die nach Jahrzehnten erstmals dank der Zürcher ETH-Ausstellung vom Herbst 1996 einem breiteren deutschsprachigen Publikum zur Kenntnis gebracht wurde. Jetzt bietet eine Schau im Wiener Ringturm ein Wiedersehen mit rund fünfzig von Bukarests ehemals revolutionären Bauten.

In vier Abschnitten präsentiert die Ausstellung «Architektur in Bukarest 1920-1945» das Bauen im Umbruch. Drei Architekten werden dabei zu Recht hervorgehoben: Horia Creang, Duiliu Marcu und Marcel Iancu. Marcel Iancu hat in Zürich 1916 das «Cabaret Voltaire» mitbegründet. Zehn Jahre später begann der vom Konstruktivismus kommende Maler in Bukarest seine zweite Karriere als Architekt. Was zu Beginn noch aussah wie die verspielten Volumina seiner Zürcher Gipsplastiken, entwickelte sich zu einer formstrengen, an Adolf Loos oder Josef Frank erinnernden Architektur. Bestes Beispiel ist die aus dem Jahr 1931 stammende Villa Juster. Aus geometrischen Grundformen hat Iancu, der kompromissloseste unter Bukarests Architekten, ein Haus von höchst ökonomischer Eleganz geschaffen. Die monumentalen Bauten der städtischen Prachtstrassen sind da weit weniger zurückhaltend. Horia Creangs Verwaltungsgebäude der ARO-Versicherung etwa lebt vom Kontrast zwischen einer verspielten Turmfassade und der schmucklos gestalteten Horizontale des flacheren Hauptgebäudes. Arghir Culinas Hotel Ambassador verkörpert in seinem vielfach abgetreppten und geschwungenen Aufbau noch die Würde eines fröhlichen Wohlstands, der sich allerdings nicht lange halten sollte.

Insgesamt ist Bukarests Architektur der zwanziger und dreissiger Jahre, zu der auch einige bemerkenswerte Industriebauten wie Creangs klinkerverkleidete Malaxa-Werke zählen, durch eine entschlossene Nüchternheit geprägt, die die Ausstellung auf ideale Weise vermittelt. Pierre Levys Fotos zeigen die Bukarester Moderne in fast teilnahmslos wirkendem Schwarzweiss. Beschönigt wird in dieser vom Architekturmuseum der Technischen Universität München gestalteten Schau weder die bisweilen melancholisch wirkende Schwere der Gebäude noch deren anhaltender dramatischer Verfall.

Bis 12. November.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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