Veranstaltung

Wilhelm Riphahn
Ausstellung
18. September 2004 bis 2. Februar 2005
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtsschule
50667 Köln


Veranstalter:in: MAKK Köln

Neues Bauen am Rhein

Der Architekt Wilhelm Riphahn in Köln

Während nahezu 50 Jahren prägte der Architekt Wilhelm Riphahn (1889-1963) das Baugeschehen in Köln. In einer Zeit, da der Abriss des von ihm entworfenen Opernhauses diskutiert wird, ist nun eine grosse Retrospektive seines Werks zu sehen.

6. November 2004 - Hubertus Adam
Eines der bekanntesten Werke des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn wurde auch literarisch verewigt: «Ich wünschte: Es möchte sich die Bastei / Jetzt karussellartig drehen», heisst es in dem Gedicht «Köln von der Bastei aus gesehen». Unwillkürlich hatte Joachim Ringelnatz mit diesen Zeilen die Verwandtschaft des 1924 am Rheinufer errichteten Panoramarestaurants mit expressionistischen Visionen beweglicher Architektur anklingen lassen, beispielsweise mit Bruno Tauts «drehbarem Haus». Die über der «Caponnière» der einstigen preussischen Befestigungslinie errichtete «Bastei», nach Kriegszerstörungen 1958 von Riphahn leicht verändert wieder errichtet, ist ein charakteristisches Gebäude der zwanziger Jahre: Sie manifestiert, indem das Alte als Sockel des Neuen dient, den Aufbruch in die Zukunft; sie zeigt aber zugleich, wie die Formensprache des Expressionismus, bar jedes utopisch- ekstatischen Charakters, nunmehr in den Vergnügungsstätten des Bürgertums ihr Asyl fand. Wilhelm Riphahn, 1889 in Köln geboren, war denn auch nicht eigentlich Expressionist, und erst recht keiner der ersten Stunde. Um 1920, als Taut sich in Magdeburg dem mühsamen Aufbruch verschrieben hatte, konnte er in Köln-Bickendorf eine Siedlung realisieren, die nahezu nahtlos das romantisierende Vorkriegsmodell der Gartenstadt fortschrieb. Und das Haus Offermann im nahen Bensberg vereinte klare Kubatur und lokale Bautradition in einer Weise, die man auch von Paul Schmitthenner oder Paul Bonatz gewohnt war.

Sozialer Wohnungsbau

In den Architekturlexiken des 20. Jahrhunderts wird Wilhelm Riphahn übergangen, und dies, obwohl er in den zeitgenössischen Kompendien stets präsent gewesen ist. Während sich manche seiner prominenteren Berufskollegen lediglich ihren Visionen widmeten, war Riphahn schon in den Jahren des Ersten Weltkriegs im sozialen Wohnungsbau tätig. Dieser sollte eines seiner favorisierten Themen bleiben - Indiz dafür ist seine Teilnahme an der nach einem Masterplan von Gropius angelegten Siedlung Karlsruhe- Dammerstock (1929). Strenger Zeilenbau trat hier als Alternative zur Vielgestaltigkeit der Stuttgarter Weissenhofsiedlung von 1927 auf, und diesem Konzept folgte der Architekt auch mit der «Weissen Stadt» in Köln-Kalkerfeld (1932), die dank behutsamer Sanierung heute noch ein Musterbeispiel des Neuen Bauens darstellt.

Leider war der Umgang mit Riphahns Œuvre nicht immer vorbildlich. Das gilt insbesondere für die Bauten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln realisiert wurden. Schon im Mai 1945 war Riphahn mit Wiederaufbauplanungen betraut worden, und die im Südwesten der Altstadt neu durchgebrochene Hahnenstrasse (1945-52) mit ihren flachen, den Strassenzug flankierenden Ladenzeilen und Kulturbauten gilt als eine Inkunabel der Fünfziger-Jahre-Architektur in Deutschland. Durch Verbauungen und unsensible Eingriffe ist das Ensemble heute weitgehend entstellt. Noch prekärer stellt sich zurzeit die Situation des denkmalgeschützten Opernhauses dar. Der mächtige Kulturbau wurde zwischen 1952 und 1957 errichtet und ist Teil des Forums um den Offenbachplatz, zu dem auch das Schauspielhaus, die Opernterrassen und ebenfalls von Riphahn entworfene Geschäftshäuser gehören. Die Oper ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert: Zum einen brach der Architekt in der Nachfolge der Londoner Royal Festival Hall mit dem Rangtheater und entwarf versetzte Logen, die hervorragende Sichtverhältnisse garantieren. Zum anderen schuf er mit den beiden geböschten Hochhäusern, welche den zentralen Bühnenturm flankieren, ein städtebaulich wirksames Zeichen. Angesichts der nötigen Sanierung diskutiert die Stadt nun auch Abriss und Verkauf der innerstädtischen Liegenschaft, um mit dem Gewinn an anderer Stelle einen Neubau zu errichten.

Instruktiver Überblick

Vielleicht kann die jetzige, längst überfällige Ausstellung über Wilhelm Riphahn im Museum für angewandte Kunst die Verantwortlichen zum Umdenken bewegen. Anhand von Fotos, Plänen, Skizzen und Modellen wird ein instruktiver Überblick über das Schaffen jenes Architekten gegeben, der Köln wie kein Zweiter im 20. Jahrhundert geprägt hat. Die Schau ist zweigeteilt: Zunächst wird anhand der verschiedenen Bauaufgaben das vor 1945 entstandene Werk präsentiert; anschliessend steht der Wiederaufbau Kölns im Zentrum. Riphahn nahm zudem bis zu seinem Tod im Jahre 1963 an diversen Wettbewerben - vor allem für Theaterbauten - teil, realisierte aber auch eine Reihe von Privathäusern.

[ Bis 2. Februar. Katalog: Britta Funck: Wilhelm Riphahn. Architekt in Köln. Eine Bestandsaufnahme. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2004. 276 S., Euro 24.50. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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Wilhelm Riphahn. Architekt in Köln
Eine Bestandsaufnahme