Veranstaltung

DIRECTIONS
Ausstellung
14. August 2005 bis 18. September 2005
Centre Pasquart
Seevorstadt 71-75
CH-2502 Biel


Veranstalter:in: Architekturforum Biel
Eröffnung: Samstag, 13. August 2005, 17:00 Uhr

Lebendige Architekturszene

Neue Bieler Baukunst im Centre PasquArt

9. September 2005 - Hubertus Adam
Mit dem roten Klinkerbau des Volkshauses von Eduard Lanz (1930-1932) und dem expressiven Sichtbeton-Ensemble des Volkshauses von Max Schlup (1961-1966), das unlängst durch Rolf Mühlethaler restauriert wurde, kann Biel zwei Ikonen der Schweizer Architektur des 20. Jahrhunderts vorweisen. 1999 erhielt die Stadt durch die Eröffnung der Holzfachschule von Meili Peter sowie des Centre PasquArt von Diener & Diener neue Aufmerksamkeit. Doch es sind nicht nur Architekten aus Zürich oder Basel, die am Jurasüdfuss tätig werden: In den vergangenen Jahren hat sich in Biel eine lebendige Architekturszene entwickelt, die erstmals im Jahr der Expo 02 von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Wer vom Bahnhof zur Arteplage wollte, passierte zunächst die perspektivisch sich weitende Bahnhofspassage von Kistler & Vogt, dann den neu angelegten Robert-Walser-Platz von Bart & Buchhofer sowie das Medienhaus des mittlerweile aufgelösten Teams Gebert Liechti Schmid. Hier soll «:mlzd», das junge Bieler Büro, welches die Erweiterung des Historischen Museums Bern ausführen wird, in den kommenden Jahren überdies den Neubau der Kaufmännischen Berufsschule realisieren.

Einen Überblick über die Bieler Architekturszene gibt nicht nur ein soeben erschienener Architekturführer, der gut 200 herausragende Bauten seit 1920 dokumentiert, sondern auch die vom Bieler Architekturforum zusammengestellte Ausstellung «Directions» in der Salle Poma des Centre PasquArt. Eine Jury wählte zehn in Biel ansässige Büros aus, die nun jeweils auf einem langgestreckten weissen Sockel ihre Bauten und Projekte präsentieren können. Eine Vielzahl von Kleinbilddias legte «:mlzd» auf einem Leuchttisch aus. Spaceshop füllte seinen Sockel mit Fotos der eigenen Arbeiten und Lifestyle-Utensilien, die zeigen, dass die Urheber von Architektur lebendige Menschen sind. Konzentriert auf wenige Projekte, stellen sich mit Modellen Sollberger Bögli, mit Projektionen Kistler Vogt und mit Fotos Bart Buchhofer vor. Mit Postkarten ihrer Arbeiten operieren Joliat Suter und Laimer Tschanz - die an MVRDV erinnernden Modelle mit Wohntürmen bilden einen Blickfang der Ausstellung.

Vorbilder der prominenten niederländischen oder Schweizer Büros erkennt man an manchen Stellen - etwa beim Haus Truffer in Ipsach von «:mlzd» oder beim Alptransit-Besucherzentrum Pollegio von Bauzeit, dessen Fassaden an die Dominus Winery von Herzog & de Meuron erinnern. Indes: Architektur ist kaum jemals autochthon entstanden, bedarf stets der Inspirationen und ist auch von Moden nicht frei. Der undogmatische Umgang, den die Bieler Büros an den Tag legen, ist erfrischend - hier wird keine neue Schule gegründet, sondern ein Experimentierfeld bespielt. Dass in Biel, einer Stadt von heute 50 000 Einwohnern, so viele qualitätvolle Büros Arbeit finden, bleibt bemerkenswert - und es ist nicht zuletzt Resultat einer vom vormaligen Baudirektor Ulrich Haag betriebenen städtischen Architekturförderung. Grössere Schweizer Städte wie Bern und Zürich könnten von einem derartigen Engagement lernen.

[ Bis 18. September. Katalog: Directions. Neue Architektur aus Biel. Hrsg. Architekturforum Biel, Biel 2005. 86 S., Fr. 20.-. Zum gleichen Preis ist auch der beim Verlag Hochparterre erschienene Architekturführer Biel erhältlich. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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