Veranstaltung

YO.V.A.
Ausstellung
5. September 2007 bis 26. September 2007
KUNSTHALLE Wien project space
Treitlstraße 2, Karlsplatz
A-1040 Wien


Veranstalter:in: Stadt Wien, Haus der Architektur Graz, Kunsthalle Wien
Eröffnung: Mittwoch, 5. September 2007, 19:00 Uhr

Jung, frisch, wienerisch

Die Ausstellung Yo.v.a, Young Viennese Architects, zeigt einen Überblick über die Architekturproduktion der Nachwuchsriege der Bundeshauptstadt.

8. September 2007 - Ute Woltron
Vergangenen Mittwochabend eröffnete in der Kunsthalle/Project Space am Wiener Karlsplatz eine Ausstellung mit ausnehmend fröhlichem, durchwegs jungem Publikum. Die Alten unter ihnen waren auch irgendwie jung - zumindest fühlten sie sich so -, und unter den Jungen waren - nach landläufigem Verständnis - auch ein paar schon nicht mehr ganz so Taufrische.

So ist das nämlich, wenn man sich im Kreise von Architektinnen und Architekten befindet, die im Alter ab 45 langsam aufhören, zu den ganz Jungen zu zählen. Die Ausstellung „Young Viennese Architects“ bietet, wie der Name bereits verkündet, einen Querschnittsblick auf die lebendige Szene ebendieser noch nicht alten Wiener Architekten.

Die Schau, zu sehen bis 26. September, ist das Resultat eines von Planungsstadtrat Rudolf Schicker vor knapp zwei Jahren ausgerufenen Wettbewerbs. Die Stadtplaner lösten damit ein in der „Wiener Architekturdeklaration“ festgeschriebenes Versprechen ein, das den jungen Wiener Architekturschaffenden eine gezielte Förderung angekündigt hatte.

Schicker im Ausstellungskatalog: „Wien hat mit seiner Geschichte und seiner Lage im Zentrum Europas einzigartige Voraussetzungen. Daraus resultieren sicher einige Spezifika der jungen Wiener Architekturszene: Ihre Vielschichtigkeit, ihre Innovationskraft, ihre Fähigkeit zur konstruktiven Kritik, aber auch ihre Offenheit und Buntheit.“

Tatsächlich. Die Bundeshauptstadt kann sich alle zehn Finger abschlecken, eine sehr ordentliche Riege kämpft hier erstens um architektonische Qualität und zweitens, wie gewohnt, ums kommerzielle Überleben. Wenige Aufträge, viele Architekten, doch dieser Schlüssel ist ohnehin sattsam bekannt. Rüdiger Lainer sprach denn auch als der Vorsitzende der Jury, die aus den 42 Einsendungen 15 zu präsentierende Architektenteams ausgesucht hatte, aus, was Sache ist. Bauträger und Developer, so meinte er, sollten sich hierher in die Kunsthalle begeben, um sich ein Bild vom Potenzial der jungen Architektenschaft zu machen. Und „Listen“, wie eben die hier erstellte, würden künftig eine immer wichtigere Rolle spielen.

Bewerben konnten sich alle Architekturmenschen (unter 45), die bereits zumindest ein Projekt in der Bundeshauptstadt gebaut haben. Unter den Ausgesuchten, die im Übrigen im Schnitt 39 Jahre jung sind, befinden sich einige schon etablierte und namhafte Büros, aber auch noch weniger bekannte.

Die an Fantasienamen nicht arme Liste in alphabetischer Ordnung lautet: 000y0 Architekten, AllesWirdGut, Arquitectos, Caramel, feld72, gaupenraub +/-, gerner gerner plus, heri&salli, pool, ppag popelka poduschka architekten, querkraft, RAHM architekten, Klaus Stattmann, Treusch architecture und Michael Wallraff.

Die Ausstellung, so Schicker, werde künftig alle zwei Jahre ergänzt werden. Die Stadtplanung wird heuer für nächstes Jahr wieder einen Wettbewerbsaufruf starten und eine ausgeweitete Ausstellung - wie bereits die aktuelle - auf Wanderschaft durch Österreich und teils auch das benachbarte Ausland schicken.

Anhand der gezeigten Projekte lässt sich die Breite des Feldes ermessen, auf dem Architektur zur Anwendung gebracht wird - oder besser - gebracht werden kann. Wenn man will. Alles da, vom Zaun über das Wohnhaus bis hin zum Veranstaltungszentrum.

Ein wenig problematisch ist die offenbar von den Organisatoren vorgegebene Ausstellungspräsentation, da sie in ihrer herkömmlichen Zig-Zag-Stellwand-Fadesse doch ein wenig altertümlich daherkommt, was schade ist. Gerade junge, kreative Kräfte hätten hier wahrscheinlich eine etwas zeitgemäßere Präsentation des Themas erstens zusammengebracht und zweitens verdient. Ein bisschen eigenartig ist es auch, wenn die Stadtplanung nicht auf eine ähnliche, breiter angelegte Initiative des Architekturzentrums Wien zurückgreift.

Die „Emerging Voices“ hatten vor einigen Jahren ebenfalls die junge Architekturszene zum Inhalt, und die hatte den unschätzbaren Vorteil, dass sie die einzelnen Büros im Detail bis hin zu umfangreichen Publikationsmappen vorstellte.

Doch es soll nicht zu viel gemeckert werden, der Katalog zur Young Viennese Architects-Ausstellung ist tadellos. Um den Ball nun an die jungen Architekten selbst zurückzuspielen. Was halten die vom Arbeiten in Wien? Wolfgang Haas hat für die Publikation eine Umfrage gestartet und etwa auf die Frage betreffend Auftragssituation unter anderem folgende Antworten bekommen: „Wien bietet wenig Aufträge, aber viel Gerede rundherum.“ Die Stadt sei „ein Wohlfühlumfeld trotz wirtschaftlichem Unerfolgreich-Seins“.

Es wäre natürlich ungerecht, an dieser Stelle einzelne Büros hervorzustellen, deshalb gibt es an dieser Stelle keine Charakterisierung der dispersen bunten Truppe. Ganz junge Architekten, die Fuß fassen wollen in dieser unendlich schwierigen, mühsamen, von Fremdkräften oft arg geknechteten Branche, brauchen neben einer vorzüglichen Ausbildung vor allem eines: Durchhaltevermögen, ein gut entwickeltes Ego und Leute, die ihnen ihre ersten Aufträge anvertrauen. Das sprichwörtliche neue Badezimmer für den Onkel, der kleine Zubau zum Haus der Tante können Meilensteine werden. Die hier Präsentierten haben das aber schon hinter sich.

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