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ARCH+ 183
Situativer Urbanismus
ARCH+ 183
zur Zeitschrift: ARCH+

Vom Unitären zum Situativen Urbanismus

21. Mai 2007 - Anh-Linh Ngo
Als im Mai 2005 die Ergebnisse des Shrinking Cities Wettbewerbs in archplus 173 vorgestellt wurden, konstatierten wir eine Wende in der Planungspraxis, die sich bereits in den beiden Ausgaben zur Off-Architektur (166/167) herauskristallisiert hat. Diese Wende ließe sich kurz als eine Bewegung weg von statischen Planungs- und Arbeitsweisen hin zu kleinteilig individuellen und offen performativen Strategien umreißen. Diese Veränderung spiegelt eine Machtverschiebung im Gefüge der an der Raumproduktion Beteiligten wider, denn nichts anderes bedeutet es, wenn gegenwärtig der einzelne Akteur und sein Umgang mit dem Vorgefundenen eine neue Wertschätzung erfährt.
Dieser gesellschaftspolitische Ansatz erlaubt es, das kreative Spannungsfeld zu beschreiben, das sich, um mit Foucault zu sprechen, in den Handlungsräumen der Individuen zwischen Selbst- und Herrschaftstechnologien eröffnet.

Das Thema hat uns nicht wieder losgelassen. Es stellt sich nämlich die Frage, woher und warum mit solcher Vehemenz und warum gerade jetzt Strategien zum Vorschein kommen, die uns einerseits neu, anderseits sehr vertraut vorkommen.

Vertraut, weil von Partizipation, von Selbstermächtigung, von Ermöglichung seit den 1960er Jahren die Rede ist. Vertraut auch, weil diese Strategien Teil der politischen Geschichte dieser Zeitschrift sind. Trotz allen Unkenrufen deutet vieles daraufhin, dass Politik wieder en vogue ist – und zwar Politik im performativen, prozess- und handlungsorientierten und nicht im institutionellen Sinne (siehe Urban Catalyst zu temporären Nutzungen (S. 84) und Fezer/Heydens kritische Betrachtung partizipativer Planungstraditionen (S. 92). Damit laufen die allfälligen Vorwürfe ins Leere, es handele sich um „subpolitische“ und „subplanerische“ Scheingefechte, wenn Planer nicht mehr Pläne zeichnen, sondern sich als Initiatoren, als Anwälte für die Aneignung von Raum verstehen.
Die Umgehung des institutionellen Gefüges dient nämlich dazu, direkt und performativ auf den gesellschaftichen Raum einzuwirken.

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCH+

Ansprechpartner:in für diese Seite: Anh-Linh Ngoberlin[at]archplus.net

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