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werk, bauen + wohnen 10-09
Infrastrukturen
werk, bauen + wohnen 10-09
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Editorial

Politische, soziale und technische Infrastrukturen gehören zu den Grundeinrichtungen eines gut funktionierenden Gemeinwesens. In den reichen Ländern haben wir uns an intakte Infrastrukturen gewöhnt: das Staatswesen und die sozialen Einrichtungen, das Gesundheits- und das Bildungssystem, die Versorgung, der Transport und der Verkehr. Kleine Zwischenfälle verkraften unsere meist mehrfach abgesicherten und komplexen Infrastruktursysteme problemlos. Grössere Pannen wie etwa ein umfassender Stromausfall, können dagegen ganze Lebensbereiche lahmlegen. Denn unterschiedliche Infrastrukturen, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben, sind eng miteinander verknüpft, ja häufig sogar voneinander abhängig. Störfälle gefährden das politische und soziale Gefüge eines ganzen Staates.
Mit den vielen Facetten komplexer Infrastrukturen ist das Bauliche eng und in mannigfacher Weise verknüpft, stellen doch Hoch- wie Tiefbauten grundlegende Infrastrukturen bereit, damit andere, politisch, sozial und wirtschaftlich wichtige Infrastrukturen funktionieren. Dieses Heft handelt von Infrastrukturen, die einerseits wesentlich den Leistungen der Ingenieure und Architekten zu verdanken sind, andrerseits dem französischen Wortsinn der 'infrastructures' – ursprünglich Fundamente für Bahngeleise – nahestehen und im Umfeld des Verkehrs zum unverzichtbaren Unterbau unserer mobilen Gesellschaft geworden sind: Dazu gehören Bahnen und Bahnhöfe, wie die entstehende Durchmesserlinie in Zürich, eine architektonisch bemerkenswerte Haltestelle am Zürcher Flughafen oder die neue Métro in Lausanne. Sie alle dienen primär dem Verkehr, besitzen aber gleichzeitig eine Wirkungsmacht, welche auch die Architektur und den Städtebau beeinflusst oder gar bedingt. Infrastrukturen sind Auslöser für Bewegungen, sagt Ben van Berkel. Deshalb beginnt seine Entwurfsarbeit oft mit Analysen der Bewegung und Überlegungen zur Erschliessung, und dies nicht nur bei Verkehrsbauten. Aufwendige Infrastrukturen erfordern eine langfristige Planung und sind deshalb dem Wandel der Bedürfnisse, der politischen Auffassungen und Machtverhältnisse ausgesetzt und naturgemäss Gegenstand von Auseinandersetzungen. Zwei Fachleute berichten von ihren unterschiedlichen Visionen zur schweizerischen Verkehrsplanung.
Die in den frühen 1940er Jahren angelegte Sustenpass-strasse ist ein Paradebeispiel für eine am amerikanischen Konzept des Parkway orientierte Alpenstrasse. Ein umsichtig erarbeiteter Richtplan bildet die Grundlage, um dieses 'Gesamtkunstwerk' künftig angemessen zu pflegen und zu erhalten. Doch der Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen bringt bekanntlich auch unerwünschte Immissionen mit sich. Dem Lärm etwa rücken wir wiederum mit neuen Strukturen zu Leibe, deren Ästhetik diskutabel ist. Der Fotograf Joël Tettamanti hat sie für uns fotografiert.
Die Redaktion

Isabel Haupt
Erinnerbare Landschaft – promenade d’ingénieur Über den Richtplan zur Sustenpassstrasse

Caspar Schärer
Von unten her gedacht Bahnhof Löwenstrasse in Zürich von Jean-Pierre Dürig

Anneke Bokern
Infrastruktur als Symbolik des Lebens Ben van Berkel im Gespräch

Jürg Conzett
Stahlflügel Perrondächer Glatttalbahn am Flughafen Zürich von Christian Penzel und Martin Valier

Lärm
Eine Bildspur von Joël Tettamanti

Gian-Marco Jenatsch
Rohbau der Stadt Metro Lausanne – Auswirkungen auf Stadtgestalt und Stadtraum

Jürg Röthlisberger und Jürg Dietiker
Störfälle und Szenarien Ein Spagat zwischen der Strassenbau aus den 1960er Jahren und dem menschlichen Mobilitätsverhalten

Forum
Orte: George Gruntz
EFH: Haus Müller Hallauer in Ponto Valentino von buzzi e buzzi Architekten
Wettbewerb: Offener Wettbewerb „Bernoulli-Walkeweg“ in Basel
Zum werk-material: Alterszentrum Gremm in Teufen von Alex Jaeggi und Peter Meyer Architekten
Zum werk-material: 55 Alterswohnungen in Zürich-Hirzenbach von Chebbi Thomet Architektinnen
Bauten: Ein «Lesezeichen» für Salbke-Magdeburg von KARO-Architekten
Innenarchitektur: Neue Beleuchtung der Reformierten Kirche Oerlikon
Szenografie: Die neuen Dauerausstellungen des Schweizerischen Landesmuseums von Holzer Kobler Architekturen
Ausstellung: Zur Ausstellung in Basel aus Anlass seines 100. Todestages
bauen rechnen: Kostenauslagerung durch Contracting
bauen rechten: Lichtemissionen

werk-material
Alex Jaeggi und Peter Meyer Architekten, Zürich: Alterszentrum Gremm in Teufen AR
Chebbi/Thomet Architektinnen GmbH, Zürich: 55 Alterswohnungen, Siedlung Hirzenbach in Zürich

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