Zeitschrift

werk, bauen + wohnen 06-10
Mahendra Raj
werk, bauen + wohnen 06-10
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Im letzten Jahr wurde der indische Bauingenieur Mahendra Raj 85 Jahre alt. Mit einem Porträt dreier seiner wichtigsten Bauten würdigen wir ein Werk, das hierzulande kaum bekannt ist. Rajs spektakuläre Konstruktionen aus Stahlbeton erzählen von einer Suche nach architektonischer Kraft in der Tragstruktur – entgegen der hiesigen Gepflogenheit, Architektur und Tragwerk in einer sachlichen Wechselwirkung zu begründen. Wir können, so meint Alain de Botton in seinem Buch über Glück und Architektur, etwas schön nennen, wenn es uns jene Werte in konzentrierter Form vermittle, die uns selber oder allgemein unserer Gesellschaft fehlten. Mahendra Rajs Bauten laden dazu ein, unsere eigene Arbeit nach genau diesem Fehlenden zu befragen: Nach Unmittelbarkeit, nach Offenheit für Unvorhergesehenes – und vielleicht nach Optimismus.
Wenn wir nach einem Heft, das der Eleganz gewidmet war, jetzt ein Phänomen erörtern, das anderswo mit der chimären Wortschöpfung «brutiful» umschrieben wurde, dann ist das kein Widerspruch. Wir verfeinern nur die Diagnose unserer Zeit: Das im Heft vorgestellte Galerie-, Atelier- und Wohnhaus von Arno Brandlhuber ist eine provozierende Antwort auf die laufende ästhetische Aufwertung und Gentrifikation der Innenstadt Berlins (die mit manch strengen Bauvorschriften durchgesetzt wird) und auf das Bild einer Stadt, die so idealisiert nie bestanden hat. Die Folgen des Veränderungsprozesses in der Innenstadt zeigen sich auch an der Peripherie, in Berlin wie in Frankfurt. Hier entstand in einer von mittelmässiger Architektur geprägten Umgebung mit der neuen Siedlung am Riedberg von Atelier 5 ein Ensemble von Wohngebäuden, bei dem der gemeinsame öffentliche Raum nicht nur ein leeres Versprechen ist, sondern ein Gefäss, das über volumetrische Abstufungen davon erzählt, wie Nachbarschaften langsam wachsen und gedeihen. Die Wohnlichkeit der Riedberg-Siedlung kontrastiert zur Investorenarchitektur auch hierzulande.
Ganz generell spielt der öffentliche Raum in diesem Heft eine bedeutende Rolle: Mit dem Beispiel des Neubaus eines Kulturzentrums in der belgischen Kleinstadt Soignies zeigen wir, dass der Bau der Architekten l’Escaut und Bureau d‘études Weinand als Bühne für Volksfeste Gemeinschaft stiftet – ein Umstand, dem in der Schweizer Stadtplanung oft zu wenig Rechnung getragen wird.
Dass Architektur und Stadtplanung nicht nur davon sprechen, was fehlt, sondern auch von dem, was nicht sein soll – hiervon handelt der erhellende Text von Inge Beckel: Sie zeigt auf, wie in der Zeit des kalten Kriegs jeweils gegen die Werte des anderen politischen Systems entworfen wurde, und wie sich Architektur und Städtebau freiwillig einem ausschliessenden Denken unterstellten. Das vorliegende Heft soll dazu einladen, das architektonische Schaffen kritisch nach dem zu befragen, was nicht ist, um in unserer Zeit – in der alles möglich scheint – zu erkunden, was aus dieser Abwesenheit neu entstehen könnte.

Christian Brunner, Ariel Huber
Talking Concrete: Zum Werk des indischen Bauingenieurs Mahendra Raj

Falk Jaeger
Fiktiv und doch reell: Ein Stadthaus in Berlin bricht mit allen Regeln

Audrey Contesse
Kultur in der Stadt: L‘Espace culturel Victor Jara – das Kulturzentrum im belgischen Soignies von l‘Escaut, Brüssel, und Bureau d‘études Weinand, Lüttich

Christof Bodenbach
Alternativen zum Einerlei: Eine Wohnanlage in Frankfurt am Main von Atelier 5, Bern

Inge Beckel
Im Kalten Krieg: Städtebau, Architektur und Politik

Forum
Orte: Michael Haefliger
EFH: Haus in Salins VS von anako’ architecture, Grimisuat
Wettbewerb: Zweistufiger offener Wettbewerb «Éco-quartier Jonction» in Genf
Zum werk-material: Wohn- und Beschäftigungsbau der Stiftung Wagerenhof in Uster ZH von Birchmeier Uhlmann Architekten
Zum werk-material: Wohnheim in Buttikon SZ von Arndt Geiger Herrmann Architekten
Umbauten: Umbau eines typischen Bürogebäudes in Zürich von Max Dudler
Bauten: Centre Pompidou-Metz von Shigeru Ban und Jean de Gastines Innenarchitektur: Mailänder Möbelmesse 2010
Ausstellung: «Stadt vor Augen – Landschaft im Kopf», eine Sonderausstellung zum Landschaftswandel in der Schweiz im Naturama Aarau
Planung: Der BSA Tessin unterstützt den Ausbau der bestehenden Hauptstrasse zur Schnellstrasse
Bellinzona-Locarno
Ausbildung: Ruedi Baur, Gestalter und Leiter des Instituts Design2Context der zhdk Zürich im Gespräch
mit Florian Heilmeyer
bauen rechten: Die Sicherung von Bauwerken
Ausstellungen
Veranstaltungen | Neuerscheinungen
Produkte

werk-material
Birchmeier Uhlmann Architekten GmbH, Zürich: Wohn- und Beschäftigungsbau, Wagerenhof, Uster ZH
Arndt Geiger Hermann, Zürich: Neubau Wohnheim für psychisch behinderte Erwachsene, Buttikon SZ

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