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werk, bauen + wohnen 07/08-10
Nantes
werk, bauen + wohnen 07/08-10
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Nach Heften über Bordeaux, Hamburg und Kopenhagen präsentieren wir mit Nantes wiederum eine Stadt mit starkem Bezug zum Meer – und das aus einfachem Grund: In diesen Städten sind die Zeichen der sich global verändernden Wirtschaft in den letzten zwanzig Jahren besonders deutlich sichtbar geworden. Nantes wendet sich im Zuge dieser wirtschaftlichen Transformation nach beinahe einem Jahrhundert städtebaulicher Gleichgültigkeit gegenüber der Loire wieder seinem eigentlichen Element zu: dem Wasser.
Das Mitte der 1980er Jahre von Arbeitskämpfen begleitete Ende der Werftindustrie führte nicht nur zu einem politischen und kulturellen Neuanfang. Mit der Berufung des Architekten Alexandre Chemetoff zum Leiter des Stadtumbaus wurde in Nantes eine Entwicklung in Gang gesetzt, die nicht nur für das dirigistische Frankreich vorbildlich ist. Das in diesem Heft vorgestellte Verfahren des «Plan-guide» integriert den industriellen Baubestand auf unorthodoxe Weise, ist offen für die Mitsprache der Bevölkerung und für Experimente, obwohl es in der öffentlichen Wahrnehmung an einzelne, charismatische Entscheidungsträger gebunden ist. Aus hiesiger Sicht und auf den ersten Blick erscheinen das «etatistische» Vorgehen in der Planung und die oft verspielt wirkende Architektur fremd. Aber gegenüber Schweizer Planungs-Gepflogenheiten, bei denen jeder beteiligt und niemand verantwortlich ist, erlebten wir in Nantes eine befreiende Atmosphäre, die sicherlich nicht nur von der Nähe des Atlantiks herrührt.
Nantes wächst auch an seinen Rändern. Was anlässlich von Europan 1 noch ein spielerisches Herantasten an die Lebensumstände in der Peripherie war, wird heute im grossen Massstab umgesetzt. Fragen um ein angemessenes Bauen am Stadtrand gehen Hand in Hand mit Fragestellungen um ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit und finden anregende architektonische Antworten. Das Planungsinstrument der «Zone d’Aménagement Concertée» (ZAC) ist ein umstrittenes, aber leistungsfähiges Mittel, um grosse und schlecht erschlossene Bereiche mit der Stadt stärker zu vernetzen. Für uns ist das Vorgehen interessant, weil es grundsätzlich von Fragen der Erschliessung mit dem öffentlichem Verkehr und einer baulichen Verdichtung ausgeht.
Zu einer Stadt am Meer gehören Leuchttürme. Ohne auf den Bilbao-Effekt angewiesen zu sein, erreichte Nantes mit dem Justizpalast von Jean Nouvel und der vor Jahresfrist fertiggestellten Architekturhochschule von Lacaton & Vassal internationale Aufmerksamkeit. Die beiden Bauten stehen für den Aufbruch einer ganzen Stadt und ihr anhaltendes Bevölkerungswachstum, das von einer starken jüngeren Architektengeneration und ihrem Optimismus weiter getragen wird. Was in Zürich der suggestiven Versinnbildlichung bedarf, gilt in Nantes längst als wiedergefundene Devise: Leinen los!

Thierry Guidet
Zurück an den Fluss: Kurzer Abriss zur städtebaulichen Geschichte von Nantes

Plan-guide: Ein Instrument zur Sicherung der Vielfalt auf der Ile de Nantes

Bertrand Escolin
Fluchtpunkt «Ile de Nantes» Von der Verwandlung eines Stadtteils

Tibor Joanelly
Neutrale Gegenwart: Das Gebäude der Architekturschule auf der Ile de Nantes von Lacaton & Vassal

L’Etat des lieux: Gespräch mit Alexandre Chemetoff und Patrick Henry

Pierre-Arnaud Barthel
Nachhaltig günstig: Das neue Eco-Quartier Bottière Chénaie

Francis Rambert
Soziale Ambitionen: Innovative Wohnbauformen für knappe Budgets

Dominique Amouroux
Talentschmiede Nantes: Drei Architektengenerationen im Porträt

Avec des résumés en français à la fin des articles | With english summaries at the end of the articles

Forum
Orte: Bettina Stucky
EFH: Nullenergiehaus in Mostelberg von Diethelm Spillmann Architekten
Wettbewerb: Psychiatrische Klinik Lausanne-Cery
Zum werk-material: Produktionshalle Bau 235 in Kaiseraugst von Itten Brechbühl
Zum werk-material: Industriehalle in Regensdorf von Graser Architekten
Innenarchitektur: Bistro in Luzern von Dolmus Architekten und Jäger Egli Architekten
Umbauten: Jugendherberge St. Alban in Basel durch Buchner Bründler Architekten
Ausstellung: «Wohn Raum Alpen» in Meran
Bücher: Farbige Fassaden, von Mane Hering-Mitgau
Veranstaltung: Europäische Tage des Denkmals am 11. und 12. September 2010
Personalia: Dank an Alex Aepli
bauen rechnen: Zielgruppen im Wohnungsbau: «Familien»
bauen rechten: Erschütterungen
Ausstellungen | Veranstaltungen
Neuerscheinungen | Produkte
Vorschau | Impressum

werk-material
Itten Brechbühl Architekten, Basel: Produktionshalle Parenteralia, Kaiseraugst, AG
Graser Architekten, Zürich: Produktionshalle der «Gebrüder Meier AG», Regensdorf, ZH

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