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werk, bauen + wohnen 09-10
Landschaft
werk, bauen + wohnen 09-10
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Die Landschaft ist eine Konstruktion unserer Wahrnehmung und eine relativ neue «Erfindung». Ein geografisches Gebiet wird dann zur Landschaft, wenn es betrachtet oder abgebildet wird und der Mensch dadurch ein Verhältnis zu ihr aufbaut. In der Art und Weise, wie der Begriff gemeinhin verwendet wird, schwingen meist ästhetische und emotionale Komponenten mit; Landschaft lässt einen nicht gleichgültig. Sie weckt stets auch die Sehnsucht – eine Sehnsucht, die oft eine melancholische Färbung annehmen kann. Während der Romantik stand die Anziehungskraft der malerischen Natur als treibende Kraft im Vordergrund und verstärkte sich mit der Industrialisierung und den damit einher gehenden massiven Eingriffen in den Naturraum. In seinem Buch «Helvetische Meliorationen – Die Neuordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse an der Linth 1783-1823» beschreibt der Historiker Daniel Speich am Beispiel des Linthwerks, wie sich im späten 18. Jahrhundert die Haltung gegenüber der Natur grundsätzlich änderte. Wurden zuvor Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen als gottgegeben akzeptiert, nahmen die Menschen mit dem Bau des Linthkanals ihr Schicksal selber in die Hand. Dieses Jahrhundertbauwerk veränderte nicht nur das Leben der dort lebenden Bevölkerung, sondern in erheblichem Mass auch die Landschaft.
Was damals richtig und überlebenswichtig war, wird heute kritischer betrachtet, jedoch nicht ohne Ambivalenz. Die Zersiedlung wird hingenommen, während so genannt intakte Landschaften vorwiegend durch die verträumt-verklärte Brille betrachtet werden. Infrastrukturbauwerke werden darum über Dutzende von Kilometern von Tunnels oder Lärmschutzkorridoren verschluckt. Dadurch gerät jedoch der «verschonte» Landstrich aus dem Blickfeld. Als eine der wenigen Konstanten in der Wahrnehmung von Landschaft kristallisiert sich die permanente Veränderung heraus, die auch das Thema dieses Heftes ist. Klartext redet eine Serie von Bildpaaren, die unterschiedlich begründete Veränderungen der Landschaft zeigen. Ein Beitrag widmet sich der Vermessungstechnik, die als Wegbereiterin die Grundlagen für viele von Menschenhand veranlasste Transformationen der Landschaft schafft. Wagemutige Topografen und Landvermesser durchkämmten im 19. Jahrhundert jedes Alpental und erklommen unzählige Alpengipfel, oft begleitet vom Misstrauen der lokalen Bevölkerung. Wir blicken auf die Gotthardregion, die wie kaum eine zweite Landschaft in der Schweiz von einer ständigen Umformung betroffen ist, wechseln auf den Massstab der Agglomeration Birsstadt, in der ein neues Freiraumkonzept die verbleibenden Grünflächen miteinander verknüpft, um uns dann auf der Mikroebene der Siedlung im urbanen Kontext mit den ganz alltäglichen Grünräumen des Wohnens auseinanderzusetzen. Ein Blick nach Holland eröffnet schliesslich unerwartete Perspektiven auf eine Architektur, die wie dem Meer abgerungene Poldergebiete von der Landschaft als Artefakt erzählt.

Klaus C. Ewald und Gregor Klaus
Spuren einer schleichenden Zerstörung: Über den Umgang mit der Ressource Landschaft

Brigitte Nyffenegger
Siedlungslandschaft und Erholungsräume: Freiraumentwicklung in Agglomerationen

David Mauro
Der Blick in den Berg: Die Vermessungstechnik verändert die Landschaft am Gotthard

Kilian T. Elsasser und Toni Häfliger
Verkehrslandschaft Gotthard

Petra Hagen Hodgson
Verdichtete Grünräume im urbanen Raum: Plädoyer für mehr Intimität und Individualisierung im urbanen Wohnumfeld

Daniel Jauslin
Gebaute Nieder-Land-Schaften: Holländische Architektur arbeitet mit landschaftlichen Methoden

Forum
Orte: Fritz Hauser
EFH: Haus in Malapalud VD von Pont 12 architectes und Christiane de Roten
Zum Wohnbauwettbewerb: Tièchestrasse in Zürich
Zum werk-material: Zwei Kindertagesstätten in Corcelles NE von Fournier Maccagnan Architekten und in Meyrin GE von BassiCarella Architekten
Umbauten: Instandsetzung und Umbau Wohnhaus Verena Trepp, Thusis, von Pablo Horváth
Innenarchitektur: Eine Ausstellung über die Gestalterin Charlotte Perriand in Zürich
Ausbildung: Vier Fragen an den Architekten und Interims-Lehrer Lukas Buol zu «Stadt.Plan.2020»
Ausstellung: Der Schweizer Beitrag zur Architekturbiennale Venedig von Jürg Conzett
Green Cycle: Kosten von Grünräumen
bauen rechten: Bauen ist gefährlich!
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werk-material
Fournier-Maccagnan, Bex: Structure d’accueil de la petite enfance, Corcelles-Cormondrèche, NE
BASSICARELLA Architectes, Genève: Espace de vie enfantine Champs-Fréchets, Meyrin, GE

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