Zeitschrift

werk, bauen + wohnen 11-10
et cetera: Livio Vacchini
werk, bauen + wohnen 11-10
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In Sachen Gestaltung sei Notwendigkeit keine Frage des Folgerns aus Prämissen, schreibt Architekt und Philosoph Georg Franck. Vielmehr «entsteht Notwendigkeit, wenn sie denn entsteht, ganz anders. Sie entsteht durch glückliche Koinzidenz.» Auf Notwendigkeit, die sich als optimale Lösung eines anspruchsvollen lokalen Problems, als spürbares Zusammenstimmen in einem Bauwerk manifestiere, schlage unser Sinn für Schönheit an. Ob eine architektonische Lösung geglückt sei, zeige sich also erst in der Erfahrung ihrer Stimmigkeit.
Vor dem scheinbar mühelos zum Himmel strebenden, trotz seiner kraftvollen Masse ungeheuer elegant wirkenden Spannbetonfaltwerk des Sportzentrums Mülimatt in Brugg-Windisch stellt sich eine solche Erfahrung ein. Das letzte Werk, das der vor drei Jahren verstorbene Architekt Livio Vacchini entworfen hat, entpuppt sich nun, da es realisiert ist, als wunderschönes, stimmiges skulpturales Objekt. Auch für Vacchini war die Notwendigkeit ein Motor seiner Arbeit. «Beim Arbeiten wird die Banalität der Pflicht bald einmal überwunden, und sie verwandelt sich in eine Notwendigkeit geistiger Art: die Notwendigkeit, einen Gedanken zu entwickeln.» Der Gedanke, der sein letztes, für unseren Autor Francesco Buzzi vollkommenstes Werk vorantrieb, war die Perfektionierung der Konstruktion, des umhüllenden Falttragwerks, das sich immer mehr von seinem Innenleben löst.
Auch die anderen Projekte, die wir in diesem Novemberheft vorstellen, widerspiegeln Entwurfsideen als geistige Notwendigkeiten, zuweilen obsessive und begeisterte Recherchen. Das Hörsaalzentrum von Giuliani Hönger in der ehemaligen Weichenbauhalle der vonRoll in Bern bietet eine andere Lösung des Umgangs mit Hülle und Raum, als sie Vacchini präsentiert. Der Thematik des Umbaus und der Umnutzung eines ehemaligen Industriegebäudes gemäss bauen sie ein «Haus im Haus». Eine weitere Spielart des Umgangs mit der Industriegeschichte zeigen Lederer RagnarsdÓttir Oei mit dem Ausbildungszentrum in der ostdeutschen Stadt Aschersleben.
Kreativität und Hartnäckigkeit im Sinne Vacchinis bewiesen hat Ueli Zbinden mit seiner Entwurfsidee für die Wohnüberbauung am Schürliweg in Zürich-Affoltern: Nicht weniger als neun Jahre nach dem Gewinn des Wettbewerbs wurde sein innovativer Wohnungsgrundriss für einen 36 Meter tiefen Riegel endlich realisiert – und die Zeit hat seine exemplarische Lösung keineswegs an Schärfe verlieren lassen, im Gegenteil. Forschung im wörtlichen Sinn betrieb dagegen Christian Müller Inderbitzin als erster BSA-Stipendiat mit seiner Studie zum Umgang mit Stahlstrukturen im Wohnungsbau. Peter Sulzer, der unter anderem als Herausgeber der Œuvre complète von Jean Prouvé bekannt ist, rückt biobibliografischen Spuren folgend den Architekten Pierre Jeanneret aus dem Schatten seines Vetters Le Corbusier, dessen Partner er viele Jahre war, ins rechte Licht.

Francesco Buzzi
Form, Struktur Das Sportausbildungszentrum Mülimatt in Brugg-Windisch des Studio Vacchini

Caspar Schärer
Innerer Städtebau Hörsaalzentrum in der Weichenbauhalle auf dem vonRoll-Areal in Bern
von Giuliani Hönger Architekten

Philipp Esch
Die verschwiegenen Höfe Wohnsiedlung Schürliweg in Zürich-Affoltern von Ueli Zbinden

Florian Heilmeyer
Vom Riesen geschnitzt Bildungszentrum Bestehornpark von Lederer Ragnarsdóttir Oei in
Aschersleben, Sachsen-Anhalt

Peter Sulzer
Vergessene Partner Le Corbusiers Partner Pierre Jeanneret – eine biobibliografische Annäherung

Christian Mueller Inderbitzin
Warum Stahlbau? Einblicke in die Resultate des ersten BSA-Forschungsstipendiums

Avec des résumés en français à la fin des articles
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Architektengemeinschaft: Hemmi & Vassella, Chur / Norbert Mathis, Trin: Forst-/Werkhof Crest Ault der Gemeinden Bonaduz / Rhäzüns, GR
Gebert Architekten, Biel: Neubau Werkhöfe und Stadtgärtnerei Biel
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