Zeitschrift

werk, bauen + wohnen 03-11
et cetera: Diener & Diener
werk, bauen + wohnen 03-11
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Dass sich in diesem et cetera-Heft die Mehrheit der Beiträge dem Umbauen, Umnutzen, Weiterbauen, Ersetzen, Ergänzen und Wiederverwerten widmet, ist wie so oft ein Zufall und doch keiner.

Bauaufgaben mit diesem Hintergrund gehören zum Alltag eines mitteleuropäischen Architekturbüros. Über Jahrzehnte hat sich eine kollektive Erfahrung herausgebildet, die ohne weiteres als gereift bezeichnet werden kann. Routine kommt dennoch nicht auf, bringt doch jede Aufgabe und die daraus resultierende architektonische Antwort neue Überraschungen.

In Berlin, wo die Auseinandersetzung über das bauliche Erbe aus der Kaiserzeit stets Anlass zu Diskussionen gibt, haben Diener & Diener eindrücklich ihre bekannten Qualitäten der vertieften Lektüre eines Gebäudes und einer sorgfältigen und zugleich gelassenen Reaktion darauf unter Beweis gestellt. Beim Wiederaufbau des Ostflügels des Naturkundemuseums verknüpfen sie mit aus Kunststein gegossenen Fertigteilen die historische Fassade auf direkte Weise mit dem Neubau. Diener & Diener leisten damit einen gewichtigen Beitrag zu einer teilweise gehässig geführten Debatte, von der man bisweilen den Eindruck hat, sie hätte ihr ursprüngliches Thema aus den Augen verloren.

Eine wechselvolle Geschichte erlebte die Lokremise beim Bahnhof St. Gallen. Der Umbau des 100 Jahre alten Ringdepots zum Kulturzentrum ist das Ergebnis eines langen und verzwickten politischen Prozesses, auf dessen Höhepunkt das St. Galler Stimmvolk in einer denkwürdigen Abstimmung den Projektkredit deutlich annahm. In der Folge überführten Isa Stürm und Urs Wolf das weite Rund der Lokremise mittels weniger punktueller Eingriffe in ein Kulturhaus für Tanz, Theater, Kino, Kunst und Gastronomie.

Bei den beiden Ersatzneubauten für die Stiftung WohnWerk in Basel stand die Einpassung in das bestehende innerstädtische Gewebe im Vordergrund. Christ & Gantenbein gelingt es, mit gezielten und zurückhaltenden architektonischen Massnahmen ein mehrgeschossiges Wohnhaus an der Strasse und einen grossflächigen Werkstattbau in der Tiefe der Parzelle zu einem Ensemble zu verbinden, die Anliegen und das Selbstverständnis der traditionsreichen Institution präzise abbildet.

Eine sehr weit gefasste Interpretation des Recycling-Gedankens pflegen 2012 Architecten: «Super-Use» nennt das Rotterdamer Büro seine Strategie, die ganz auf die intensive Nutzung gebrauchter Wertstoffe ausgerichtet ist, um daraus eine eigentümliche Architektur zu formen. Selbst die Transportwege zum Bauplatz werden in die Rechnung mit einbezogen. Den Abschluss des ersten Heftteils bildet ein Gespräch mit der österreichischen Fotografin Margherita Spiluttini, die in ihren Bildräumen die Eingriffe von Infrastrukturbauten in die «Oberfläche der Natur» festhält, ohne dabei zu urteilen oder zu missionieren. Spiluttinis «gemalte» Bilder erzählen die Geschichte vom grossen Umbau der alpinen Landschaft und vom Ende einer zweihundert Jahre alten Idealisierung.
Die Redaktion

Nott Caviezel
Im Schoss der Geschichte: Diener & Diener haben den Ostflügel des Naturkundemuseums Berlin in Stand gesetzt

Anna Schindler
Hinter den sieben Gleisen: Umbau der Lokremise St. Gallen von Stürm & Wolf Architekten

Tibor Joanelly
Strasse und Hinterhof: Werkstätten und Wohnhaus der Stiftung WohnWerk in Basel von Christ & Gantenbein

Anneke Bokern
Architektur aus Abfall: Das Konzept «Super-Use» der niederländischen 2012 Architecten stellt einen eigenwilligen Ansatz nachhaltiger Architektur dar

Auflösungserscheinungen: Die Fotografin Margherita Spiluttini im Gespräch mit Albert Kirchengast

Forum
Orte: Ian Anüll
EFH: Haus U in Langenthal von BFR LAB Architekten
Wettbewerb: Studienauftrag für den Neubau des Besucherzentrums der Schweizerischen Vogelwarte Sempach
Zum werk-material: Gärtnereien in Chur von Cangemi & Tettamanti Architekten und in Sarnen von Patrik Seiler Architekten
Umbauten: Umwandlung eines Stalls in ein Atelier in Landecy/GE
Bauten: BIGs 8-House als Abschluss der Ørestad-Trilogie in Kopenhagen
Innenarchitektur: Neue Einzelarbeitsplätze im Katalogsaal der Zentralbibliothek Zürich
von Gasser Derungs Architekten
Ausstellung: Zur Ausstellung «Bohuslav Fuchs – Architekt der Tschechischen Avantgarde»
Bücher: Architektenausbildung in Europa
Bücher: Denkmalpflege statt Attrappenkult
bauen rechten: Schriftlichkeit
bauen rechnen: Zielgruppen im Geschäftsflächenmarkt: «Detailhandel»
Ausstellungen | Veranstaltungen
Neuerscheinungen | Produkte

werk-material
V. Cangemi & A. Tettamanti, dipl. Architekten FH ETH SIA, Chur: Klinik Waldhaus Chur, GR
Patrik Seiler Architekten, Sarnen: Kollegi-Gärtnerei, Sarnen, OW

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