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werk, bauen + wohnen 07/08-11
Gent
werk, bauen + wohnen 07/08-11
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Manchmal ist die Architekturbiennale in Venedig eben doch ein Seismograf für Entwicklungen in der Baukunst: Seit einigen Jahren zählt der belgische Pavillon in den Giardini zuverlässig zu den positiven Überraschungen des internationalen Schaulaufens. Es war und ist nicht mehr zu übersehen, dass in dem zerrissenen Land eine eigenständige Baukultur heranwächst – eine Baukultur, die auf kleine Interventionen und langfristige, sukzessive Entwicklungen setzt. Besonders in der Region Flandern erblüht nach langen Jahrzehnten der kulturellen Stagnation eine vitale Kunst- und Architekturszene. Flämische Architekten sind oft auf der Baustelle anzutreffen; sie kennen und schätzen das handwerkliche Detail und kümmern sich bis zur Schlüsselübergabe um eine gute Ausführung der Arbeiten.
Grund genug für uns, genauer hinzuschauen. Wir blicken auf die Stadt Gent, die etwa gleich weit von Brüssel und Antwerpen entfernt im östlichen Teil Flanderns liegt. Während des Semesters gehört Gent ganz den Studenten: Rund 65'000 sind an den fünf Hochschulen eingeschrieben – und dies in einer Stadt mit 243'000 Einwohnern. Jedes Jahr verlassen mehrere hundert Absolventinnen und Absolventen eine der Architekturschulen. Bis in die 1990er Jahre stiessen die Studienabgänger auf einen abgeschotteten Markt, in dem sich wenige Büros die Aufträge untereinander aufteilten. Die Situation hat sich grundlegend verändert, seit die Regierung der Region Flandern 1999 nach holländischem Vorbild die Stelle eines Baumeisters schuf. Peter Swinnen, amtierender Vlaams Bouwmeester und Partner im Architekturbüro 51N4E, erzählt im Gespräch, wie sich die Planungskultur in Flandern zum Positiven gewendet hat und wie er seine Rolle interpretiert.
In einem historischen Abriss erklärt der Genter Architekturprofessor Marc Dubois Gents eigenwillige Morphologie. Der Bücherturm von Henry Van de Velde ist neben den drei Türmen in der Altstadt das bekannteste Wahrzeichen Gents. Im Bericht von Christophe Van Gerrewey wird die Baugeschichte dieser Ikone der Moderne aufgerollt und das Umbau- und Renovationsprojekt von Robbrecht en Daem architecten vorgestellt. «Wildes Denken» schliesslich zeichnet die Architektur Jan De Vylders aus, der an der Biennale 2010 im Arsenale seine faszinierenden Skizzen ausstellen durfte. Paul Vermeulen, ebenfalls Architekt in Gent, beschreibt in seinem Beitrag die künstlerische und zugleich pragmatische Arbeitsweise De Vylders.
Das vorliegende Heft wäre ohne die Hilfe zahlreicher Personen nicht zustande gekommen. Ein besonderer Dank geht an Stefan Devoldere, Adjunkt des Vlaams Bouwmeester, der uns von den ersten Recherchen an mit viel Engagement unterstützte, und Marc Dubois, der uns an seinem profunden Wissen um die Stadt teilhaben liess. Audrey Contesse, die Chefredaktorin der belgischen Architekturzeitschrift A , war mit ihrem publizistischen Fachwissen massgeblich am reichhaltigen Katalog mit 11 aktuellen Bauten in Gent beteiligt.

Gent
Marc Dubois
Chronik der Verwandlung: Zur Geschichte und Morphologie der Stadt Gent

Christophe Van Gerrewey
Ein Lesezeichen: Die Universitätsbibliothek von Henry Van de Velde

Baukultur als Auftrag: Peter Swinnen und Stefan Devoldere im Gespräch mit Nott Caviezel und Caspar Schärer

Paul Vermeulen
Wildes Denken: Die Architektur von De Vylder Vinck Taillieu1

Stefan Devoldere, Audrey Contesse
Wohnen und Studieren: Elf aktuelle Bauten in Gent

Forum
Orte: Ida Gut
EFH: Haus an der Rebgasse in Arlesheim von Marchal Fürstenberger Architekten
Wettbewerb Ersatzneubau Toblerstrasse in Zürich der ABZ Wohnbaugenossenschaft
Zum werk-material: Strandbad Küssnacht von GKS Architekten Partner AG Luzern
Zum werk-material: Neubau Lido Sarnen von Patrik Seiler und Joos Mathys Architekten
Zum Umbau des Kreisgebäudes Wiedikon durch die Arbeitsgemeinschaft Nik Biedermann und Michael Josef Heusi
Innenarchitektur: Das neuartige Holz-Bearbeitungsverfahren «dukta»
Eine Ausstellung über das Architekturbüro 51N4E
Bücher: Ein Materialbuch über Kunststein
Filme: Die Schweiz bauen
18. Europäische Tage des Denkmals: Im Untergrund
bauen rechnen: Trends in der räumlichen Entwicklung des Tourismus
bauen rechten: Ersitzung
Ausstellungen | Neuerscheinungen | Veranstaltungen

werk-material
ARGE Joos Mathys Architekten & Patrik Seiler Architekten: Lido, Sarnen, OW
GKS Architekten Partner AG, 6003 Luzern: Strandbad, Küssnacht a. R., SZ

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