Zeitschrift

TEC21 2012|7
Savoir vivre – 2000 Watt
TEC21 2012|7
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Dieses Heft eröffnet eine Reihe von acht Ausgaben, die wir 2012 der seit «Fukushima» viel beschworenen «Energiewende» widmen werden. Dabei spielt der Gebäudepark eine wichtige Rolle – rund die Hälfte des Schweizer Energiebedarfs geht auf sein Konto. Die Bemühungen zur Reduktion dieses Anteils konzentrieren sich bisher fast ausschliesslich auf technische Massnahmen, während der «Faktor Mensch» weitgehend ausser Acht gelassen wird. Das dürfte sich ändern, denn er ist bedeutend: In energieeffizienten Gebäuden ist der real gemessene Energieverbrauch oft höher als die Planungswerte – da sich die Nutzerinnen und Nutzer anders verhalten als angenommen, etwa mehr Wärme oder Licht bevorzugen, Fenster offen stehen lassen oder Räume intensiver nutzen.

Die mittlerweile von vielen Schweizer Gemeinden als Ziel anvisierte 2000-Watt-Gesellschaft ist ein Pro-Kopf-Prinzip. Die wahre Effektivität von energetischen Baumassnahmen muss deshalb ebenfalls pro Kopf und nicht pro Quadratmeter gemessen werden. Eine energetische Erneuerung reduziert den Energiebedarf pro Fläche; geht aber damit eine Reduktion der Bewohnerdichte einher, hebt dies den Spareffekt wieder auf. Solche «Reboundeffekte» gibt es auch in anderen Bereichen: Elektrische Haushaltsgeräte werden immer effizienter, aber wir benützen mehr davon; Motoren werden sparsamer, aber die Autos sind dafür schwerer, und wir fahren häufiger und weiter damit. Darum hat die Energiewende in der Schweiz noch nicht einmal angefangen: Der Energieverbrauch ist in den letzten Jahren ungebrochen parallel zum Bruttosozialprodukt gestiegen.

Will man Reboundeffekten entgegenwirken, muss man beim Lebensstil ansetzen. Das tönt unbequem und scheint schwieriger, als auf technische Massnahmen zu hoffen. Relevant sind vor allem die Anzahl Nutzende pro Fläche, das Nutzerverhalten im Gebäude und das Mobilitätsverhalten. Dass gute Bauprojekte die Werte dieser drei Faktoren deutlich verbessern können, macht etwa die Baugenossenschaft KraftWerk1 in Zürich seit zehn Jahren vor. Sie hat es nun nachmessen lassen: Die 240 Bewohnerinnen und Bewohner der Gründersiedlung verbrauchen statt des schweizerischen Durchschnitts von etwa 6000 Watt rund 3400 Watt pro Kopf, dank Haustechnik, weniger Flächenverbrauch und weniger Automobilität. Dies nicht aus Freude am Verzicht, sondern weil dieser Lebensstil ihnen ein Plus an Lebensqualität bietet.

Der Fotograf Hannes Henz wird die Reihe zur Energiewende mit seinen Bildern illustrieren. Zum Auftakt hat er Wohnorte fotografiert, die in diesen Tagen von Menschen aufgegeben werden, die in die neue Siedlung KraftWerk2 ziehen.
Claudia Carle, Ruedi Weidmann

In eigener Sache: Seit Mitte Januar ist unser neues Internetportal www.espazium.ch online (vgl. S. 12). Das Logo wird zukünftig in den Printausgaben auf weiterführende Berichterstattung im Internet hinweisen.

05 WETTBEWERBE
Schulanlage Neuenhof | Schulanlage Bäumlihof Basel

12 MAGAZIN
Neues Internetportal der Verlags-AG | Das Werk von Pietro Boschetti

18 NACHHALTIGES BAUEN - DEN FOKUS ERWEITERN
Roland Stulz
Nachhaltiges Bauen darf nicht beim Thema Betriebsenergie stehen bleiben, sondern muss auch den Lebensstil und Aspekte wie graue Energie oder induzierte Mobilität berücksichtigen.

21 VON DEN UMWELTLABELS ZUR NACHHALTIGEN STADT
Andreas Hofer
Die Baugenossenschaft KraftWerk1 in Zürich ist eine Pionierin der Nachhaltigkeit. Die Nachevaluation ihrer Gründersiedlung und die partizipative Planung neuer Projekte führen zu einem immer breiteren Konzept von Nachhaltigkeit.

28 DER EINFLUSS DEES GEBÄUDENUTZERS
Paul Knüsel
Gebäudenutzer können bei Raumklima, Warmwasser- und Stromverbrauch je mindestens 20 % des Energiebedarfs einsparen. Dafür braucht es aber entsprechende Kommunikation und Anreize.

34 SIA
Gesucht: «Praktiker» | Lichtung im Label­dschungel | Deklarationspflicht für Bauten | Verzögerte Raumplanung

40 FIRMEN

42 WEITERBILDUNG

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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