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anthos 2019/04
Naturschutz
anthos 2019/04
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Mettmenhaslisee

Naturschutz und Erholungsnutzung können durchaus auch in hochsensiblen Gebieten wie Moor- und Wasserlandschaften mit ihren typischen Lebensräumen zusammen betrachtet und entwickelt werden. Wo Projekte mit viel Fachwissen sowie professionsübergreifend und vernetzt realisiert werden, ­profitieren am Schluss Mensch und Natur.

25. November 2019 - Gudrun Hoppe
Der direkt am Siedlungsrand der Gemeinde Niederhasli gelegene, wunderschöne Mettmenhaslisee ist ein beliebter Erholungsort. Als verlandender Söllsee ist er ein Zeuge der letzten Eiszeit – und ausserdem ein kantonales Natur- und Landschaftsschutzobjekt sowie ein Flach- und Hochmoor von nationaler Bedeutung. Die Erhaltung und Förderung der Lebensräume und Arten hat daher höchste Priorität, ohne die Möglichkeit einer Interessenabwägung.

Der Moorsee weist vielfältige ökologische und landschaftliche Werte auf kleinstem Raum auf: Die typischen Lebensräume wie ein Hochmoorrest mit Birken-Föhren-Moorwald, Schneidbinsenriede, verwinkelte Torfstichweiher und grössere Wasserflächen sowie Röhrichte sind Lebensraum für zahlreiche Libellen, Vögel und Reptilien. Am Südufer des Mettmenhaslisees wurde in den 1950er-Jahren ein öffentliches Freibad gebaut, das auch heute noch im Sommer von einheimischen und auswärtigen Gästen rege genutzt wird. Zahlreiche SpaziergängerInnen nutzen Freibad und Seeuferweg als Erholungsraum, was das Gebiet – neben künstlichen Aufschüttungen im Randbereich der Moore – derzeit deutlich beeinträchtigt.

Der hohe Erholungsdruck der Bevölkerung war denn auch der Auslöser für das Anliegen der Gemeinde, die Möglichkeiten für entsprechende Nutzungen im Einklang mit dem Naturschutz weiter zu entwickeln. Die Lösung dieser eher konfliktartigen Ausgangslage kann allerdings nur gelingen, wenn das Kerngebiet von den Störungen durch die Be­sucherInnen entlastet wird und dennoch weiterhin eine attraktive Naherholung möglich bleibt.

Konzeptionelle Ideen

Im Jahr 2010 entwickelte eine vom Gemeinderat eingesetzte Arbeitsgruppe «Natur und Landschaft» Gestaltungs- und Aufwertungsideen für den Mettmenhaslisee. Im Jahr darauf nahm die Gemeinde Kontakt mit der Fachstelle Naturschutz des Kantons auf, die in den Folgejahren einen umfassenden Bericht mit Zielen und Massnahmen aus naturschützerischer Sicht unter Einbezug der Erholungsnutzung erarbeiten liess.[1]

Konkrete Projekte

2018 beauftragten die Gemeinde und die Fachstelle Naturschutz gemeinsam die Zürcher quadra gmbh mit der Umsetzung von ersten Teilprojekten des Konzeptes. Der grosse Erholungsdruck erfordert eine gezielte Lenkung der Erholungsnutzung rund um den See. Dabei gilt es aus Sicht des Naturschutzes, Störungen von sensiblen Schutzgütern zu minimieren. Gleichzeitig sollte die Erlebbarkeit von Natur und Landschaft mit punktuellen Zugängen zum See und zu den Feuchtgebieten gefördert werden. Die konkreten Aufwertungsprojekte wurden in enger Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Mettmenhaslisee erarbeitet.

Realisierung

Mit den Zielen «mehr Natur» und «Lenkung der Erholungsnutzung» ist in der ersten Etappe eine grössere Flächen- und Nutzungsrochade vorgesehen. Die bestehende Liegewiese der Badi soll abgetragen und als Riedfläche wiedervernässt werden. Eine neue Liegewiese entsteht auf dem heutigen grossen Parkplatz direkt am See, der planungsrechtlich aus dem Gewässerraum entfernt wird. Der heute wenig einladende, asphaltierte Vorplatz wird höhengestaffelt als ansprechender Eingangsbereich und Veloparkplatz neu angelegt. Der bestehende Seeweg wird zugunsten weiterer Vernässungsflächen 30 bis 40 Meter vom See weg verlegt. In weiteren Etappen sind neben flächigen Aufwertungen auch Aussichtssitze und -plattformen sowie «Hides»[2] vorgesehen, die zum Landschaftserlebnis und zur Naturbeobachtung einladen.

Der Zeitplan für die Umsetzung ist ehrgeizig, nahm aber bisher alle Hürden. Die Bauprojekte wurden im Frühling 2019 eingereicht, die Gemeindeversammlung stimmte dem Projekt am 5. Juni zu. Die Baubewilligung wurde Mitte August erteilt. Die Kantonsarchäologie wird das Vorhaben begleiten, da das Gebiet in einer archäologischen Zone liegt. Mit der Realisierung wird ab September begonnen. Zur Eröffnung der Badesaison im Mai 2020 sollen bereits alle Arbeiten fertiggestellt sein.

Das Projekt Mettmenhaslisee, das Naturschutz und Erholung vereint, zeigt ein beispielhaftes Vorgehen. Vor allem die sehr gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zugunsten einer gemeinsamen Zielsetzung trägt zum Erfolg des Projektes bei. Ziehen alle am gleichen Strick, sind gute und einvernehmliche Lösungen für die Natur und die Erholung möglich, von der beide, häufig getrennt betrachteten Bereiche, profitieren.

Da der Druck auf die Natur im Schweizer Mittelland nach wie vor sehr hoch bleibt, könnte das Projekt als gelungenes Vorbild dienen.


Anmerkungen:
[01] Naturschutzgebiete am Mettmenhaslisee in der Gemeinde Niederhasli, Studie erarbeitet durch das Büro FORNAT, 20. Juli 2016.
[02] Hütte mit Sehschlitzen, durch die Besucher:innen Vögel beobachten können, ohne sie zu stören.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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