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werk, bauen + wohnen 09/10-20
Holzbau
werk, bauen + wohnen 09/10-20
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Das neue Schweizer Bauen mit Holz der 1980er Jahre schuf aus der Beschäftigung mit der Architektur der Zwischenkriegszeit ikonische Werke, die lange Zeit mehr von einer möglichen Poetik des Holzbaus erzählten, als von der Verallgemeinerbarkeit ihrer Technik. Noch fehlten eine leistungsfähige Industrie, eine spezialisierte Planerwelt, breit anwendbare, preiswerte Produkte und Bauweisen und nicht zuletzt fördernde Brandschutznormen. Prominente Pioniere waren Herzog & de Meuron, Peter Zumthor, Rolf Mühlethaler, Burkhalter Sumi, Meili, Peter und Gion Caminada mit seiner Neufassung des traditionellen Strickbaus.

Die formalen Neuerungen bezogen sich oft auf die Lage fern der Stadt – Holz drückte in vielen Fällen einen besonderen Bezug zur Natur aus. Heute ist Holz längst im Alltag angelangt. Gutes Bauen mit Holz setzt eine spezifische Kenntnis des Baustoffs voraus, und dieser hält Architekturschaffende an zur Disziplin beim Entwerfen. Weil Holzbau noch immer nicht billig ist, muss er konkurrenzlosen Mehrwert bringen, sonst sind Beton, Backstein und Stahl die preiswertere Alternative.

Für Holz entscheidet sich, wer ein CO₂-neutrales Baumaterial nutzen will und lokale Stoffkreisläufe im Auge behält, aber auch, wer die Möglichkeiten des Ausdrucks, die Wärme und Authentizität des Naturbaustoffs sucht. Und nicht zuletzt auch, wer Lust hat auf innovatives Konstruieren an den Grenzen des Machbaren – oft im Bescheidenen.

Wer aber mit Holzbau Aufsehen erregen will, muss Superlative anstreben: den grössten Wohnungsbau, das höchste Hochhaus in Holz, die grösste Spannweite oder das komplizierteste Tragwerk. Das ist allerdings nicht per se innovativ. Die Erneuerung kommt eher aus der Holzindustrie, ganz besonders aus kleineren Betrieben. So wie vor Jahren der Rahmenelementbau seinen Siegeszug antrat, sind es heute Bauweisen wie das weltweit verbreitete CLT als homogene und dimensionslose Masse, oder umgekehrt Vollholz-Bauweisen ohne Leim oder Nägel wie das Bausystem von Küng.

Im Heft dokumentieren wir das heute breite Spektrum: Urbanes Wohnen in Barcelona, ein Sportzentrum in den Bergen; eine Wohnsiedlung auf dem Land und den Firmensitz in der Gewerbezone – aber auch ein Bau der Superlative fehlt nicht.

Der Freiraum als Bühne
Wohnensemble Moos in Cham von Loeliger Strub mit Schmid Landschaftsarchitekten
Roland Züger, Roland Bernath

Die Landschaft gewinnt
Langlaufzentrum Campra von Durisch + Nolli
Tibor Joanelly, Tonatiuh Ambrosetti, Giorgio Marafioti

Verborgene Vielfalt
Bürohaus Küng in Alpnach von Seiler Linhart
Alois Diethelm, Rasmus Norlander

Holz hält zusammen
Bauen mit Holz in Barcelona
Xavier Bustos Serrat, Nicola Regusci

4600 Teile
Swatch-Hauptsitz in Biel von Shigeru Ban
Daniel Kurz (Kommentar), Urs Meister im Gespräch mit Kai Strehlke

Zudem:
Debatte: Das Manifest von Daniel Bosshard anlässlich der 113. Generalversammlung des BSA ist ein Plädoyer für eine Eutopie, den guten Ort der Zukunft.
Wettbewerb: Die sieben Entwürfe für den Studienauftrag Volta Nord in Basel stellen kaum Visionäres zur Diskussion, bescheinigt Mathias Frey. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für anschliessende Bebauungspläne dienen, ein Recht auf einen Folgeauftrag besteht für die Verfasser also nicht. Wie im Programm bereits angetönt, favorisiert die Jury die Synthese von zwei kompatiblen Entwürfen. Diese setzen auf fragmentierte Blockränder.
Ausstellungen: Die Ausstellung Our Land is the Sea in Lissabon illustriert die Geschichte von Meer und Küste, wie sie vermessen, verändert und bewohnt wurden. Das Werk des Architekten Philipp von Matt in Berlin ist Thema im Nidwaldner Museum, und in Bern wird historische Kunst am Bau aus Osteuropa und zeitgenössische aus Bern an zwei Standorten gezeigt.
Bücher: Als bereichernde Herausforderung wertet Astrid Staufer die Lektüre von Simon Kretz’ Kosmos des Entwerfens, der der Theorielosigkeit um den Entwurf ein Ende setzt. Charlotte Perriands erste Japanreise wird reich illustriert als Graphic Novel erzählt, und ein neues Buch rekonstruiert den historischen Kontext der Period Rooms im Schweizerischen Landesmuseum.
Junge Architektur Schweiz Meier Unger: Mit dem Haus in Selzach stellen Meier Unger ihre Arbeitsweise vor: Sie wollen bei jeder Aufgabe einen Mehrwert schaffen.
Computer und Werkbank im Austausch: Graber Steiger Architekten bauten für die Firma Komax in Dierikon einen Fabrikbau, der die Arbeitsweise des Industriebetriebs räumlich abbildet: Fertigung, Entwicklung und Verkauf stehen in regem Austausch.
Das Öffentliche ist privat: Mit der Hackney New Primary School in London haben Henley Halebrown ein urbanes Ensemble aus Wohnturm und Schulgebäude geschaffen.
werk-material: Trinkwasseraufbereitungsanlage in Muttenz von Oppenheim Architecture
werk-material: Kläranlage Altenrhein – EMV, Lukas Imhof Architektur

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Verlag Werk AG

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