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tec21 2006|25
Vision Porta Alpina
tec21 2006|25
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Wie sinnvoll ist die Porta Alpina?

Die Lobbyarbeit der Bündner für die „Visiun Porta Alpina“ hat die Schweiz überrascht. Der Bahnhof mit Lift im Gotthard-Basistunnel ist innert Kürze zur kantonal und national geförderten Entwicklungsstrategie für das Bündner Oberland geworden. Bereits sind beträchtliche Mittel gesprochen, und ein machbares und bezahlbares Projekt steht bereit. Aldo Rota stellt es in seinem Artikel vor.

Über die touristische Stossrichtung, möglichen Nutzen und raumplanerische Folgen der Porta Alpina hingegen gibt es zwar Gutachten, aber bisher keine öffentliche Diskussion. Als öffentlich finanziertes Bauprojekt muss sich die Porta Alpina aber Fragen gefallen lassen. Die Infrastruktur in den Alpen wird über Bundesbeiträge und Finanzausgleich zu einem guten Teil von den Steuerzahlern im Mittelland finanziert. Diese sind auch das primäre Zielpublikum der alpinen Touristenorte. Es erscheint deshalb selbstverständlich, dass ein Projekt wie die Porta Alpina eine landesweite Diskussion verdient. Umso mehr, als sowieso eine grundsätzliche Auseinandersetzung über die Regionalpolitik und die künftige touristische Entwicklung des Landes ansteht.[1]

Auch wenn man die regionalpolitische Tradition nicht so rücksichtslos in Frage stellen will wie „Avenir Suisse“[2] und nicht den halben Alpenraum so pauschal als Brache bezeichnen mag wie das ETH-Studio Basel[3], so möchte man als Mittellandbewohner - gerade weil man viel Zuneigung zu den Alpentälern und ihren Bewohnern hat und sich bemüht, deren Perspektive zu verstehen - doch gern fragen dürfen: Ist die Porta Alpina eine Entwicklung in die richtige Richtung? Eine, die die Schweiz will? Und falls ja: Wird sie auch leisten können, was man sich in der Surselva von ihr verspricht?

Im Mittelland löst die Porta Alpina keine Begeisterung aus. Nicht wegen der Kosten, sondern weil die Agglomerationsbewohner in ihrer hektischen, lärmgeplagten Alltagswelt eher zu viel als zu wenig Technik um sich haben und sich zum Ausgleich in den Bergen nicht nur Resorts wie Davos oder Zermatt wünschen, sondern immer mehr eine ursprüngliche Landschaft und intakte Natur. Die Porta Alpina wird deshalb nicht als Vision wahrgenommen, sondern eher als Neuauflage jener „Wunder der Technik“, mit denen man im 19. Jahrhundert den Alpen zu Leibe rückte.[4]

Doch es gibt auch skeptische Bündner. Der Geograf und Tourismusexperte Stefan Forster betrachtet in seinem Artikel den 1999 eröffneten Vereinatunnel und sieht ernüchternd wenig Wirkung im Unterengadin. Da erscheinen die in Sedrun erwarteten Gäste-, Zuzüger- und Umsatzzahlen sehr optimistisch. Heute wachsen nur noch die Segmente Kulturtourismus und naturnaher Tourismus. Ist da die Porta Alpina nicht ein Zeichen, das in die falsche Richtung weist? Forster möchte endlich eine ernsthafte Diskussion um Alternativen zur traditionellen Erschliessungs- und Infrastrukturpolitik in den Bergen eröffnen. Diese Diskussion wird in den nächsten Jahren im gesamten Alpenraum unumgänglich sein, und sie betrifft uns alle. Ruedi Weidmann

[1] Werner Spillmann, Angelus Eisinger: Vom Wachsen und Schrumpfen der Städte. NZZ 29.5.2006.
[2] Hansjörg Blöchliger: Baustelle Föderalismus. Zürich 2005.
[3] Roger Diener et al.: Die Schweiz. Ein städtebauliches Porträt. Basel 2005.
[4] Helmut Stalder: Porta Alpina oder die Kolonisation der Alpen. Tages-Anzeiger 12.1.2006.

Machbar und bezahlbar
Aldo Rota
Die Porta Alpina als Projekt, technisch gesehen: Der Beitrag zeigt auf, welche Bestandteile des Gotthard-Basistunnels genutzt und in jedem Fall erstellt werden, wie die Station aufgebaut ist und dereinst funktionieren soll, wie sie lokal und regional vernetzt werden kann und wie sich ihre Bedienung in den dichten Eisenbahnfahrplan eingliedern lässt.

Eine Vision für die Surselva?
Stefan Forster
Ein Bündner Geograf und Touristiker stellt unbequeme Fragen zur Porta Alpina. Er vergleicht sie mit dem Vereinatunnel, der wenig Effekt hatte, plädiert für eine Abkehr von der «Doktrin der Erschliessung» und möchte die Diskussion um neue touristische Strategien anstossen.

Ein Vorläufer im Apennin
Aldo Rota
Im Apennin-Basistunnel, zwischen Bologna und Florenz, wurde schon vor 70 Jahren eine Kreuzungs- und Überholstation mit öffentlicher Verbindung zur Oberfläche erstellt.

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