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tec21 2006|33-34
Glas
tec21 2006|33-34
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG

Effizienzpfad Energie

Das neue Instrument des SIA, das den «Absenkpfad Energie» von 1996 ablöst, bezieht sich auf fünf Themenbereiche mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau. Es berücksichtigt erstmals auch die Graue Energie des Baumaterials sowie die Mobilität, die durch Bauvorhaben entsteht.

Im Vorwort zur neuen Dokumentation D0216SIA Effizienzpfad Energie formuliert Daniel Kündig, Präsident des SIA, Folgendes: «In seinen Statuten verpflichtet der SIA seine Mitglieder zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Berufsausübung. Die nachhaltige Entwicklung im Bereich des Hochbaus ist eng mit der Energiefrage verknüpft. Diese steht dabei symptomatisch für sich erschöpfende Ressourcen und die zunehmende Belastung des Lebensraums mit Abfallstoffen aller Art, insbesondere dem klimarele-vanten CO2 aus fossilen Brennstoffen.»1 Das neue Instrument hilft, die energetischen Ziele, wie sie im Kioto-Protokoll und in der Schweizer Bundesverfassung festgeschrieben sind, umzusetzen. Es ist auf Initiative der Kommission für Haustechnik und Energie (KHE) des SIA entstanden und ersetzt den «Absenkpfad Energie» von 1996.

Zielgruppen – Nutzungen – Themenbereiche

Der «SIA-Effizienzpfad» wendet sich an drei Zielgruppen: Politiker und Behörden, Bauherrschaften und Investierende sowie Planende. Für jede Zielgruppe formuliert er spezifische Anreize und Strategien. Er berücksichtigt drei Nutzungen: Wohnen, Schulen und Büro, wobei der Schwerpunkt auf Wohnbauten liegt. Betrachtet werden Neubauten wie auch Umbauten.

Die Dokumentation erweitert die Sicht innovativ auf fünf Themenbereiche. Neben den klassischen Bereichen Raumklima, Warmwasser und Licht+Apparate bezieht er erstmals den Themenbereich Baumaterial (Graue Energie) in die Betrachtung mit ein und zeigt deren grosse Bedeutung auf. Als fünfter Bereich kommt die durch Bauvorhaben induzierte Mobilität hinzu und damit eine Dimension, die über das Gebäude hinaus in das siedlungs- und städtebauliche Umfeld verweist. Die zwei neuen Bereiche Baumaterial und Mobilität haben beim SIA zur Bildung von Arbeitsgruppen geführt, die ihre Arbeit in der zweiten Hälfte 2006 aufnehmen werden.

Zielwerte

Die Zielwerte des «SIA-Effizienzpfads» basieren auf Primärenergie. Dies ermöglicht eine vergleichende Betrachtung der fünf Themenbereiche. Er gibt in Anlehnung an die Europäische Norm prEN 15315 Vorgaben für die Umrechnung von Primär- zu Endenergie und von der End- zur Nutzenergie. Die Zielwerte sind mit Plausibilitätsrechnungen realisierter Bauten hinterlegt. Es ist nicht einfach, aber durchaus machbar, heute Bauten zu erstellen, welche die neuen Zielwerte erreichen oder gar unterbieten.

2000-Watt-Gesellschaft

Der «SIA-Effizienzpfad» zeigt, wie das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich erreicht werden kann. Er ermöglicht mit zwei abgestuften Zielwerten ein 2000-Watt-kompatibles und -fähiges Bauen. Michael Kaufmann sagt dazu einleitend in seinem Vorwort: «Es ist höchste Zeit, dass wir nicht nur von den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft sprechen, sondern auch vom Weg, wie wir zu diesen Zielen gelangen. Der ‹Effizienzpfad weist uns diesen Weg.»2

Umsetzung

Die neue Dokumentation gibt klare Hinweise für die Umsetzung. Sie ordnet konkrete Massnahmen für alle fünf Themenbereiche mit Hilfe des Leistungsmodells SIA 112 den verschiedenen Phasen des Bauablaufs zu, angefangen bei der strategischen Planung über die Vorstudien und Projektierung, Ausschreibung und Realisierung bis hin zur Inbetriebnahme, Bewirtschaftung und Nutzung. In einem alphabetisch geordneten Katalog sind die Massnahmen detailliert beschrieben und mit ausführlichen Hinweisen auf weiterführende Quellen hinterlegt.

Unsicherheiten

Der «SIA-Effizienzpfad» kann nicht alles, was wünschbar wäre, bereits abschliessend behandeln. Es bleiben insbesondere Unsicherheiten in der Betriebsphase.
Die Nutzerinnen und Nutzer sind nicht im Fokus des Effizienzpfades, obwohl sie den effektiven Energieverbrauch massgeblich beeinflussen. Hingewiesen wird aber auf bauliche Massnahmen, die helfen, den Energieverbrauch im Betrieb zu senken.

Erste Erfahrungen

Beim Studienauftrag der Wohn- und Gewerbeüberbauung Sihlbogen in Zürich Leimbach3 ist der «SIA-Effizienzpfad» bereits erfolgreich angewendet worden. Die Baugenossenschaft Zurlinden als Investorin hat im Wettbewerbsprogramm nicht nur ein attraktives Wohnen, hohe Flexibiliät und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gefordert, sondern auch eine vorbildliche Bauweise nach den Zielen des «SIA-Effizienzpfades». Die projektierenden Teams hatten bereits in der Vorprojektphase Zielwerte für ein 2000-Watt-kompatibles Bauen zu erreichen. Das Siegerprojekt des Architekturbüros Dachtler Partner AG in Horgen vermag auf eindrückliche Weise zu zeigen, dass sich hohe funktionelle, finanzielle und energetische Anforderungen nicht widersprechen, sondern zu einem Projekt von hoher architektonischer Qualität führen können.

Interdisziplinäres Team

Im Projektteam des Effizienzpfades arbeiteten Fachleute interdisziplinär zusammen. Neben Architektinnen und Architekten auch Haustechnikplaner, Chemiker und Verkehrsplaner. Die Leitung des Teams lag bei H.R.Preisig, wissenschaftliche Mitarbeit K.Pfäffli. Fachexperten pro Bereich: Baumaterial (Graue Energie) U.Kasser, Raumklima H.Huber, Licht+Apparate J. Nipkow, Mobilität S.Schneider, Qualitätssicherung U. Schäfer, K. Viridén.

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Für den Beitrag verantwortlich: TEC21

Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Soltsolt[at]tec21.ch

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