Zeitschrift

Architektur + Wettbewerbe 207
Bauten für Handel und Gewerbe
Architektur + Wettbewerbe 207
Der Wunsch, wieder einmal eine Ausgabe der AW zum Thema Gewerbebauten zu machen, hatte buchstäblich nahe liegende Gründe. Von den Redaktionsräumen in der obersten Etage des Verlagshauses, das sich inmitten eines typischen Gewerbegebiets in Stuttgart befindet, bietet sich ein ausgezeichneter Blick auf das, was mittelständischen aber auch größeren Unternehmen zum Thema Gewerbebau so alles einfällt – und das ist ganz offensichtlich nicht viel, zumindest nicht viel Ermutigendes: Hier ein völlig unstrukturierter Bürokomplex mit Lochfassaden und dem fast schon obligatorischen phallusförmigen Treppenturm in Ganzglasoptik, dort ein Reifenhändler, der den alten Werkstatt- und Montagebereich neben seinem zweigeschossigen Satteldachhäuschen unlängst durch einen Maßstab sprengenden Quader aus Betonfertigteilen ersetzt hat, im Hintergrund die Filiale eines führenden Lebensmittel-Discounters im stereotypen Einheitslook. Diese Eindrücke aus dem Nahbereich sind zweifellos übertragbar auf die meisten Gewerbegebiete in Deutschland beziehungsweise Europa. Bei der großen Mehrzahl der Gebäude für Handel und Gewerbe spielt »Architektur« ganz offensichtlich immer noch eine untergeordnete Rolle. Im Regelfall sehen wir uns mit den immer gleichen, weitgehend gesichtslosen und daher austauschbaren Zweckbauten konfrontiert, die nach rein wirtschaftlichen Kriterien errichtet wurden. Kaum eines dieser Gebäude besitzt das, was man bei einem Menschen als »Ausstrahlung« bezeichnen würde, also etwas, was es sympathisch und damit – im positiven Sinne – beachtenswert macht. Ganz sicher aber müssen sich die Unternehmen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und steigenden Konkurrenzdrucks zunehmend etwas einfallen lassen, um Kunden und Auftraggeber auf sich aufmerksam zu machen beziehungsweise auch künftig an sich zu binden. Das Auftreten einer Firma wird von der Öffentlichkeit nicht nur anhand eines unverwechselbaren Logos, regelmäßiger PR-Maßnahmen und Messeauftritten, eines ansprechend gestalteten Briefpapiers oder eines modernen Fuhrparks beurteilt, sondern zunehmend auch anhand des baulichen Erscheinungsbilds, mit dem sie sich nach außen darstellt. Weitsichtige Unternehmer sollten in einer funktionalen und zugleich qualitätvolle Architektur ihrer Bauten nicht nur die Möglichkeiten sehen, Produktionsabläufe zu optimieren oder eine angenehmere Arbeitsumgebung für ihre Mitarbeiter zu schaffen, sondern vielmehr auch die Chance, sich so von den Mitanbietern signifikant zu unterscheiden und die eigenen Werte und Qualitäten nach außen zu kommunizieren. Wie dies mustergültig umgesetzt werden kann, möchten wir Ihnen gerne mit den ausgewählten Beispielen in diesem Heft zeigen. Arne Barth

Zum Thema
Architektur als Marketinginstrument | Jons Messedat

Beispiele
Repro- und Datenhaus in München-Riem | Florian Nagler Architekten
Druck- und Medienhaus in Augsburg | Ott Architekten
Produktionsgebäude in Lustenau | marte.marte architekten
Unternehmenszentrale in Klaus | Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf
Betriebsgebäude in Baden | ARTEC Architekten
Montagehalle und Schulungszentrum in Neukirch | Barkow Leibinger Architekten
Lackier- und Karosseriebetrieb in Abstatt | m_architekten
Modellbauwerkstatt in Wolfratshausen | Allmann Sattler Wappner Architekten
Gewerbebau in Amsterdam | Evelo Vandenberg architecten
Sportfachgeschäft in Innsbruck | Tatanka
Supermarkt in Mannheim | AJR Architekten
Supermarkt in Bad Liebenzell | Peter W. Schmidt
Warenhaus in Kuressaare | Alver Trummal Arhitektid
Ausstellungsgebäude in Erkheim | a.ml und partner
Ausstellungsgebäude in Owingen | Architektengruppe Überlingen

Projekte
Produktionshalle in Aerzen | Neugebauer + Rösch Architekten
Büro- und Einkaufszentrum in Hamburg | NÄGELIARCHITEKTEN

Wettbewerbe
Produktionsgebäude in Schübelbach
Erweiterung eines Firmengebäudes in Lenzkirch

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Weiterführende Links:
Karl Krämer Verlag GmbH & Co. KG

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