Zeitschrift

tec21 2006|40
The London Plan
tec21 2006|40
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Von London lernen?

Dieses Heft widmet sich dem Revival der Stadtplanung in London unter Bürgermeister Ken Livingstone. Drei Stadtentwicklungsspezialisten mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund berichten für tec21 aus dem Londoner Osten, wo die grössten Veränderungen anstehen. Damit führen sie eine jahrzehntelange Tradition dieser Zeitschrift weiter.

London scheint zunächst fern von Schweizer Verhältnissen zu sein. Seine Dimensionen sind ungleich grösser, und seine wirtschaftliche und politische Geschichte ist ganz anders verlaufen. Doch gab und gibt es viele strukturelle Ähnlichkeiten. Deshalb haben britische Planungen hierzulande immer interessiert. Sie reagierten auf die sozialen Verheerungen des «Manchester-Kapitalismus» und die Folgen einer unkontrollierten räumlichen Entwicklung. Auch wenn die Verhältnisse in der Schweiz weniger schlimm waren, konnte man die Vorschläge von der Insel brauchen. So beschloss beispielsweise der Winterthurer Stadtrat schon vor dem Ersten Weltkrieg, die britische Gartenstadtidee sei das richtige Konzept für die räumliche und soziale Weiterentwicklung der Metallarbeiterstadt – auch wenn dann im Schweizer Kontext nicht utopisch-radikale Neugründungen, sondern eher Gartenquartiere entstanden.

Auch die Londoner Planungsoffensive von 1944, den Greater London Plan von Sir Patrick Abercrombie mit seinen Satellitenstädten, den «New Towns», verfolgten die Schweizer Planer genauestens. So stützte sich beispielsweise der Zürcher Stadtbaumeister Albert Heinrich Steiner bei der Entwicklung der Quartierzentren auf Abercrombies «Neighbourhoods», von denen er Pläne besass. Steiners Nachfolger Adolf Wasserfallen besuchte mehrmals britische New Towns (über die die «Schweizerische Bauzeitung» 1951 berichtete) und orientierte sich an ihnen bei der Planung der Überbauung Hirzenbach in Schwamendingen – auch wenn hierzulande keine neuen Städte gegründet wurden.

In den 1980er-Jahren schaffte die Staatsregierung unter Margaret Thatcher die Londoner Stadtplanungsbehörde ab und organisierte mittels Public-private-partnerships den Bau des Finanzdienstleistungszentrums in den Docklands. Von solchen Methoden liess sich in der Schweiz nicht viel lernen, da ihnen Gemeindeautonomie und direkte Demokratie sehr enge Grenzen setzen.

Doch nun plant London wieder selber. Mayor Ken Living­stone hat mit viel Publicity den «London Plan» lanciert. Und erneut könnte es nützlich sein, genau hinzuschauen. Einmal mehr reagiert nämlich die Londoner Stadtplanung auf Probleme, die auch in der Schweiz spürbar werden: Es sind die für Global Cities typischen Spannungen zwischen den Interessen eines international orientierten Finanzplatzes und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung, soziale Segregation, aufgehende Lohnschere, globalisierte Migration, Steuerwettbewerb; dazu nach wie vor wachsender Verkehr, Energieverbrauch und Landverschleiss. Auch wenn die Auswirkungen nie so drastisch sind wie in London, könnte es von Nutzen sein, die Strategien und Methoden zu verfolgen, die dort in den nächsten Jahren ausprobiert und entwickelt werden – und sie gegebenenfalls wieder an hiesige Verhältnisse anzupassen. Ruedi Weidmann

London plant wieder
André Bideau, Angelus Eisinger, Oliver Pohlisch
London erlebt eine Renaissance der Stadtplanung. Der «London Plan» von Mayor Livingstone propagiert Wachstum - im Unterschied zur Thatcher-Ära ökologisch nachhaltig und für alle Teile der Bevölkerung. Allerdings sind die Spielräume der Planung eng, sie muss in der Dynamik der Global City eine Vielfalt von Interessen moderieren.

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