Zeitschrift

Steeldoc 04/06
Produktion und Manufaktur
Steeldoc 04/06
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz

Industriebau aus dem Baukasten

Stahlprofile eignen sich für modulare und flexible Bausysteme. Seit den frühen 60er Jahren wurde in der Schweiz an solchen Systemen gearbeitet, um sie für die Nutzung und die Anforderungen des Industriebaus zu optimieren. Einer der Pioniere des Systembaus in Stahl ist Fritz Haller, der mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Stahlbaukultur geleistet hat.

9. Februar 2007 - Evelyn C. Frisch
Fritz Haller gehört zu den Vertretern der so genannten «Solothurner Schule» – ein Begriff, den die Architekturkritik für eine Gruppe von Architekten verwendet, die sich in den 50er und 60er Jahren der Verwirklichung eines funktionalen und pragmatischen architektonischen Konzeptes verschrieben hatte. Die geografische Zuordnung war eher zufällig, als dass sich daraus eine Zugehörigkeit hätte ableiten lassen. Nebst Fritz Haller zählt man Namen dazu wie Alfons Barth, Franz Füeg, Max Schlup und Hans Zaugg. Sie bauten Schulen, Kirchen, Verwaltungsgebäude und Produktionshallen – losgelöst von der Idee der Anpassung an den historischen Kontext. Charakteristisch für ihre Arbeit war das Zusammenfügen vorgefertigter Teile und das Denken in «mechanischen Systemen», die auf die Optimierung konstruktiver Lösungen abzielten.

1963 realisierten der Architekt Fritz Haller und der Ingenieur Paul Schärer ein Fabrikationsgebäude für Fensterbeschläge, sowie ein dazugehöriges Bürogebäude in Münsingen im Kanton Bern und die passenden Büromöbel dazu. Es entstanden die Baukastensysteme MAXI, MIDI, MINI und das Möbelsystem unter dem Namen USM Haller. Noch heute, über 40 Jahre später, ist das Möbelsystem USM Haller unverändert und eines der weltweit erfolgreichsten Beispiele des Systemmöbelbaus. Die Stahlbau-Systeme sind modular aufgebaut und berücksichtigen Installationsführung, Nutzungsfreiheit und Erweiterbarkeit. Seit den 60er-Jahren werden damit Schulen und Produktionsgebäude gebaut, wie beispielsweise das Ausbildungszentrum der SBB in Murten oder der Naturwissenschaftstrackt der Kantonsschule in Solothurn. Die Weiterentwicklung eines System-Modells für hochinstallierte Gebäude blieb über Jahrzehnte eine Herausforderung für den Architekten Fritz Haller, die er in seinem Büro in Solothurn und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Industrielle Bauproduktion der TU Karlsruhe zu einer lebendigen Forschungsarbeit machte. Er erhielt 1992 den Ehrendoktor der Ingenieurwissenschaften der Universität Dortmund.

Im nachfolgenden Beitrag schildert Fritz Haller seine Überlegungen und Beweggründe, die zur Entwicklung der Stahlbausysteme führten und welche Grundsätze auch heute für das industrielle Bauen gültig sind. Wir danken Fritz Haller für die Autorschaft.

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Für den Beitrag verantwortlich: Steeldoc

Ansprechpartner:in für diese Seite: Evelyn C. Frischinfo[at]szs.ch

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