Zeitschrift

werk, bauen + wohnen 9-04
Architektur im Bild
werk, bauen + wohnen 9-04
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
„Iconic turn“ nennt man seit einem guten Jahrzehnt die zunehmende Bildhaftigkeit gesellschaftlicher Kommunikation, in der visuelle Medien und Phänomene bestimmend geworden sind – ein Anzeichen für einen grundsätzlichen kulturellen Wandel. Diese neue öffentliche Wirkung, die Macht und suggestive Kraft von Bildern entkräften zuweilen jede vernunftmässige Argumentation. Diesen schalen Beigeschmack meint, wer von der sprichwörtlichen Bilderflut redet.
Uns ging es um Anderes: In der Redaktion einer Fachzeitschrift, die täglich mit Bildern umgeht, sie beschafft, auswählt und druckt, ist die Frage nach dem Sinn und Zweck der Bilder omnipräsent. Bilder dokumentieren, illustrieren und schaffen Atmosphäre, obwohl der abgebildete Gegenstand Architektur mit der fehlenden dritten Dimension seine charakteristische Qualität verliert und der Inszenierung, der willkürlichen Interpretation, ja der Manipulation des Motivs grundsätzlich Tür und Tor geöffnet sind. Denn das Bildermachen an sich ist schon ein Akt der Interpretation. Wer Bilder macht, offenbart seinen Standpunkt – im wörtlichen und im übertragenen Sinn – und ist deshalb schöpferisch tätig. Bilder können hohe künstlerische und ästhetische Qualitäten besitzen, die über ihren informativen Gehalt Wohlgefallen und Genuss bereiten.

Architektur im Bild nehmen wir heute namentlich als Fotografie wahr. Deshalb baten wir fünf namhafte Architekturfotografinnen und -fotografen, uns ein eigenes Bild aus ihrer persönlichen Sicht zu kommentieren. Während die Fotografie Bestehendes getreu ablichtet, ist der Computer imstande, Bilder zu erzeugen, die Dinge zeigen, die es nicht gibt. Darunter fallen auch die Renderings, die Architekten von Bauten herstellen, die erst noch gebaut werden müssen. Jene dienen der Anschaulichkeit des Entwurfes und besitzen zugleich die suggestive Kraft, eine Realität vorwegzunehmen, die sie gleichzeitig bildlich zu legitimieren und zu festigen versuchen. Dabei bedienen sich Architekten unterschiedlich gekonnt einer bestimmten Bildsprache. Diese entspricht hin und wieder derjenigen Bilderwelt, der wir auch sonst in unserem Alltag begegnen. Wie sehr derlei Bilder in einem fortschreitenden Prozess einer allgemeinen Ästhetisierung des Alltags eingebunden sind, ob solche Bilderwelten nach dem Auge ihrer potentiellen Betrachter geschmiedet werden, bleibe dahingestellt. Grund für uns, die Frage zumindest aufzuwerfen. Ein Blick zurück in die Geschichte der Architektur im Bild eröffnet uns, dass unsere Errungenschaften in der bildlichen Darstellung von Architektur ihre Vorläufer haben, und dass neben Brüchen und Zäsuren auch erstaunliche Konstanten zu beobachten sind. – Was ist nun ein Bild? Ein Philosoph hat für uns „Einfache Sätze über Bilder“ formuliert. Sie sind einfach und schwierig zugleich, inspirierend allemal. (Die Redaktion)

Thema

Nott Caviezel
Ceci n’est pas une pipe | Von der Architektur im Bild

Wolfgang Ullrich
Die Bilder der Architekten | Überlegungen zur Rhetorik imaginierter Architektur

Nadine Olonetzky
Camera obscura – Ein Haus für Bilder

Jean-Didier Bergilez
Ausblick auf eine Ästhetisierung des Alltags | Medien und Architektur als Medium
Texte original français

Fünf Ansichten| Von: Margherita Spiluttini, Gabriele Basilico, Walter Mair, Candida Höfer, Heinrich Helfenstein

Oliver R. Scholz
Einfache Sätze über Bilder | Tractatus iconico-philosophicus

Forum

Kolumne: Hans Frei
Bauten: Maison Tropicale von Jean Prouvé
Bauten: Werkhöfe
EFH: Haus Rüthers in Bottighofen, von Jean Claude Mahler
Wettbewerb: Universitäts-Kinderspital beider Basel UKBB
Wettbewerb: «Quartier des Halles» in Paris
Landschaft: Lausanne Jardins 2004
bauen + rechten
Rezension: «The Work of Director Michel Gondry»
Bücher: Zaha Hadid
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werk-material

Annette Gigon/Mike Guyer in Arbeitsgemeindschaft mit Othmar Brügger: Werkhof in Davos, GR
Robert Albertin und Alexander Zoanni dipl. Architekten FH/SIA/SWB: Werkhof in Illanz, GR

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