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werk, bauen + wohnen 12-04
in der Nacht
werk, bauen + wohnen 12-04
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Dieses Heft ist eine Aufforderung, in der Nacht durch die Stadt zu gehen und dort nicht im Dunkeln, sondern im Licht der Nacht über Architektur nachzudenken. Der Trugschluss, dass die Nacht dunkel sei, könnte auf einen ersten Blick dem Trugschluss weichen, dass die Stadt beleuchtet ist, damit sie dem Tag gleich werde. Ein solcher, vom Alltäglichen geprägter Blick sucht die Welt nach scharfen Konturen und farbigen Oberflächen zu entziffern. Dazu sind im menschlichen Auge sieben Millionen Zäpfchen vorhanden, die jedoch nur bei grossen Lichtstärken aktiv werden. Bei Nacht müssen wir uns auf die 125 Millionen Stäbchen auf der Netzhaut verlassen, die primär auf Hell-Dunkelreize reagieren und über weniger räumliches Auflösungsvermögen verfügen. Bei Nacht sieht der Mensch weniger - und anders. Den allnächtlichen Landschaften, die sich vor diesem Blick ausbreiten, versuchen die verschiedenen Autoren dieses Heftes auf die Spur zu kommen.

In wenigen Fällen, auch solche sind in diesem Heft erwähnt, ist das Licht der Nacht farbig: am Spektakel, zur Festbeleuchtung, in exemplarischen Platzbeleuchtungen. Das hauptsächliche Lichtspiel in der Nacht aber sind die Schattierungen, wie sie die Natriumdampflampen, Neonröhren, Leuchtdioden und das ferne Mondlicht über die Strassen und Häuser werfen. Darüber ziehen sich Lichtbänder, die das eine oder andere Element der Architektur akzentuieren sollen. In einigen Fällen entsteht bei Nacht eine neue Architektur, oder es erscheinen Details, die tagsüber verborgen blieben.

Sollen wir die Leuchtobjekte bewundern, oder den Lichtschein über Fassaden und Plätzen? Den Lichtquellen scheint keine auf dem Markt erhältliche Form angemessen - sie sind alle nicht wie die Sonne oder der Mond am Himmel. Man könnte nächtelang über Aussenbeleuchtungskatalogen brüten und die begrenzte Auswahl von nostalgischen und postmodernen Modellen beklagen. Die zeitgenössische Lösung scheint, den Leuchtkörper gar nicht in Erscheinung treten zu lassen. Kein Schmücken des Strassenraums ist das Ziel, sondern ein Akzentuieren des Städtebaus und der räumlichen Ordnung. Für Festarchitekturen und Clubs ist Licht ein eigenes Material, aus dem jede denkbare Illusion gebaut werden kann. Die Fragen stellen sich unbeirrt zu Beginn der Dämmerung und unter dem Lichtkegel der Schreibtischlampe: Entmaterialisiert das Licht gar die Architektur, bis sie nur noch als Atmosphäre existiert, vergänglich wie Schall und Rauch? Die Entmaterialisierung, ewiges Objekt der Begierde der modernen Architektur, bleibt ein Traum - ausser in der Nacht. (Die Redaktion)

Editorial

Thema

Jon Mathieu
Fiat Lux! | Aufleuchtende Nachtlandschaften

Martin Tschanz
Graue Katzen, bunte Lichter | Von der Beleuchtung des öffentlichen Raumes zur Illumination der Stadt

Ulrich Maximilian Schumann
L ’Empire des Lumières | Zürichs neuer Lichtplan

Bernhard Furrer
Bern Bundesplatz | Künstliches Licht als Gestaltungsmittel des historischen Stadtraums

Walter Zschokke
Szenische Projektionen | Visualisierung der Linzer Klangwolke 2003 von Chris Laska

Robert Jan Meyer
Lightclub «Rohstofflager» Zürich

Joachim Ritter
Lux, Lumen und Kelvin | Zur Lichttechnik und Lichtgestaltung im urbanen Raum

Bettina Köhler
Licht im Haus Phöbus | Apollon!Selene!Kerze!Glüh-Birne!Neon-Röhren!

Forum

Kolumne: Hans Frei
EFH: Wohnhaus in Zürich, von Gigon/Guyer Architekten
Bauten: Gemeindehäuser in Ebikon und Domat/Ems
Innenarchitektur: Hebammenpraxis in Zürich
Projekte: BSA-Schulprojekt
Ausstellung: 1.Architekturbiennale in Peking
Bücher: Chandigarh ’s le Corbusier
Ausstellung: Egon Eiermann
Nachruf: Alberto Camenzind |Nachruf:Willy Guhl
bauen +rechten
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BSA: Neumitglieder 2004

werk-Material

Kurt Lustenberger & Jörg Condrau,Ebikon: Gemeindehaus Ebikon, LU
Maurus Frei, dipl. Arch.ETH/SIA, Chur: Kirch-und Kulturzentrum Domat/Ems, GR

Jahresinhaltsverzeichnis 2004 | Register werk-Material 2004

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