Das barocke Prag war nicht immer so hoch geschätzt wie heute. Erst an der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert entdeckte Cornelius Gurlitt – im Zuge der allgemeinen Aufwertung dieser Kunstepoche – den Prager Barock für die Kunstgeschichte. Die in den darauffolgenden Jahren in der Prager Altstadt notwendigen Sanierungsmassnahmen führten einerseits zu einem denkmalpflegerischen Engagement und brachten andererseits die Wiederaufnahme barocker Stilelemente in die Architektur jener Zeit mit sich. In der Folge formierten sich baukünstlerische Prinzipien, die wie der Barockbegriff auf einer Abkehr von klassischen Werten in der Architektur basierten und letztendlich in den sogenannten tschechischen Architekturkubismus mündeten. Die vorliegende Studie beleuchtet die gegenseitige Beeinflussung von Kunstgeschichte, Architekturtheorie, Denkmalschutz und architektonischer Praxis um 1900. Prag steht dabei exemplarisch für die Situation in den europäischen Städten um die Jahrhundertwende.